Rubrik: Bildgestaltung
Aufhellblitzen
2001-05-07 Sie haben herrlichen Sonnenschein, aber Ihr Motiv im Vordergrund befindet sich im Schatten eines Baumes, einer Mauer oder auch nur im Gegenlicht. Die Belichtungsautomatik Ihrer Kamera wird in der Regel einen Mittelwert wählen, der, weil der Kontrast in einer solchen Situation sehr hoch ist, das Vordergrundmotiv zu dunkel und den durchsonnten Hintergrund zu hell wiedergibt. Hier hilft nur das Aufhellblitzen. (Jürgen Rautenberg)
Bild 1a: Beispiel ohne Aufhellblitz [Foto: Jürgen Rauteberg]
Technisch funktioniert das so: Zunächst ermittelt die Belichtungsautomatik
die Belichtungswerte für die Tageslichtsituation des Hintergrundes und stellt
die Kamera entsprechend ein. Bei der Aufnahme steuert der Blitz zusätzlich gerade
soviel Licht bei, dass die Helligkeit Ihres Vordergrundmotivs dem Hintergrund
angeglichen wird. Um diese elegante Funktion zu aktivieren, müssen Sie nur das
richtige Knöpfchen drücken. Die allermeisten Kameras haben eines dafür oder
übernehmen diesen Job sogar automatisch für Sie, schauen Sie einmal in die
Bedienungsanleitung.
Das erste Motiv zeigt zweimal eine für südliche Länder typische Szene.
Bild 1a hat einen zu großen Kontrastumfang; die Hauswand im Hintergrund
reflektiert zu viel Sonne und erscheint zu hell, die Menschen im Vordergrund
dagegen werden recht dunkel wiedergegeben.
Bild 1b: Beispiel mit Aufhellblitz [Foto: Jürgen Rauteberg]
Für das Bild 1b wurde der Aufhellblitz zugeschaltet. Die Hausfassade im
Hintergrund gewinnt an Farbe, das Geschehen im Vordergrund wird besser
erkennbar. Das Bild wirkt kontrastreicher und durch die Reflexe des
Blitzlichtes sogar lebendiger. Dadurch gewinnt das Bild insgesamt an Wirkung;
der Kenner wird das positiv beurteilen.
Bild 2a: Beispiel ohne Aufhellblitz [Foto: Jürgen Rauteberg]
Die drei Varianten des zweiten Beispiels unterscheiden sich schon bei erster
Betrachtung erheblich voneinander. Eine Schale mit Weinbeeren wird vom durch
das Fenster einfallenden Tageslicht beleuchtet. Variante 2a wurde ohne
zusätzliches Licht aufgenommen. Eine typische Gegenlichtsituation also: Alle
der Kamera zugewandten Motivteile bleiben dunkel, nur in den Randzonen gewinnen
Beeren und Glas durch das Gegenlicht an Transparenz. Die Hausfassaden des
Hintergrundes behalten ihre natürliche Helligkeit.
Variante 2b wurde "normal" mit voller Leistung geblitzt. Alle
Vordergrundelemente sind richtig belichtet und gut erkennbar wiedergegeben.
Allerdings wirkt der Blitz so stark, dass vom Tageslicht des Hintergrundes kaum
etwas übrig bleibt. Wenn sich an Ihrer Kamera die Blende von Hand steuern
lässt, können Sie das durch Wahl einer entsprechenden Blendenöffnung
beeinflussen.
Bild 2b: Beispiel mit voller Blitzleistung [Foto: Jürgen Rauteberg]
In Variante 2c gibt die Aufhellblitz-Funktion dem Hintergrund seine
natürliche Helligkeit zurück. Er wurde sogar aufgrund der vom
Belichtungsmesser vorgeschlagenen kleinen Blendenstufe noch schärfer abgebildet als bei Variante 2a. Die Beeren erscheinen heller, die
Gegenlichtsituation bleibt dennoch erhalten. Die vielen kleinen Lichtreflexe in
den Früchten verstärken die Wirkung zusätzlich. Insgesamt wird das Motiv
ausgeglichen und sehr lebendig wiedergegeben. Gestaltungsfanatiker werden
dennoch über die Frage "besser oder schlechter?" konträr
diskutieren. Aber das ist legitim, wenn man bedenkt, dass die Wirkung immer vom
konkreten Motiv abhängt.
Bild 2c: Beispiel mit Aufhellblitz [Foto: Jürgen Rauteberg]
Eines müssen Sie allerdings beachten: Bei eingebauten Blitzen darf der
Abstand zwischen Kamera und Vordergrundmotiv in der Regel nicht mehr als zwei
bis vier Meter betragen; darüber hinaus zeigt der Aufhellblitz keine Wirkung
mehr. Können Sie ein stärkeres Zusatzblitzgerät einzusetzen, erreichen Sie
aufgrund kleinerer Blende selbst bei größerer Entfernung mehr Schärfentiefe
und die Aufhellwirkung bleibt auch bei größeren Abständen erhalten.
Tipp im Tipp: Nach dem ersten Misserfolg nicht aufgeben; mit solchen
Anwendungen muss man Erfahrung sammeln und ein bisschen mitdenken.