Rubriken: Aufnahmeeinstellungen, Motive und Situationen
Babyfotografie
2005-07-11 Im ersten Lebensjahr verändert sich ein Baby am stärksten, es lernt soviel wie nie wieder in seinem Leben, jede Woche verändert es sein Aussehen. Diese schöne Zeit einer (jungen) Familie sollte fotografisch als Erinnerung festgehalten werden. Es gibt viele einmalige Momente, die nie wiederkehren werden, die Digitalkamera kann in dieser Zeit zum allgegenwärtigen Begleiter werden. (Benjamin Kirchheim)
Ein Baby ist immer noch das größte Wunder auf Erden – zumindest für die
werdenden Eltern. Schon im Kreißsaal kann die eigene Digitalkamera dabei
sein, um die ersten Minuten im Leben eines Neugeborenen festzuhalten –
sofern der Partner oder eine andere nahe stehende Person bei der Geburt
dabei sein darf. Viele Krankenhäuser haben zwar Kameras, dies sind aber
zumeist nur Polaroid-Sofortbildkameras.
Für die Aufnahmen eines Babys eignen sich im Prinzip alle erhältlichen
Digitalkameras, wobei höherwertige Modelle, insbesondere digitale
Spiegelreflexkameras, einige Vorteile ausspielen (Schärfekontrolle im
Sucher, geringere Schärfentiefe). Die Fotos sollten möglichst ohne
Blitzlicht gemacht werden, da dieses meistens die natürliche Lichtstimmung
und Farben zerstört – außerdem könnte ein Baby vom Blitz erschrocken werden;
auch die roten Kaninchenaugen werden ausschließlich vom Blitzlicht
provoziert. Die sehr zarte, dünne Haut leidet farblich auf dem Foto stärker
unter Blitzlicht als die Haut eines Erwachsenen. Wann immer es geht, sollte
mit dem vorhandenen Tageslicht gearbeitet werden. Die Blende sollte weit
geöffnet werden (kleine Blendenzahl, z. B. 2,8), um das Motiv durch einen
unscharfen Hintergrund frei zu stellen. Die Scharfstellung sollte dabei auf
die Augen erfolgen – sofern diese geöffnet sind. Lichtreflexe in den Augen
sorgen dabei für mehr Lebendigkeit.
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Zum Freistellen eines Motivs vom Hintergrund kann auch ein kleiner Trick
angewendet werden: Wenn ein sehr helles, aber weiches und warmes Licht das
Motiv, nicht aber den Hintergrund anstrahlt, wird letzterer durch die
starken Kontraste und den technisch bedingten maximalen Dynamikumfang der
Digitalkameras schwarz. Die Kamera ist nicht in der Lage, noch Informationen
in den dunklen Motivteilen aufzuzeichnen. Dieses funktioniert z. B. sehr gut
mit der Abendsonne, die durch ein Fenster scheint. Die Beispielfotos 1 und 2
sind auf diese Weise entstanden – der Hintergrund ist, obwohl es sich um
eine weiße Wand handelt, komplett schwarz.
Zurück zu den Motiven: Babys lernen fast täglich etwas Neues und
verändern sich schnell. Stimmungen schwanken binnen Minuten – ein Lachen
kann in ein Weinen übergehen und umgekehrt. Hier kann man "Stimmungsserien"
mit einer Digitalkamera machen. Ganz besondere Momente sind die, wenn das
Baby etwas ganz Neues kann, es zum ersten Mal macht. In diesem Moment sieht
man eine besondere Anspannung in seinem Gesicht oder auch Freude oder Stolz,
etwas geschafft zu haben. Auf Beispielfoto 3 hebt das Baby z. B. das erste
Mal sein Köpfchen, während es auf dem Bauch liegt. Die Anspannung in seinem
Gesicht ist deutlich, jedoch beim nächsten Mal fällt dem Baby das Heben des
Köpfchens schon leicht, und es wird nicht so angestrengt sein. Andere Momente
sind vielleicht das erste Bad (evtl. zusammen mit der Mutter oder dem Vater)
oder wenn das Baby das erste Mal alleine sitzt oder loskrabbelt. Spätestens
ab dem Krabbelalter wird das Fotografieren schwieriger, denn nun kann das
"Model" weglaufen und wird es auch mit Freude tun, ganz im Gegensatz zu den
ersten Lebenswochen, in denen ein Baby fast die ganze Zeit liegt und nur
selten die Augen öffnet.
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Interessant wird es dann, wenn das Baby neugierig wird, die Augen
aufreißt und zum ersten Mal interessiert direkt in die Kamera guckt. In
einem Alter von drei bis vier Monaten verfolgen Babys interessante Gegenstände mit den
Augen oder drehen das Köpfchen in Richtung eines Geräusches. Auch lachen
bzw. lächeln sie jetzt sehr oft spontan und bewusst den Fotografen an – noch
zeigen sie keine Scheu vor der Kamera. Interessante Perspektiven ergeben
sich, wenn die Kamera auf Augenhöhe des Babys ist – oder sogar darunter. Die
Kamera sieht alles aus der Sicht des Babys, nämlich meistens von unten. Die
Relationen von Alltagsgegenständen zum Baby werden deutlich – z. B. sieht
man, wie groß Stühle oder Tische im Verhältnis sind.
Nebenbei sind Fotos eine sehr gute Dokumentation, denn anhand des Datums
kann man auch nach Jahren noch sehen, wann das Baby bestimmte Dinge konnte.
Sogar ein multimediales Familienalbum auf DVD ist möglich – mit passenden
Texten eingeblendet oder mit Sprechkommentar wird so eine DVD zum Tagebuch,
das Verwandte, das eigene Kind (wenn es groß ist) und letztlich einen selbst
auch noch nach Jahren erfreuen kann.