Rückblende

Ricoh GR – ein Klassiker mit und ohne Film

2011-09-28 Kaum ein Größenunterschied zwischen der filmbasierten (links) und der filmlosen GR (rechts) - beide im aufnahmebereiten Zustand.  (Harald Schwarzer)

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(Alle Fotos: Rudi Hillebrand www.photodeal.de)

„Seit der Vorstellung der analogen GR1 zur photokina 1996 haben sich die Kameras der Ricoh GR-Familie zum Liebling zahlreicher anspruchsvoller Hobby- und Profifotografen entwickelt" behauptet der Hersteller auf seiner Webseite und erläutert auch gleich warum: „Das kontinuierliche Streben nach technischer Perfektion und einer optimalen Abbildungsleistung findet sich in jedem Modell wieder." Dabei spielt es keine Rolle, ob die Bildaufzeichnung filmbasiert oder filmlos erfolgt, und so steht das letzte Modell dieser Reihe - die gerade vorgestellt GR Digital IV - ganz in der Tradition der GR1 von 1996. Aber eigentlich begann es schon zwei Jahre früher, denn mit der R1 zeigten die Ricoh Konstrukteure, dass es durchaus möglich ist, eine Kleinbildfilmpatrone unterzubringen und eine Gehäusetiefe von weniger als 30 mm zu erreichen. Möglich wurde dieses Unmögliche durch ein einfahrbares Objektiv (mit umschaltbaren Brennweiten von 24 mm und 30 mm) und einem ultrakompakten Motorantrieb.

Auf diesem Gehäusekonzept basiert auch die GR1; aber erst das neu gerechnete GR-Objektiv 1:2,8 / 28 mm mit sieben Linsen in vier Gruppen macht den Reiz dieser Kamera aus. Die extrem geringe Verzeichnung und das hohe Auflösungsvermögen konnten seinerzeit mit den besten Wechselobjektiven für SLR Kameras mithalten. Ähnliches wird auch von der 1:2,4 / 5,9 mm Optik behauptet, das in die erste digitale GR von 2005 eingebaut wurde - bezogen auf die Sensorgröße von 1 / 1,8 Zoll entspricht es einem 28 mm-Weitwinkel beim Kleinbildformat.

 

 Das auch Gutes noch zu verbessern geht, zeigten die Ricoh Konstrukteure 1998 als sie mit dem Modell GR1s einige Kundenwünsche aufgriffen und verwirklichten. So ist das oben angebrachte LC Display mit Statusanzeige bei schlechten Lichtverhältnissen automatisch beleuchtet und zum Standardzubehör gehört nun eine tulpenförmige Gegenlichtblende. Bei meiner für ca. 250 Euro gebraucht gekauften Kamera war sie dabei, aber ich habe sie selten benutzt, da sie doch um Einiges vorsteht und so die Kompaktheit beeinträchtigt. Und selbst bei starken Gegenlichtkontrasten sind auf den Dias keine störenden Reflexe zu erkennen.

Gerade als Schnappschusskamera bei Reisen habe ich die Schnelligkeit und Unauffälligkeit der GR1s schätzen gelernt. Wenn man mit dem Drücken der Mode-Taste die Einstellung „Snap" einschaltet, ist der Autofokus de-aktiviert und eine Art Fixfokus Einstellung aktiviert; somit gibt es keine Auslöseverzögerung. Wenn man die Belichtungseinstellung dann auf „P" belässt, ist die Kamera sehr gut für die beliebte „Street-Fotografie geeignet. Als störend empfinde ich dabei allerdings das laute Geräusch des motorischen Filmtransports. Manche Anwender beklagen das kleine Sucherbild, aber alle notwendigen Informationen sind vorhanden und die Fokusposition wird sogar zweimal angezeigt - rechts oder links als Winkel und am unteren Sucherrand als Entfernungssymbol. Ganz klassisch: Porträt, Gruppe oder Landschaft und im Nahbereich eine Blume. Die Übersichtlichkeit eines Spiegelreflexsuchers kann man aber bei diesen kompakten Ausmaßen nicht erwarten. Mit den zwei außen liegenden Rändelknöpfen werden die Belichtungsparameter eingestellt. Von oben gesehen auf der rechten Seite befindet sich die Blendenvorwahl von 2,8 bis 22 in halben Werten und auf der linken Seite die Belichtungskorrektur von +/- 2 EV, ebenfalls in halben Stufen. Eine weitere Funktion, die sich per  Mode-Taste einschalten lässt, ist die Spot Belichtungsmessung. Etwa 8 Grad beträgt der Messwinkel und der Bereich wird im Sucher durch das mittige Quadrat angezeigt. Ende der 1990er Jahre gab es in Japan den Trend, hochwertige und lichtstarke Optiken in einer Leica Version auf den Markt zu bringen. Mit M39 Schraubgewinde kamen so - in limitierter Auflage - Objektive von Konica und Minolta in den Verkauf.

(Fotos: Westlicht Auktionen, Wien)

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