Rubrik: Sonstige Tipps
Bildkritik in Online-Fotogalerien
2011-10-24 Das Wort Kritik stammt ursprünglich aus dem Griechischem und ist eine Ableitung aus "unterscheiden" und "trennen". Es bezeichnet die Kunst der Beurteilung, des Auseinanderhaltens von Fakten, sowie der Infragestellung in Bezug auf einen Sachverhalt beziehungsweise eine Person. Es gibt viele Kritikformen wie zum Beispiel eine Buchrezension, eine Musikkritik und natürlich die allgegenwärtige politische Kritik. Doch wie sieht es mit der Kritik in Online-Fotogalerien aus? In wie weit sollte man kritisieren, was darf man kritisieren, was sollte man nicht kritisieren und was sind die Voraussetzungen für den Kritiker? (Harm-Diercks Gronewold)
Als Fotograf muss man sich überlegen, aus welchem Grund man seine Bilder der Öffentlichkeit präsentiert. Die Antwort aus dieser Überlegung muss maßgeblich die Plattform für den öffentlichen Auftritt bilden. In den meisten Fällen möchte man als Bildeinsteller lernen und hofft auf konstruktive Kritik. Genau hier liegt der sprichwörtliche Hund begraben, denn nur allzu oft hat man schon überschwängliches Lob aus dem eigenen Umfeld bekommen und dementsprechend hoch können die Erwartungen sein, wenn man ein Bild in einer Online- Galerie zur Kritik frei gibt. Doch hier passiert oftmals das absolute Gegenteil. Das Bild löst keine Begeisterungsstürme aus und die Meinung zum Werk ist eher negativ. Damit fangen Probleme meistens an.
Wie Menschen sich in einem solchen Fall verhalten, ist unterschiedlich und maßgeblich davon abhängig, wie wichtig das Bild ist oder wer darauf zu sehen ist. So wird ein Vater oder eine Mutter meist das Foto des eigenen Nachwuchses als "wundervoll" ansehen, weil die abgebildete Person ihnen emotional sehr nahe steht. Der technische Aspekt ist hier vollkommen nebensächlich. Somit sollte man sich als Bildeinsteller immer fragen, ob man Kritik zu dem Bild vertragen kann und ob man eine emotionale Distanz zum eigenen Bild aufbauen kann. Kann man es nicht, dann sollte man das Bild auch nicht präsentieren. Man sollte sich als Bildeinsteller stets vor Augen halten, dass eine Bildkritik eines nicht ist: Ein persönlicher Angriff. Weder auf die möglicherweise abgebildete Person, noch auf den Fotografen. Auf eine negative Kritik sollte also besser nicht mit "Gegenangriffen" oder Beleidigungen beziehungsweise Unterstellungen geantwortet werden. Denn eine Bildkritik ist die Schilderung des subjektiven Bildeindrucks beim Kritiker.
Wie geht man also mit Kritik um? Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten, da dies immer von der eigenen Persönlichkeit abhängig ist. Aber auch hier gilt, dass man durch freundliches Nachfragen mehr erreicht, als mit eskalierenden Worten.
Leider wird manchmal die Qualifikation eines Kritisierenden in Frage gestellt. Das wirft die Frage auf, ob man eine Qualifikation braucht um ein Bild zu kritisieren? Die Antwort ist ein klares "Nein". Warum auch? Schließlich geht es bei der Kritik lediglich um eine andere Sichtweise zu dem eingestellten Werk. Das eigentlich Geniale daran ist, dass man als Bildeinsteller in keiner Weise gezwungen ist, diese Kritik umzusetzen. Man kann sich entscheiden, ob man das Werk versucht aus einem anderen Blickwinkel zu sehen oder eben nicht.
Auf Seiten des Kritikers sollte man, wenn man den Ersteller des Bildes nicht kennt, vielleicht etwas diplomatischer sein, was das Geschriebene angeht. Auch sollte versucht werden, nicht das ganze Bild in Frage zu stellen, sondern nur Teilaspekte des Bildes. Kritik am Modell, sofern eins zu sehen ist, ist allerdings eine absolute Tabuzone. Lediglich Mimik, Pose und Styling dürfen durchaus kritisiert werden. Das Sprichwort "so wie es in den Wald schallt, so schallt es auch aus ihm heraus" ist oftmals ein guter Indikator für jemanden, der plant ein Bild zu kritisieren.
Zum Abschluss sei gesagt, dass man stets selbst sein härtester Kritiker sein sollte, so kann man Distanz zu seinen Werken entwickeln und Kritik von fremden besser einschätzen. Nicht umsonst heißt es im Volksmund "Im Garten der Selbstkritik wachsen gesunde Pflanzen".