Rubrik: Aufnahmeeinstellungen
Auch das sind Urlaubsfotos – Dokumentation mit neuen Ideen
2006-06-05 Nicht selten folgen Urlaubsfotos einem allgemein verbreiteten Drehbuch. In strenger chronologischer Reihenfolge wird der Urlaubsablauf dokumentiert: die Anreise, die Unterkunft, der Ort, "Sie" im Sonnenstuhl, "Er" beim Schwimmen, "Es" beim Spiel, die Party mit ..., die Abreise. Urlaubsfotos können aber auch ganz anders sein, für so manchen Urlauber müssen sie das auch. (Günter Hauschild)
Der Weltenbummler reist natürlich jedes Jahr in ein anderes Land und hat reichlich Arbeit, Land und Leute auf die Speicherkarte zu bannen und die Besonderheiten des Landes und der Menschen zu dokumentieren. Was aber macht der Urlauber, der seit Jahren seinen angestammten Urlaubsort, ja sogar sein Urlaubsquartier hat? Dann ähnelt die Diashow schon vom zweiten Urlaub sehr derjenigen aus dem ersten, weil man nach dem oben skizzierten Schema verfährt. Es wird langweilig, und schließlich reist die Kamera nur noch mit und faulenzt genau so intensiv wie sein Besitzer. Da helfen nur noch neue Ideen.
Etwa diese. Gründe für einen Urlaub an der Nordseeküste gibt es sicher viele, aber zwei treffen immer zu: Seeurlauber suchen den Sandstrand und das Wasser. Damit wären zwei Themen für die Fotodokumentation vorgegeben. Der Seesand an sich jedoch ist für einen Fotobericht gar nicht so geeignet. Auch das Wasser an sich gibt gar nicht so viel her. Erst im Zusammenwirken der Faktoren – Sand, Wasser und zusätzlich dem Wind – wird es interessant. Und aus der Bewegung durch Wind und Schiffe ergeben sich Motive über Motive.
Motive in vielen Variationen zum Thema Sand und Wasser lassen sich vor allem an der Nordseeküste sehr gut einige Zeit nach dem Hochwasser finden. Während des Hochwassers hat die Bewegung des Wassers den Sand geformt, und wenn es dann wieder zurückweicht, lässt es "Zeichnungen" der unterschiedlichsten Art zurück. Nun braucht der Hobbyfotograf nur noch einen möglichst wenig besuchten Strandabschnitt, seine Kamera, gutes Licht und schon kann die Fotowanderung am Strand losgehen – am besten barfuß in Badekleidung und mit einer Schutzhülle gegen unerwartete Wasserangriffe. Einfach laufen, schauen und auslösen, man kann nur staunen, was sich da zeigt.
Ein hervorragender Architekt im Zusammenwirken mit dem Sand ist auch der Wind. Aber vorsichtig sein – er kann für die Kamera auch der ärgste Feind werden. Allerdings benötigt der Wind für seine "Bauarbeiten" Zeit und möglichst keine Störungen durch die wandernden Urlauber. Die Vorsaison oder die Zeiten, zu denen nur noch die Abgehärtetsten ins Wasser gehen und auch die Strandkörbe am Strand fehlen, sind motivträchtig. Auch hier heißt es wieder: Die Kamera schultern (an einen Schutz vor Treibsand denken), durch den Sand wandern und sich über die Bilder freuen, die sich da bieten.
So überraschend wie die Motive rund um den Sand sind die zum Thema Wasser schon lange. Man beobachte nur einmal über einen längeren Zeitraum von mehreren Stunden bei Flut oder Ebbe, wie sich die Wellen am Ufer abzeichnen. Da heißt es nur draufhalten und Fotos in großer Zahl machen, denn die Wellen halten nicht ein, und kein Bild wiederholt sich. Ganz andere Bilder entstehen, wenn Wind oder sogar Sturm herrschen. Es ist spannend, ob man denn gerade den Moment erwischt, in dem sich die Welle neu aufbaut oder bricht. Auch hier kann man nur draufhalten; sollte die Kamera eine Serienbildfunktion haben, muss sie hier zum Einsatz kommen.
An der Küste gibt es aber auch Bereiche, an denen die Wellen nicht sanft auslaufen können, sondern sich am Ufer oder an Bauwerken brechen. Das Bild rechts entstand an einem befestigten Küstenabschnitt. Die Sonne war gerade aufgegangen, die See lag still und glatt wie selten da, als diese Ruhe durch ein Schiff "gestört" wurde. Die vom Schiff erzeugte Welle brach sich an der Uferbefestigung und lief über die Wasseroberfläche dahin. Innerhalb weiniger Augenblicke war der Zauber vorbei. In solchen Momenten ist es gut, dass Kameras die Automatikfunktion haben. Wer mit Ausflugsschiffen eine Fahrt (nicht nur) auf der Nordsee unternimmt, will in der Regel freie Sicht nach vorn haben. Hat er aber das Wasser zu seinem Fotothema erkoren, sitzt er am Bug falsch. Er gehört ans Heck und kann dort Bilder vom aufgewühlten oder sich an Sandbänken brechenden Wasser festhalten.