Rubrik: Grundlagenwissen
Blende – Funktionsweise und Auswirkungen
1999-11-29 Wer die Arbeitsweise seiner Kamera kennenlernen und das Bildergebnis beeinflussen will, muss außer der Verschlusszeit auch die Funktionsweise und Auswirkungen der Blende kennen. Das spätere Erscheinungsbild der Aufnahmen ist nämlich stark von der Blendeneinstellung abhängig. (Yvan Boeres)
Der kleinste Wert steht immer für die größtmögliche Öffnung,
die auch beim Objektiv als Lichtstärke bezeichnet wird. Die
Aufschrift 1:2,8-4 bzw. F2,8-4 am Objektiv (Zoomobjektiv) oder in
der Bedienungsanleitung bedeutet, dass die Lichtstärke in
Weitwinkelstellung bei 2,8 und bei Tele-Einstellung bei 4 liegt. Bei
Festbrennweiten entfällt der zweite Wert. Hier kommt für den
Einsteiger die erste Denkhürde: Ein Wert von 2,8 ist zwar
mathematisch gesehen klein, bedeutet jedoch in der Fotografie eine
große Blende bzw. hohe Lichtstärke.
Das Abblenden, d. h. der Sprung von einem Blendenwert zum
nächsthöheren, kann für den Anfänger auch irritierend sein. Die
Blendenreihe basiert nämlich auf logarithmischer Teilung. Das
Abblenden um jeweils eine Stufe (z. B. von 2,8 auf 4) halbiert die
Belichtung; bei zwei Blendenstufen (z. B. von 2,8 auf 5,6) geht
viermal soviel Licht verloren, obwohl rechnerisch gesehen 2,8 die
Hälfte von 5,6 ist. Zu allem Überfluss kommt es bei Digitalkameras
vor, dass man gleich ein paar Blenden überspringt, da die
Hersteller nicht-normierte Zwischenwerte wie 2,6 oder 3,9 benutzen
und aus Kostengründen auf stufenweise einstellbare Blenden
verzichten.
Deshalb ist es für das Bildergebnis wichtiger, die Auswirkungen
der Blende auf das Bild zu verstehen. Durch das Verstellen der
Blende verändert man den Lichtfluss. Damit das Gleichgewicht
zwischen Verschlusszeit und Blende für eine korrekte Belichtung
gewährleistet bleibt, verkürzt bzw. verlängert sich die
Belichtungszeit (Achtung: Verwacklungsgefahr bei Freihandaufnahmen
mit längeren Belichtungszeiten!). Die Blende steuert auch die
Schärfentiefe, diese wird durch Abblenden vergrößert.
Schließlich wirkt sich die Blende auch auf die Abbildungsleistung
eines Objektives aus: Jedes Objektiv, egal wie gut es auch ist, hat
mehr oder weniger starke Abbildungsschwächen an den Bildrändern.
Durch mäßiges Abblenden von ca. zwei Blendenstufen
werden diese eliminiert, das Objektiv erreicht seine höchste
optische Leistung. Weiteres Abblenden bringt nichts, ab einer
gewissen Blende können sogar Beugungserscheinungen auftreten, die
wiederum der Bildschärfe schaden.