Rubrik: Sonstige Tipps
Alte Juwelen – Analoge Objektive an DSLRs Teil 5 (Nikon)
2005-10-03 In erneuter und nunmehr letzter Fortsetzung dieser Fototipp-Reihe, welche sich mit den Anschlussmöglichkeiten von alten Objektiven an modernen DSLR-Kameras befasst, soll hier auf die entsprechenden Möglichkeiten der Nikon-DSLR-Modelle näher eingegangen werden. Die nachstehenden Ausführungen sind auch auf Fujifilm-DSLR-Kameras (FinePix S1 Pro, S2 Pro sowie S3 Pro) sowie Kodak-DSLRs (DCS Pro 14n und DCS Pro SLR n, beide nicht mehr hergestellt) mit Nikon-Bajonett zutreffend. (Bernd Jaeger)
Gerade
das Erscheinen der Nikon D50 im DSLR-Einsteigermarkt sowie der
D70/D70s-Modelle hat sicher bei manchem Eigner oder Interessenten auch die
Frage aufgeworfen, inwieweit man auch bei diesen Modellen ältere und
zumeist günstig zu erstehende, manuell zu fokussierende Objektive
verwenden kann. Ebenso wie Pentax verwendet auch Nikon in aktuellen
Kameras immer noch das "ursprüngliche" (für AF sowie weitere Funktionen
zwar modifizierte) Bajonett, so dass man bei Nikon zunächst die
grundsätzliche Möglichkeit hat, auch älteste Nikkore oder Objektive von
Fremdanbietern mit dem Nikon-F-Bajonett fast immer unproblematisch
mechanisch an die Kamera anzuschließen. Insoweit betreibt Nikon
konsequenteste "Linientreue" bzw. Kompatibilität, denn die ersten
Objektive mit diesem Bajonettanschluss sind bereits 1959 zusammen mit der
legendären Nikon F auf den Markt gekommen.
Allerdings ist anzumerken, dass sich die alten manuell zu fokussierenden
Objektive mit Nikon-Bajonett an der Kamera für die Beurteilung der
Schärfentiefe und Bildwirkung im Sucher nicht abblenden lassen, denn die
Abblendtaste der D70/D70s (die D50 hat gar keine Abblendtaste) hat bei
diesen manuellen Objektiven keine Funktion, so dass sich das Objektiv so
nicht abblenden lässt. Auch hier kann man sich zwar mit einem alten Trick
helfen, indem man das Objektiv aus dem Bajonett nach Drücken der
Entriegelungstaste ganz leicht anlöst (ein kurzes Stück in Richtung
"Objektiv abnehmen" verdreht, das Objektiv sitzt hierbei immer noch sehr
fest); hierbei schließt sich die Blende auf den vorgewählten Wert, und man
kann im Sucher das Bild bei der eingestellten Blende beurteilen. Das
Objektiv ist allerdings nicht mehr starr im Bajonett verriegelt, so dass
man diesen Trick mit etwas Vorsicht anwenden sollte. Für die praktischen
Aufnahmen hat diese mangelnde "vorherige" Abblendmöglichkeit keine
Auswirkungen, da sich die Blende bei der Aufnahme selbst auf den
eingestellten Blendenwert schließt und somit die richtige Belichtung
sichergestellt wird.
Da sehr alte Objektive dieser Baureihen noch einen so genannten
"Blendenmitnehmerzinken" (siehe Bild) auf dem hinteren Tubus haben, muss
dieser bei einigen Objektiven mit großem Tubusdurchmesser je nach Modell
entweder abgeschraubt oder abgebogen werden, da er sonst mit dem
Prismengehäuse kollidieren könnte. Der Anschluss von M42-Objektiven ist
mittels eines Adapters vorzunehmen, den es ebenfalls von div. Herstellern
gibt. Hierbei ist anzumerken, dass das Auflagemaß zwischen M42 und
Nikon-F-Bajonett unterschiedlich ist, so dass man für die Fokussierung der
Objektive auf "unendlich" einen Adapter mit einer eingebauten Linse zum
Ausgleich der Auflagemaßdifferenz benötigt. Wie praktisch bei allen
optischen Elementen, welche zusätzlich zum Objektiv verwendet werden, muss
man hier mit einer Reduzierung der Abbildungsleistung – insbesondere bei
lichtstarken Objektiven – sowie hiermit einhergehend auch der Nutzung der
Offenblende rechnen. Gerade "Lichtriesen" mit Anfangsöffnungen von Blende
1,4 oder 1,2 lassen häufig dann doch eine deutlich verringerte
Abbildungsleistung erkennen (Kontrastabfall, Bilder wirken flau und weich
gezeichnet), so dass hier Abblendung um zumindest 1- 2 Blendenwerte
angeraten erscheint. Objektive mit Lichtstärke 2,8 (z. B. die typischen
Tele-Festbrennweiten 135mm/F2,8) zeigen hingegen kaum einen Schärfeverlust
bei offener Blende am Konverter. Wie immer sei nochmals erwähnt, dass man
Objektive verwenden sollte, welche eine manuelle Umschaltung der
Springblende (A/M) aufweisen, damit man die Objektive abblenden kann. Beim
Einsatz von allen manuell zu fokussierenden Objektiven (egal ob
Nikon-Bajonett oder M42) hat man den Vorteil, dass hier der
Schärfeindikator im Sucher (unterhalb des Sucherbildes) bei korrekter
Fokussierung aufleuchtet und somit auch hierfür genutzt werden kann.
Die schlechte Nachricht zuletzt: Während bei den zuvor in früheren Folgen
behandelten Kameras (siehe weiterführende Links unten) anderer Hersteller
auch in diesen Fällen eine kameraseitige Belichtungsmessung möglich ist,
wird diese Funktion (außer bei den Profi-Modellen der D1- und D2-Reihe)
bei den sonstigen Nikon- und Fujifilm-Modellen nicht beherrscht, und zwar
unabhängig davon, ob man M42-Objektive mittels Konverter oder alte
MF-Objektive mit Nikon-F-Bajonett verwendet. Das heißt im Klartext, dass
man die Belichtung entweder schätzen oder einen externen Belichtungsmesser
einsetzen muss. An der Kamera selbst lassen sich im M-Modus die
notwendigen Belichtungszeiten frei wählen. In der Praxis ist das Problem
aber nicht ganz so gravierend, da man ja nach einigen Testaufnahmen mit
Nachkontrolle am Kameramonitor sich recht schnell an die exakte Belichtung
durch Veränderung der Parameter "herantasten" kann – es ist halt nur
zeitaufwendiger und weniger genau, aber durchaus zu meistern.
Abschließend ist noch anzumerken, dass bei einem Einsatz von manuellen
Objektiven folgende Kameraeinstellungen getätigt werden müssen: 1. Im
Kameramenü unter Pos. 06 (D70) AUSLÖSER – NICHT sperren, 2. Umschalter am
Tubus der Kamera von AF auf M stellen, 3. Kamera muss sich im "M"-Modus
(manuell) befinden.