Rückblende
Wenn Sammlerkollegen an andere denken ...
2010-12-16 ... kommt man manchmal an ganz besondere Informationen. Das ist mir kürzlich passiert, als ich einen Anruf vom Schatzmeister des Club Daguerre erhielt. Er hatte eine Sammlerkollegin in Essen besucht und aus dem Nachlass ihres 1999 verstorbenen Mannes einen grauen Aktenordner mitgebracht. „Ob ich ihn haben wolle?" war seine Frage. Er enthielte Pressemitteilungen, Prospekte und Zeitungsausschnitte von Digitalkameras. Und da ich die doch sammle, habe er an mich gedacht. Da wir beide in Köln wohnen, war ein Treffen schnell arrangiert. (Harald Schwarzer)
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Schon der erste kurze Blick zeigte mir, dass ich wohl einen wahren Schatz bekommen hatte, denn Informationen aus der Anfangszeit dieser Technik sind auch im Internet nicht häufig zu finden. Gerade die Beschreibung der Kameras aus der Vor-Digital-Zeit (damit sind die Still Video Modelle gemeint, die Bilder zwar digital aufzeichnen, aber analog speichern) sind ganz selten zu bekommen, denn viele Modelle wurden nur als Prototypen vorgestellt. Und die letzte Still Video Kamera wurde 1995 produziert. Seitdem ist die Technik rasant vorangeschritten. Herr Johannes Kentmann hat alles sehr detailliert mit Quellen- und Zeitangabe dokumentiert. Dazu kommen noch zeitgenössische Berichte über den Entwicklungsstand und aktuelle Preisübersichten. So habe ich z.B. noch nie Fotos von den frühen Panasonic und Olympus Kameras gesehen - und nun habe ich die Original Pressemitteilungen in Text und Bild in meinem Archiv!
Panasonic schreibt in seiner Meldung zur photokina 1984:
Die elektronische Kamera, die statt herkömmlicher Silbernitratfilme Video-Disketten benutzt, hat Premiere auf der photokina 84 in Köln. Panasonic präsentiert dort eine elektronische Standbildkamera, die äußerlich kaum von einem normalen Fotoapparat zu unterscheiden ist, sich genauso mühelos handhaben lässt - aber eben ultra-kompakte Disketten zur elektronischen Speicherung der aufgenommenen Motive verwendet. Mit dieser Entwicklung, an der Panasonic schon seit 1981 arbeitet, steht die Fotografie an der Schwelle eines neuen Zeitalters.
Es sollte aber noch einige Zeit vergehen bis diese Schwelle wirklich überschritten wurde, denn wegen der analogen Bildaufzeichnung konnten sich die Still Video Kameras nicht durchsetzen und bezahlbare Digitalkameras gab es erst nach 2000.
Ähnlich euphorisch war 1988 auch die Ankündigung von Olympus:
Das Ziel der Entwicklung des Olympus Still Video Systems bestand darin, die Vorteile der Video-Technik mit denen der Fotografie zu vereinen und gleichzeitig dafür eine bisher nicht gekannte, äußerst einfache und komfortable Handhabung zu bieten. Die Form der Aufnahme-Kamera und ihre einfache Bedienung sind bisher einmalig.
Diese waagrechte Form hatten später auch die ersten Digitalkameras von Kodak und Ricoh.
Zwei andere Zeitungsausschnitte gefallen mir besonders - geben sie doch einen Hinweis auf den Anfang und das Ende der Digitalkameras.
Stern 27/1980
Fotos mit dem Taschencomputer
Auch des Fotoamateurs Zukunft liegt in der Elektronik. Für den Leverkusener Aga-Gevaert Konzern wird die Kamera des Jahres 2000 in Aussehen und Handlichkeit einem Taschenrechner gleichen. „An Stelle des Zahlensichtfelds ist eine größere Bildtafel gerückt, auf der das soeben aufgenommene Motiv direkt nach dem Schnappschuss sichtbar wird", so Otto Stemme, Leiter der Fabrikation und Entwicklung im Agfa-Gevaert-Fotobereich. „Ist der Elektronik-Knipser mit dem Ergebnis zufrieden, drückt er die Speichertaste, und das Bild wird auf einem auswechselbaren Modul konserviert." Zu Hause kommt dieser Speicher-Baustein in den Bildrecorder des Fernsehens, und über die Mattscheibe können die Ergebnisse der neuesten Fotopirsch betrachtet werden. Wie jedoch vom elektronisch konservierten Bild ein Foto für die Brieftasche werden kann - daran knobeln die Chemie-Techniker noch.
Zeit Magazin 19/1998
Was wir einmal vermissen werden
Digitale Kamera hieß das Ende vergilbter Photos und vergessener Filme, aber auch die Hoffnung aller Hobbyknipser, ihre öden Urlaubsschnappschüsse („Männe vor Strand, Else am Pool") am PC sofort zu Kunstwerken hochtunen zu können. Wie in der echten Werbewelt. Schmerbauch wegretuschiert. Hautgestrafft - da staunten die Nachbarn. Daheim am Bildschirm war es doch am schönsten. Das fanden die Arbeitgeber toll und gaben ab 2001 nur noch virtuelle Ferien. Und für die brauchte niemand mehr digitale Kameras.
Weiterführende Links:
www.club-daguerre.de