Photokina 2019 abesagt
Nächste Photokina ist vom 27. bis 30. Mai 2020
2018-12-04 Die Koelmesse, Veranstalter der Photokina, gab gestern bekannt, dass die schon für Mai 2019 geplante Photokina abgesagt sei und die nächste Photokina somit im Mai 2020 stattfindet. Ist das eine gute oder schlechte Nachricht? Eine gute Nachricht, meine ich. Denn sie gibt der Photokina noch eine Chance, die bei einer vergurkten Photokina 2019 vielleicht nicht mehr bestanden hätte. Aus der Gefahrenzone heraus ist die Photokina aber noch nicht. (Jan-Markus Rupprecht)
Photokina-Logo. [Foto: Koelnmesse]
Es gibt ja oftmals zwei Wahrheiten. Offiziell rufen viele Hurra, wenn eine Messegesellschaft künftig alles anders machen will und eine etablierte Messe auf links dreht. Das war bei der CeBIT so, die so ziemlich alles durchgemacht hat, was eine Messe durchmachen kann – von der exklusiven Fachbesuchermesser mit Abschreckungs-Eintrittspreisen von über 50 Euro bis zum Rummelplatz mit Riesenrad und "Festival-Atmosphäre" für jedermann innerhalb weniger Jahre.
Auch die Photokina soll sich wandeln. Von zweijährlichen Rhythmus, der selbst in der Boomzeit der Digitalfotografie, als Kompaktkameras einen Lebenszyklus von teilweise nur sechs Monaten hatten, hartnäckig aufrecht erhalten wurde, zum künftig jährlichen Stattfinden just in einer Zeit, in der das Geld in der Branche nicht mehr so locker sitzt und die Produktlebenszyklen so lang sind wie noch nie seit es digitale Kameras gibt.
Auch der enspannte Termin im September sollte nicht mehr gut sein. Dabei war er weit genug weg von anderen relevanten Messen der Branche, der CES im Januar und der CP+ im März. Und nicht zu weit weg vom wichtigen Jahresendgeschäft, eigentlich ein idealer Zeitpunkt für die Order des Fachhandels fürs Weihnachtsgeschäft. Der Spätsommer-Termin war seit Jahrzehnten bestens etabliert, und ich habe niemals jemanden klagen gehört, der Zeitpunkt sei ungünstig. Der neue Termin im Mai hingegen, nur gut zwei Monate nach der für die japanischen Fotofirmen wichtigen CP+-Messe und zwischen den etablierten Fotofestivals und genau zwischen Himmelfahrt und Pfingsten, fällt in eine Zeit, die allgemein lieber für Urlaub als für Messebesuche genutzt wird. Man kann sich schon fragen, wer ernsthaft auf solche Ideen kommt.
Dann noch der geplante Wechsel von 2-jährlich auf 1-jährlich und vom September in den Mai gleichzeitig, sodass die geplante Photokina 2018 nur 8 Monate nach der letzten stattfinden sollte. Das konnte eigentlich nichts werden. Zwar wurde monatelang etwas anderes kommuniziert und offiziell war das ja von allen Seiten mit großer Begeisterung aufgenommen worden. Sprach man allerdings mit Leuten aus der Branche, hörte man nahezu durchweg kritische Stimmen. Bei einem großen Hersteller der Branche, dessen Geschäftsjahr von Juli bis Juni geht, fielen gleich zwei teure Photokina-Messeauftritte in ein Geschäftsjahr. Der Hersteller hatte dennoch zugesagt. Alle Achtung! Andere hingegen haben ihre Präsenz auf der Photokina 2019 nach so wenigen Monaten hingegen ausgeschlossen. Fragt man die direkt betroffenen, die Mitarbeiter der Hersteller, hörte man teilweise sehr deutliche Worte. Beispielsweise: "Die nächste Photokina ist die letzte Photokina!". Diesen Satz habe ich mehr als einmal und von verschiedenen Leuten gehört. Und so zieht die Messegesellschaft jetzt folgerichtig die Reißleine.
Das ist gut so. Denn eine schlecht mit Ausstellern bestückte und in direkter Konsequenz deswegen auch schlecht besuchte Photokina hätte das Aus für alle Zeiten für die Weltleitmesse des Bildes bedeuten können. So wie es kürzlich der CeBIT ergangen ist. Jetzt haben wir zumindest die Chance, dass auf der Photokina 2020 wieder alle bedeutenden Hersteller vertreten sind.
Auch so wird es schwer genug für die Photokina. Wie die Besucher den neuen Termin annehmen, wird sich dann zeigen. Der eine oder andere mag seine Pfingstferien für einen Photokina-Besuch nutzen. Andere wiederum sind dann einfach auf Mallorca oder segeln einen Pfingsttörn auf der Ostsee und haben wenig Lust auf Klimaanlagen-Luft in Messehallen. Die Messebauer, die am Pfingstsonntag und Pfingstmontag 2020 die Photokina abbauen müssen, tun mir eigentlich jetzt schon leid.
Und der jährliche Rhythmus könnte sich auch als nachteilig erweisen. Wie man hört, scheuen viele Aussteller die hohen Kosten, wenn sie jährlich anfallen. Eine Konsequenz daraus könnten kleinere Messestände mit weniger Personal sein, damit sich die Gesamtausgaben für die Messen nicht gleich verdoppeln. Dies kann dazu führen, dass die Messe weniger gewaltig, eher als nationale, denn als internationale Messe wahrgenommen wird. Wenn dann noch die Mitarbeiter der Kamerahersteller aus Japan daheim bleiben, weil deren Reisekosten für ein jährliches Event zu hoch erscheinen, dann unterstreicht das die neue Wahrnehmung als nationale (oder schlimmer: regionale) Messe noch zusätzlich. Aus der Gefahrenzone heraus ist die Photokina also noch ganz und gar nicht! Hoffen wir mal das Beste.
Impressionen von der Photokina 2018, der letzten Photokina mit zweijährlichem Abstand und im September. [Foto: MediaNord]
Impressionen von der Photokina 2018, der letzten Photokina mit zweijährlichem Abstand und im September. [Foto: MediaNord]
Impressionen von der Photokina 2018, der letzten Photokina mit zweijährlichem Abstand und im September. [Foto: MediaNord]
Impressionen von der Photokina 2018, der letzten Photokina mit zweijährlichem Abstand und im September. [Foto: MediaNord]
Impressionen von der Photokina 2018, der letzten Photokina mit zweijährlichem Abstand und im September. [Foto: MediaNord]
Impressionen von der Photokina 2018, der letzten Photokina mit zweijährlichem Abstand und im September. [Foto: MediaNord]
Impressionen von der Photokina 2018, der letzten Photokina mit zweijährlichem Abstand und im September. [Foto: MediaNord]
Impressionen von der Photokina 2018, der letzten Photokina mit zweijährlichem Abstand und im September. [Foto: MediaNord]
Impressionen von der Photokina 2018, der letzten Photokina mit zweijährlichem Abstand und im September. [Foto: MediaNord]
Impressionen von der Photokina 2018, der letzten Photokina mit zweijährlichem Abstand und im September. [Foto: MediaNord]
Impressionen von der Photokina 2018, der letzten Photokina mit zweijährlichem Abstand und im September. [Foto: MediaNord]
Impressionen von der Photokina 2018, der letzten Photokina mit zweijährlichem Abstand und im September. [Foto: MediaNord]
Impressionen von der Photokina 2018, der letzten Photokina mit zweijährlichem Abstand und im September. [Foto: MediaNord]
Impressionen von der Photokina 2018, der letzten Photokina mit zweijährlichem Abstand und im September. [Foto: MediaNord]
Hier noch die Original-Pressemitteilung der Koelmesse vom 03.12.2018:
Die nächste photokina findet im Mai 2020 statt
Imaging-Industrie und Koelnmesse beschließen neuen Startpunkt für den Jahresturnus
Nach der erfolgreich verlaufenen photokina 2018 haben sich der PhotoindustrieVerband (PIV), Frankfurt, als ideeller Träger der Messe und der Veranstalter Koelnmesse darauf verständigt, die nächste weltweite Leitmesse nicht wie zunächst geplant im Mai 2019, sondern im Mai 2020 zu veranstalten. Dann werden von Mittwoch, 27.05.2020 bis Samstag, 30.05.2020, wieder alle marktführenden Unternehmen der Imagingbranche in Köln erwartet. Die Entscheidung, den Start des angekündigten Jahresturnus um ein Jahr zu verschieben, soll allen Beteiligten die Möglichkeit geben, die erfolgreich begonnene Neukonzeptionierung der photokina weiter zu entwickeln und neue Zielgruppen bei Ausstellern und Besuchern zu erschließen, um den Status der Messe als globale Plattform der Foto- und Imaging-Branche auszubauen.
„Die photokina 2018 hat mit bahnbrechenden Neuheiten und 180.000 Besuchern aus 127 Ländern unsere ohnehin optimistischen Erwartungen deutlich übertroffen”, erklärte der PIV-Vorstandsvorsitzende Rainer Führes. „Dadurch haben wir die Messlatte für die nächste Veranstaltung selbst sehr hoch gelegt. Es ist deshalb unwahrscheinlich, dass wir im Mai 2019 nach nur gut sieben Monaten wieder eine so begeisternde Stimmung erzeugen können, welche die photokina 2018 geprägt hat. Deshalb haben wir uns dafür entschieden, den geplanten Jahresturnus erst 2020 zu beginnen. Der Photoindustrie-Verband dankt der Koelnmesse für ihre schnelle Bereitschaft, diesem Wunsch nachzukommen. Das zeigt einmal mehr die große Professionalität und die hervorragende Kundenorientierung, die unsere vertrauensvolle Zusammenarbeit seit Jahrzehnten auszeichnet.“
„Wir verstehen, dass selbst potente Technologie-Unternehmen innerhalb einer extrem kurzen Vorlaufzeit von nur sieben Monaten nicht sicherstellen können, wieder eine derartige Innovationskraft in die Messehallen zu bringen, wie wir es auf der photokina 2018 erlebt haben”, fügte Gerald Böse, Vorsitzender der Geschäftsführung der Koelnmesse, hinzu. „Genau diese Innovationen sind es aber, die – ebenso wie die Präsenz aller führenden Anbieter der Branche sowie der weltweit wichtigen Anwender, Handelsunternehmen und Dienstleister – den Charakter der photokina als globale Leitmesse prägen. Um sicher zu sein, diesen Anspruch auch in Zukunft zu erfüllen und mit jeder Veranstaltung den Erwartungen der Aussteller und Besucher gerecht zu werden, haben wir flexibel auf den Wunsch des PIV reagiert. Damit stellen wir die einzigartige Schlagkraft und öffentliche
Ausstrahlung eines unserer Messe-Flaggschiffe auch für die Zukunft sicher.“
Die photokina hatte sich in diesem Jahr erfolgreich mit einem neuen Konzept präsentiert, zu dem die verstärkte Einbindung neuer Aussteller aus innovativen Bereichen wie Mobile, Imaging Analytics, digitaler Workflow und Bewegtbild sowie eine stärkere Erlebnisorientierung für die Besucher gehören. Diese Verbindung von Erlebnis und Produktpräsentation, die insbesondere von jüngeren Zielgruppen sehr gut angenommen wurde, sorgte trotz der um zwei Tage verkürzten Messedauer für volle Hallen, überfüllte Workshops und spektakuläre Präsentationen auf den Eventflächen, vor denen sich immer wieder große Menschentrauben bildeten. Das führte dazu, dass die Messe nicht nur in den klassischen Medien, sondern auch in digitalen und sozialen Kanälen wie Instagram, YouTube, Facebook oder Twitter stärker wahrgenommen wurde als in den Vorjahren. Auch das neugeschaffene Imaging Lab, in dem Start-ups, Investoren und Wissenschaftler neue ImagingAnwendungen präsentierten und diskutierten, erwies sich als Impulsgeber für die gesamte Branche. Zusammen mit zahlreichen wegweisenden Neuheiten der etablierten Imaging-Unternehmen ergab sich so eine Gesamtschau der großen Dynamik, mit der sich die Imaging-Industrie für die digitale Zukunft aufstellt und die auch die photokina 2020 prägen wird.