Gedrucktes Buch

Report Verlag Digitale Fotopraxis

Dieses Buch unterscheidet sich von bereits existierenden Werken vor allem durch seine absolute Praxisorientierung und die umfassende Behandlung aller mit dem Thema verknüpften Fachgebiete. Kein Photoshop-Kurs wird angeboten, sonder ein Praxisbuch vom Fotoprofi. Theoretische Grundlagen werden so vermittelt, dass der eilige Leser sofort arbeiten kann und nur bei Bedarf darauf zurückgreift. Die Erklärung verschiedener Techniken wie Import, Bearbeitung, Druck oder Kalibrierung werden anhand der Geräte der Marktführer demonstriert. Die Themenauswahl richtet sich speziell an den digitalen Profi-Einsteiger und den ambitionierten Amateur. Praxisnahe Tipps vom Profikollegen kennzeichnen das gesamte Buch. Komplexe Themen werden anhand anschaulicher Bilder und Grafiken erläutert. Besonders Augenmerk liegt auf der praxisnahen Vermittlung der Grundqualitäten von professionellen Digitalgeräten und deren klare Unterscheidung von unwirtschaftlichen Amateurlösungen. Nur im Profialltag bestens bewährtes Equipment findet hier Erwähnung.

ISBN 3-901688-42-0
Anspruch Anfänger: JAEinsteiger mit Grundwissen: JAFortgeschrittene: JAambitionierter Amateur: JAProfi: JA
Rezension

Absolut praxisorientiert zu sein, das ist das Anliegen des Autors und Fotografen Wolfgang Krautzer. Dabei geht er, wie er gleich betont, subjektiv vor und schöpft dabei aus seinen jahrelangen Erfahrungen als Werbefotograf. Die Sprache im Buch ist auch eher "frei nach Schnauze", d. h. der Autor spricht den Leser freimütig an und scheint ihm sein Wissen dann und wann wie ein väterlicher Freund weiterzugeben. Dies ist nicht jedermanns Stil und kann unnötig vom großen Fachwissen ablenken. Andererseits ist das ganz sicher ein Unterschied zu vielen anderen Fachbüchern, die sich eher unparteiisch ausdrücken. Dementsprechend passt dann auch die Werbung einiger – vom Autor sicherlich favorisierter – Produkte mitten im Buch, die sonst eher irritierend wirkt. Beim ersten Blick in das Inhaltsverzeichnis wird klar, dass dem Buch eine gewisse Grundstruktur fehlt. So sind die einzelnen Themen eine willkürliche Aneinanderreihung verschiedener Aufsätze zu unterschiedlichsten Fachgebieten, und nicht etwa chronologisch oder nach Sachgebieten geordnet. Passend dazu wurde auch auf ein Sachregister am Ende des Buches kein Wert gelegt. Leider sind auf der gleich zu Beginn verkündeten "Homepage zum Buch" (http://www.frame.at/fotopraxis) auch keine Inhalte hinterlegt. [Stand: 04.07.2004]

Schade eigentlich, denn inhaltlich wird im Buch Einiges geboten. So erklärt der Autor, dass es bei einer Kamera keinesfalls immer darauf ankommt, möglichst hohe Pixelzahlen zu haben, sondern vielmehr auch auf die in der Kamera sitzende Art der Sensortechnologie und definiert diese dann auch. Ebenfalls bekommt man die Interpretation von Histogrammen näher gebracht und macht einen kleinen Exkurs in die Arbeit mit ICC-Profilen. Alle Artikel werden von einer Fülle an Fotos, Screenshots, Zeichnungen und Tipps begleitet, die dem zusätzlichen Verständnis dienen. Grau unterlegte Überschriften zeigen dem Leser an, welchen Artikel er gerade liest. An einigen Berichten merkt man dem Buch an, das es sich eher an ambitionierte Laien und angehende Profis richtet, wenn es beispielsweise um Kalkulationen und die Bezahlung von fotografischen Dienstleistungen durch Kunden geht. Zahlen nennt Krautzer hier freilich nicht, vielmehr plädiert er dafür, dem Arbeitsaufwand entsprechend pauschal zu kalkulieren, und gegebenenfalls den Kunden "schlau" zu machen über die zeitraubende Computerarbeit und ihm Arbeitsaufwände praktisch vor Augen zu führen. Nötigenfalls sollte man auch einmal auf einen Kunden verzichten, um auf Dauer nicht in den finanziellen und physischen Ruin zu stürzen.

Die an die fünfzig Artikel (mit einer durchschnittlichen Länge von 5 bis 10 Seiten) sind durchaus lesbar und interessant, das Buch ist aber aufgrund der schlechten Struktur bei weitem nicht als Leitfaden zu charakterisieren. Vieles, was ein Lehrbuch ausmacht, fehlt hier leider, wie ein Sachregister, ein Glossar, eine klare Kapitelgliederung. Es wäre gerechter für das Buch (und den Käufer), trüge es eine andere Bezeichnung wie beispielsweise "Erfahrungsbericht" oder "Artikelsammlung". Ein wenig ärgerlich ist auch – neben der Werbung im Buch – die Tatsache, dass sich am Ende des Buches zehn Leerseiten als "Platz für Notizen" finden lassen. Diese, zusammen mit sechs weiteren Seiten, auf denen eine Ansammlung von Websites diverser Firmen gedruckt ist (wozu gibt es Google?), hätten genügend Platz für einen Index geboten. (Kirsten Hudelist)

Digitale Fotopraxis von Wolfgang Krautzner ist im Juni 2004 bei Report Verlag erschienen.