Kommentar

Das langsame Sterben der DSLRs

2022-07-22 Vor über 160 Jahren wurde die erste Spiegelreflexkamera erfunden, seit 1959 baut Nikon analoge Spiegelreflexkameras mit dem heute noch verwendeten F-Bajonett und 1999 erblickte die erste von Nikon entwickelte digitale Spiegelreflexkamera (DSLR) das Licht der Welt. Doch der technische Fortschritt lässt die ausgereifte DSLR-Technologie altmodisch erscheinen und so ist es nur noch eine Frage der Zeit, wann nach Sony auch die beiden anderen großen Hersteller Nikon und Canon ihre DSLR-Sparten aufgeben. Doch das bedeutet nicht das Ende, denn die Objektive lassen sich an spiegellosen Systemkameras weiterverwenden.  (Benjamin Kirchheim)

Aktuell schlägt ein Bericht des japanischen Wirtschaftsmagazins Nikkei hohe Wellen, denn darin hieß es ursprünglich, dass Nikon sich aus dem DSLR-Geschäft zurückziehen wolle. Später folgte ein Dementi seitens Nikon, man werde sehr wohl noch DSLRs produzieren und verkaufen – ein Versprechen für die Entwicklung neuer DSLRs gibt es indes nicht. Das verwundert uns ehrlich gesagt nicht, denn die DSLR-Technik ist ausgereift, die Kameras sind auf einem hohen Entwicklungsstand. Den Ausstieg aus einem Markt würde ein japanischer Konzern ohnehin niemals groß ankündigen, so geschah das auch bei Sony eher schleichend. Die letzte Sony mit dem DSLR-Bajonett A-Mount kam 2016 auf den Markt und war als letztes verbliebenes Modell bis Anfang 2021 erhältlich. Übrigens wurde auch das Nikon-1-System, das aufgrund des kleinen Bildsensors keinen nachhaltigen Erfolg hatte, niemals offiziell abgekündigt.

Die Entwicklung findet inzwischen bei den spiegellosen Systemkameras statt, wobei die derzeit beste solche Kamera unserer Meinung nach von Nikon kommt: die Z 9. Die Profi-DSLM liegt auch bei unseren inzwischen über 70 bewerteten Kameramodellen mit gutem Abstand vor der Canon EOS R3 auf dem ersten Rang. Sowohl Nikon als auch Canon stellten ihre letzten neuen DSLRs im Sommer 2020 vor, seitdem gab es von den beiden Herstellern nur noch neue spiegellose Systemkameras.

Es ist zwar nicht auszuschließen, dass doch noch die eine oder andere DSLR von Nikon und Canon vorgestellt wird, schließlich sind die Produktzyklen inzwischen deutlich länger als noch vor ein paar Jahren – wir halten es aber dennoch nicht für sonderlich wahrscheinlich. Die Technik ist "ausentwickelt" und wer gerne eine DSLR kaufen möchte, dem würden wir raten, jetzt zuzuschlagen, denn mit einer solchen Kamera wird man noch lange Jahre Freude haben können. Aktuell sind laut unserer Datenbank noch 24 verschiedene DSLRs lieferbar, sechs davon sind Nikons: D3500, D5600, D7500, D780, D850 und D6, also je drei APS-C- und Kleinbildmodelle in allen Preisbereichen.

Zudem gibt es eine riesige Auswahl an Objektiven, sowohl neu als auch gebraucht. Dank Adaptern können die Objektive samt Autofokus-Funktion an spiegellosen Systemkameras weiterhin verwendet werden, sollte die DSLR einmal nicht mehr wirtschaftlich reparabel sein oder den eigenen technischen Ansprüchen nicht mehr genügen.

Übrigens sind wir uns ziemlich sicher, dass es selbst nach einem schleichenden Marktaustritt von Canon und Nikon noch einige Jahre lang DSLRs geben wird. Leica bietet im Mittelformat noch welche an und Ricoh hat sich bereits eindeutig zu seinen DSLRs der Marke Pentax bekannt. Hier gibt es sogar drei verschiedene Sensorgrößen: APS-C, Kleinbild und Mittelformat. Ricoh ist auch der einzige Hersteller, der mit der Pentax K-3 Mark III im vergangenen Jahr 2021 eine neue DSLR vorgestellt hat, im aktuellen Jahr gab es noch keine DSLR-Neuvorstellungen.

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