mitp-Verlag Farbmanagement in der Digitalfotografie

Andreas Kunerts Buch "Farbmanagement in der Digitalfotografie", erschienen im mitp Verlag in der Reihe "Edition Profifoto" umfasst satte 432 Seiten und ist durchgängig farbig illustriert. Der Autor befasst sich in zwölf Kapiteln mit allen relevanten Themen des Farbmanagements in nahezu allen Einzelheiten, Fallbeispielen und auch Betriebssystemen. So werden Herangehensweisen mit Windows und Mac OS X erläutert, verschiedene Monitor-, Druck- und Kameraprofilierungssysteme vorgestellt und erläutert. Den Anfang macht die Theorie der Farbe, wie diese entsteht und wie das menschliche Auge sie wahrnimmt. Der Autor spart dabei nicht mit Beispielen, Tipps und Illustrationen. Die ersten Abschnitte des Buches sind unerlässlich für das Farbmanagement, und das richtige Verständnis von Farbe ist der Schlüssel zum erfolgreichen Aufbau eines funktionierenden Farbmanagement-Systems.

In den folgenden Abschnitten erläutert der Autor in aufeinander aufbauenden Kapiteln die Unterschiedlichkeit des Farbraumaufbaus sowie die Begrifflichkeiten in einem Farbmanagement. Die einzelnen Buchabschnitte werden nie zu groß und unübersichtlich und erleichtern so das Lesen und Verstehen der verschiedenen Sachverhalte. In einem weiteren Abschnitt geht der Autor auf die verschiedenen Möglichkeiten ein, Farbprofile zu erstellen, angefangen bei den (ungenauen) Softwarelösungen bis hin zu verschiedenen Hardware-Systemen von Gretagmacbeth, X-Rite und Colorsolutions. Dabei werden nicht nur anschauliche Beispiele gezeigt, sondern auch Vor- und Nachteile der einzelnen Systeme angesprochen.

Die Aufnahmepraxis mit dem geheimnisvollen Histogramm wird ebenso "entzaubert" wie der Umstand, warum es Sinn macht, eine Digitalkamera zu profilieren. In diesem Abschnitt werden außerdem verschiedene Lösungsansätze geliefert, um die Problematik zu lösen. Ein umfassendes Kapitel beinhaltet die RAW-Konvertierung und verschiedene Konverter, so ist Phase One ebenso vertreten wie Adobe "RAW" bzw. "DNG-Konverter" und Pixmantecs "Raw Shooter", welcher in Zukunft in Adobes "Lightroom" auftauchen wird, auch Apples "Aperture" ist mit behandelt worden. In den folgenden Buchabschnitten geht es dann um die eigentliche Nachbearbeitung von Bildern, ferner darum, wie Photoshop die Farben darstellt und was bei den Voreinstellungen zu beachten ist. Ein Patentrezept gibt es offenbar nicht, da nahezu jeder Experte und Buchautor seine eigene Farbeinstellungspräferenz hat. Die letzten Abschnitte behandeln die Druckvorbereitung und das Druckproofing.

Der Autor Andreas Kunert liefert mit seinem Buch, anders als Tim Grey mit "Farbmanegment für Digitalfotografen", ein umfassenderes, sehr detailliertes Buch ab, welches sich eingängig lesen und auch verstehen lässt. Aufgrund der Komplexität, des Informationsreichtums und des Fehlens eines explizit angegebenen Workflows kann es für Einsteiger vielleicht ein wenig zu "starker Tobak" sein. Alle anderen – Profis oder ambitionierte Amateure – werden damit sehr glücklich werden. Solange es keine aktualisierte und erweiterte Auflage von Tim Greys "Farbmanagement für Digitalfotografen" gibt, ist dies das neue "Must Have"-Buch für alle, die sich ernsthaft mit Farbmanagement auseinander setzen wollen und müssen. (Harm-Diercks Gronewold)