dpunkt.verlag Porträtfotografie

Wenn zwei fotografierende Professoren bzw. professorale Fotografen, wie hier die am Brooks Institute im kalifornischen Santa Barbara als Wissenschaftler und Lehrer tätigen Glenn Rand und Tim Meyer, sich einem fotografischen Genre zuwenden, wie hier der Porträtfotografie, kann nur etwas sehr Grundlegendes dabei heraus kommen. Tatsächlich gehen die Beiden in diesem Buch der alten bildnerischen Kunst in der "westlichen" Art (wie sie konstatieren) der Gesichtsporträtierung ganz auf den Grund. Angefangen von Rembrandts Lichtführung und Bildaufbau und frühen Daguerrotypien unbekannter Meister bis zu Douglas Kirklands oder Joyce Wilsons Stilrichtungen und dynamischem Licht. Und sie analysieren die bewusste und gezielte Beeinflussung von Umgebung, Pose und Licht durch die Künstler, um so das Wesen der porträtierten Person zusammen mit ihr herauszufinden, zu inszenieren und dann abzulichten. Das ist etwas anderes als etwa die dokumentarische Porträt- oder Eventfotografie. Bei der von den Autoren vermittelten "gekonnten" Lichtführung untersuchen und beschreiben sie zunächst sehr genau die Lichtdynamik, die durch die Licht- und Schattenkante (von ihnen in der amerikanischen Originalfassung "LD Edge" bezeichnet), durch Intensität, Richtung und Färbung des Lichts bestimmt wird. Hat der Leser dies nach etwa sieben Kapiteln intus, geht es dann um Anwendung des Prinzips, um Pose, Hintergründe, Bildkomposition, Gesichtsanalytik und den Beziehungsaufbau zum Modell. Am Ende des mit jeweils didaktisch zuarbeitenden Bildern vieler namhafter Künstler illustrierten Werkes hat man den Eindruck, der Sache nun auch selbst etwas mehr auf den Grund gekommen zu sein und künftig auf diesem Gebiet nichts mehr dem Zufall überlassen zu sollen. (Jan-Gert Hagemeyer)