Rubrik: Bildgestaltung

Bessere Bergfotos

2018-11-21 In diesem Fototipp konzentriert sich Autor Michael Hennemann auf die fotogene Seite der Berge, die mehr zu bieten hat als schroffe Felsen und majestätische Panoramen. Der Autor klärt auf über den vielfältigen Licht- und Wetterwechsel, sagt wieso ein Biwak in den Bergen gerade im Sommer eine gute Idee ist und rät auch abseits des Weges nach den kleinen Motiven der Bergwelt zu suchen.  (Michael Hennemannn)

Schroffe Gipfel, tiefe Täler und atemberaubende Schluchten. Mystischer Morgennebel, rot glühende Bergspitzen und bedrohliche Wolken – das Faszinierende an einer Berglandschaft sind nicht nur schiere Größe und spektakuläre Formen, sondern die ständig wechselnden An- und Aussichten. Das Panorama eröffnet sich nicht erst auf dem Gipfel, sondern jede Serpentine eines Wanderwegs bietet neue Fotomöglichkeiten. Rasante Wetterwechsel mit vorbeiziehenden Wolkenfetzen oder Sonnenstrahlen, die durch die Wolkendecke blitzen, tun ein Übriges, damit der Auslöser der Kamera auf einer Bergtour nicht stillsteht.

Gebirgslandschaften sind fast immer spektakulär. Die majestätische Landschaft allein reicht aber nicht für tolle Fotos aus. Wie so oft in der Landschaftsfotografie unterscheidet das richtige Licht ein Meisterwerk von einem Foto, das im Vorbeigehen aufgenommen wird. Am besten geeignet sind die frühen Morgen- oder späten Abendstunden, wenn die Berggipfel im roten Licht der ersten bzw. letzten Sonnenstrahlen des Tages förmlich zu glühen beginnen.

Zumindest im Sommer müssen Sie früh aufstehen bzw. lange wach bleiben, um rechtzeitig zu Sonnenaufgang oder -untergang das Stativ zum Fotografieren aufzubauen. Die Zeit, in der das Licht optimal ist, währt nur kurz, oft dauert das Alpenglühen nicht länger als ein paar Minuten. Suchen Sie daher schon vorab nach der geeigneten Perspektive und entscheiden Sie sich für den optimalen Aufnahmestandpunkt. Beginnen Sie dann mindestens eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang bzw. -untergang mit dem Aufbau Ihrer Fotoausrüstung. Am einfachsten gelingen Aufnahmen zu früher oder später Stunde, wenn Sie direkt vor Ort im Zelt übernachten. Sie sparen sich so den langen Weg vom Hotel oder der Bergpension und brauchen nach dem Aufstehen nur noch das Stativ aufzubauen und die Kamera einzuschalten. Ein weiterer Vorteil des Biwaks im Gebirge: Sie sparen nicht nur Geld, sondern sammeln im Laufe der Zeit über viele Stunden die unterschiedlichsten Eindrücke der Landschaft. Sie erleben hautnah, wie die ständig wechselnden Lichtstimmungen die Formen und Farben der Umgebung verändern – eine bessere Fotoschule gibt es nicht.

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Berge sind majestätisch und üben eine besondere Faszination auf uns Menschen aus. Nicht umsonst wurden Berge in der Antike als Sitz der Götter vermutet. Egal, wie Sie es anstellen, das sich zum Himmel streckende Bergmassiv wird auf dem Foto immer stark verkleinert abgebildet. Ein gutes Landschaftsfoto transportiert dennoch das gewaltige Naturerlebnis – und das sogar, wenn das Bergfoto anschließend im behaglichen Wohnzimmer über der Couch an der Wand hängt.

Achten Sie auf einen gestaffelten Bildaufbau, um eine räumliche Tiefenwirkung zu erzeugen. So bekommt der Berg auch im zweidimensionalen Foto eine Raumwirkung, und der Betrachter erhält einen Eindruck von der Größendimension. Setzen Sie ein Weitwinkelobjektiv ein, um den Vordergrund zu betonen und gleichzeitig die Weite des Bergpanoramas zu zeigen.

Bergfotografie ist mehr als nur das Ablichten besonders eindrucksvoller Gipfel. Fixieren Sie die Fototour daher nicht ausschließlich auf Gipfelsturm und Alpenglühen, sondern schärfen Sie den Blick für die vielen kleinen Wunder links und rechts am Wegesrand. Mit einem Makroobjektiv rücken Sie die zauberhaften Blüten der Gebirgsflora groß ins Bild. Ideal für die Makrofotografie sind leicht bewölkte Tage, denn bei strahlendem Sonnenschein werden die Kontraste zwischen Licht und Schatten im Nahbereich oft zu stark. Das passt ganz gut, denn unter den für Makrofotografie komfortablen Bedingungen funktionieren Fotos mit Gesamtansichten der Berge ohnehin nicht, weil das diffuse Licht für eine flache, schattenlose Ausleuchtung sorgt.

Mit einem Makroobjektiv gelingen eindrucksvolle Porträts der bunten Blüten. Ein Stativ ist im Nahbereich Pflicht, da das Licht oft knapp wird. Das liegt zum einen daran, dass Sie die Blende stark schließen müssen, um eine ausreichende Schärfentiefe zu erhalten, und zum anderen daran, dass sich die Belichtungszeit durch den langen Objektivauszug im Nahbereich verlängert. Bei einem Abbildungsmaßstab 1:1 ist die Belichtungszeit etwa viermal so lang bei der Fokussierung auf Unendlich. Besonders geeignet sind daher Stative mit waagerecht abklappbarer oder zumindest umkehrbarer Mittelsäule. Nur so kommen Sie nah genug an die Blumen heran. Zwei Alternativen zum Makroobjektiv sind Nahlinsen und Zwischenringe. Nahlinsen sind optische Vorsätze, die vor das Objektiv geschraubt werden und größere Abbildungsmaßstäbe erlauben. Die Abbildungsqualität dieser Linsen ist beschränkt und vor allem in Richtung Bildrand treten Unschärfen auf. Zwischenringe werden wie Konverter zwischen Kamera und Objektiv geschraubt, verfügen aber  über keinerlei eingebaute Linsen. Sie verlängern lediglich den Abstand zwischen den Linsen des Objektivs und der Sensorebene und setzen so die Naheinstellgrenze des Objektivs herab. Hierbei entstehen ebenfalls Abbildungsfehler, da die optische Leistung der meisten Objektive nicht für den Einsatz im Nahbereich optimiert ist.

Fotografieren Sie neben reinen Blüten-Nahaufnahmen auch Fotos, die die Blumen in ihrer natürlichen Umgebung zeigen. Für diese Fotos benötigen Sie kurzbrennweitige Makroobjektive oder Zoomobjektive mit einer kurzen Naheinstellgrenze und einer Weitwinkelbrennweite. Die Makrofotografie im Gebirge beschränkt sich nicht nur auf Blumen. Wenn Sie erst einmal damit begonnen haben, werden Sie viele weitere kleine, aber großartige Motive entdecken – von Eiskristallen über Insekten bis hin zu Flechten.

Eine weitere Möglichkeit, um im Foto die beeindruckende Ausdehnung der Berglandschaft zu zeigen, ist die Betonung der Luftperspektive. Mit steigender Entfernung verblassen die Gipfel durch den Dunstschleier in der Atmosphäre und werden zunehmend heller abgebildet. Besonders gut gelingen solche Aufnahmen in den frühen Morgen- und späten Abendstunden. Mit einem Teleobjektiv verstärken Sie die Wirkung der Luftperspektive, da dieses den Raum staucht. Die einzelnen Gipfel rücken auf dem Bild scheinbar näher zusammen. Zusätzlich wird die Tiefe des Raumes durch die gestaffelten Bergrücken betont, da das menschliche Gehirn weiß, dass ein näher liegendes Objekt das dahinter liegende verdeckt.


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