Rückblende

Logitech Fotoman aufgeschraubt – viel Elektronik, sensible Akkus und ein wenig Optik

2012-01-08 Unter den Fotohistorikern gilt sie als die erste Consumer - Digitalkamera; der Logitech Fotoman von 1991. Zu jener Zeit kamen gerade die ersten Desktop Publishing (DTP) Systeme auf, die Text- und Bildinformationen miteinander verknüpften; sie erlaubten den Redakteuren einen komplett digitalisierten Arbeitsablauf. So ist es nicht verwunderlich, dass ein Hersteller von Computerzubehör entsprechende Peripheriegeräte zur Einbindung von Bilddateien auf den Markt brachte. Der Schweizer Hersteller Logitech hatte zwei ..."man"'s dazu in seinem Angebot - einen Handscanner (Scanman) und eine Digitalkamera (Fotoman).  (Harald Schwarzer)

Hinweis Dieser Artikel wurde ursprünglich in unserem Blog-System veröffentlicht und später zur Archivierung automatisch in unser Redaktionssystem übertragen.

 

Ausführlich werden in der Bedienungsanleitung Hinweise gegeben, wie die Bilder aufgenommen und gespeichert werden. So heißt es u.a. „Blitz und Verschlußzeit werden automatisch geregelt, Fokus und Blendenöffnung sind fix ... Nehmen Sie die Kamera fest in die Hand, wobei Sie den Daumen in die hierfür vorgesehene Kerbe an der Rückseite und die übrigen Finger in die waagerechten Vertiefungen vorne legen. Dabei kommt der Zeigefinger direkt auf oder unmittelbar neben dem Auslöser zu liegen." So viel zur Ergonomie und Kamerahaltung der ersten Digitalkamera von vor 20 Jahren. Fünf Schritte sind notwendig, um ein Bild aufzunehmen:

  1. Licht prüfen (bei hellem Sonnenschein Graufilter verwenden)
  2. Entfernung bestimmen (Mindestabstand zum Motiv ca. 1m)
  3. Motiv in den Sucher holen (Kamera solange bewegen, bis das Motiv im Sucherrahmen ist)
  4. Auslöser drücken (bis ein klickendes Geräusch ertönt)
  5. Tonsignal abwarten (einige Sekunden, bis ein langes, hohes akustisches Signal ertönt)

Ganz wichtig war auch der Ladezustand der NiCd-Akkus, denn wenn sich die Batterie komplett entleert, verlor man sämtliche Bilder, die sich noch in der Kamera befanden. Deshalb sollte der Fotoman im nicht benutzten Zustand immer auf der Ladestation stehen, denn in der Anleitung steht ausdrücklich, dass man die Kamera - anders als ich es getan habe - nicht aufschrauben soll, um z.B. neue Akkus einzulegen.

Zum Einsatz konnten zwei 1,2V Akkus von Sanyo oder Panasonic kommen, aber empfehlenswert waren nur die ersteren, weil nur die 500mAh Panasonic  Akkus in den Kameraschacht passten und die hatten eine um 17% geringere Kapazität als die 600mAh Sanyo Typen. Der interne Speicher kann max. 32 Bilder aufnehmen - wo oft man ihn voll machen kann, ohne die Akkus wieder aufzuladen, hängt vom Einsatz des eingebauten Blitzes ab und von der Geschwindigkeit, mit der die Bilder auf den PC übertragen werden; so galt z.B. für ein Rechner mit 20MHz-386 Prozessor:

Dreimalige Ausnutzung der vollen Kapazität der Kamera (also 3x32 Bilder) bei max. 50% Einsatz des Blitzes und das Übertragen des vollen Kameraspeichers (32 Bilder) dauert nicht länger als 30 Minuten. Länger als 8-10 Stunden sollte man dann nicht mit dem Wiederaufladen warten, denn sonst waren die Bilder weg (s.o.)

Der Aufnahmeteil des Fotoman ist eine komplette Baugruppe, bestehend aus Objektiv, Blitz und Sucher. Dieser ist auch notwendig, denn ein rückseitiges LC Display wie wir es heute kennen, gab es damals noch nicht. Die Sucher ist eine Konstruktion nach dem Albada-Prinzip, der auch in vielen Kompaktkameras eingebaut ist. Er zeigt das Motiv in natürlicher Größe innerhalb eines eingespiegelten Begrenzungsrahmens. Dem Auge erscheint dieser als in der Entfernung „unendlich" befindlich, da die Krümmung des Hohlspiegels entsprechend bemessen ist.

Der Albada-Sucher bietet also keinen verkleinerten Bildwinkel, sondern zeigt das Motiv in natürlicher Größe. Beim Fotoman Sucher gibt der innere gestrichelte Rahmen das Bildfeld bei aufgeschraubtem 1,6x Telekonverter an.

Hersteller des Fotoman war die amerikanische Firma Dycam, die die Kamera als Model 1 anbot. Die technischen Daten des Fotoman sind im digitalkamera.de Datenblatt nachzulesen. Auch Boris Jakubaschk vom digicammuseum.de beschreibt die Kamera im Detail; auf seinem Bild ist auch der Graufilter ND8xzu sehen, der bei den meisten der heute angebotenen Kameras fehlt (s. weiterführende Links).

Am 10. Januar beginnt in Las Vegas die viertägige Consumer Electronic Show (CES), auf der die neuesten Trends und Produkte der Unterhaltungselektronik präsentiert werden. Digitalkameras sind auch dabei - Logitech bietet inzwischen nur noch Webcams an, einige davon immerhin mit Zeiss Optik.

Ergänzung:  Für die Digitalkameras gibt es eine eigene Webseite - the photo industry returns to Vegas

http://www.pmai.org/pma_ces.aspx

Weiterführende Links:

http://www.digicammuseum.de/samm/logitech_fotoman_fm1.htm

http://www.cesweb.org/

http://www.logitech.com/de-ch/webcam-communications/webcams

 

 

Kommentare

Artikel-Vorschläge der Redaktion