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Canon EOS- und PowerShot-Kameras als Webcam nutzen
2020-05-10 Die Stand Mai 2020 als Beta-Version vorliegende, kostenlose Treiber-Software von Canon USA ermöglicht es, etliche Canon-EOS-Kameras (mit und ohne Spiegel) sowie drei Kompaktkameras der PowerShot-Serie an einem Windows-10-Rechner als Webcam zu verwenden. Gegenüber einer normalen Webcam können sich dabei etliche Vorteile ergeben, es gibt aber auch diverse Einschränkungen. (Jan-Markus Rupprecht)
Wenn keine Kamera angeschlossen ist oder die angeschlossene Canon-Kamera nicht kompatibel ist, wird statt dem Kamerabild ein Standbild mit dem Schriftzug 'EOS Webcam Utility Beta' angezeigt. [Foto: MediaNord]
Zur Installation folgenden Sie den auf der amerikanischen Canon-Website beschriebenen Weg. Wenn Sie probieren möchten, ob eine Kamera, die nicht unter den kompatiblen Modellen aufgeführt ist, funktioniert, wählen Sie ein ähnliches Modell. Unserer Meinung nach wird sowieso immer dieselbe Treibersoftware installiert (nicht verifiziert).
Von der Community wurden, Stand 09.05.2020, mindestens vier weitere Modelle als kompatibel bestätigt: EOS 1100D, EOS 650D, EOS 60D und EOS 5D Mark II. Von den dort genannten Rebel-Modellen gibt es zudem internationale Versionen, die ebenfalls kompatibel sind.
Als Faustformel scheint zu gelten: Wenn Ihre EOS-Kamera maximal zehn Jahre alt ist, haben Sie ganz gute Chancen, dass sie mit dem EOS Webcam Utility funktioniert. Weitaus schlechter sieht die Unterstützung bei den PowerShot-Kompaktkameras aus. Selbst die seit November 2017 erhältliche G1 X Mark III funktioniert nicht. Es scheinen erst die PowerShot-Modelle seit Ende 2018 kompatibel zu sein.
Nach dem Herunterladen finden Sie eine Zip-Datei vor. Diese muss entpackt und die darin enthaltene Windows-Installationsdatei ausgeführt werden. Anschließend muss der Rechner neu gestartet werden. Es ist nun lediglich eine "Treiber-Software" installiert, kein Anwendungsprogramm, das man irgendwie starten könnte.
Schließt man eine Kamera, die wie Canon PowerShot G7 X Mark III an den PC an, geht diese wie üblich zunächst ganz normal in den Datenübertragung-Modus. [Foto: MediaNord]
Damit das EOS Webcam Utility seinen Job machen kann, darf nicht zusätzlich das EOS Utility laufen (Achtung: sehr ähnlicher Name). Falls Sie das EOS Utility ebenfalls installiert haben, muss es vollständig beendet werden (über das kleine Symbol im System-Tray oder über den Taskmanager).
Schließt man nun eine kompatible Canon-Kamera an den Rechner an und schaltet sie ein, geht diese zunächst ganz normal in den Datenübertragungs-Modus. Wenn man nun aber eine Videokonferenz-Anwendung öffnet, z. B. Zoom, Teams oder Skype, dann sollten Sie dort eine weitere Kamera auswählen können: das EOS Webcam Utility. Sobald Sie dieses auswählen, wechselt die Kamera vom Datenübertragungs-Modus in den Aufnahmemodus und Sie sollten das Livebild der Kamera als Webcam im Videokonferenz-Programm sehen. Falls die Kamera nicht kompatibel ist, Sie die Kamera ausschalten, deren Akku leer ist oder ähnliches, wird statt des Live-Bilds nur der Schriftzug "EOS Webcam Utility" angezeigt.
Wir haben das Utility zunächst mit einer Canon PowerShot G7 X Mark III ausprobiert (das funktionierte super) und werden demnächst noch weitere Kameras damit testen. Wenn man die Kamera in den Video-Modus stellt und dort "Manuell" wählt, lassen sich Blende und Belichtungszeit individuell einstellen. Der Autofokus läuft nicht kontinuierlich, sondern nur beim Antippen des Auslösers. Das bei Webcams oft zu beobachtende Fokus-Pumpen kann somit gar nicht erst auftreten. Im manuellen Modus gibt es zudem keine Helligkeits-Sprünge durch umschaltende Blendenwerte. Schwierige Belichtungssituationen lassen sich bequem meistern. Die Bildqualität ist wirklich sehr gut, vor allem wenn man bedenkt, dass über das Utility derzeit kein FullHD möglich ist, womit wir zu den Einschränkungen kommen.
Aktuell liefert das EOS Webcam Utility ganz offensichtlich nur eine Bildauflösung von 1.024 x 576 Punkten. Das ist von FullHD, das sich die meisten Anwender wünschen, weit entfernt. Für Streaming per OBS Studio direkt zu YouTube oder Twitch mag diese Einschränkung gravierend sein. In einer Videokonferenz-Software wie Zoom, Skype, Teams, WebEx oder ähnlichen spielt das jedoch praktisch keine Rolle. Das Bild wird bei bei diesen Diensten bei der Übertragung ohnehin sehr stark komprimiert (inkl. Reduzierung der Auflösung), so dass eine theoretisch hohe Auflösung der eigenen Webcam beim Gesprächspartner ohnehin nicht ankommt. Was nicht heißen soll, dass man keinen Unterschied zwischen einer guten und einer schlechten Webcam sieht, aber die reine Auflösung ist nicht so entscheidend. In unserem Fall war das von der Canon PowerShot G7 X Mark III über das EOS Webcam Utility an Zoom gelieferte Bild eindeutig besser als das einer durchaus hochwertigen externen FullHD-Webcam (Microsoft Webcam Studio).
Der zweite gravierende Punkt: Das EOS Webcam Utility überträgt keinen Ton. Zoom beispielsweise meldet: "Kein Mikrofon gefunden!". Für den Ton können Sie also nicht auf das in der Canon-Kamera eingebaute Mikrofon zurückgreifen (das Qualitativ für eine Webcam sicherlich ganz ordentlich wäre), sondern müssen ein Headset oder das eingebaute Mikrofon ihres Laptops oder ein externes USB-Mikrofon verwenden.
Das EOS Webcam Utility lässt sich in eine Videokonferenz-Software wie eine normale Kamera auswählen. [Foto: MediaNord]
Skype Viele User berichten, dass Skype mit dem EOS Webcam Utility nicht funktionieren würde. Dies scheint sich auf die Skype-Version aus dem Microsoft-Store zu beziehen. Mit der Version, die man von der Skype-Website herunterladen kann, scheint es zu funktionieren (nicht selbst ausprobiert).
Eine dritte Problematik ergibt sich aus der Stromversorgung der Kamera. Der Webcam-Betrieb zehrt stark am Akku. Wenn Sie Ihre Kamera längere Zeit als Webcam benutzen wollen, braucht diese eine kontinuierliche Stromversorgung. Für die EOS-Spiegelreflexkameras gibt es dazu "Akku-Dummies", an die man ein Netzteil anschließen und die Kamera damit stationär kontinuierlich betreiben kann.
Eine neuere Canon-Kamera, die über USB geladen wird, kann direkt "endlos" betrieben werden. Die Kamera lädt zwar während des Betriebs nicht auf, sie entleert aber währenddessen den Akku auch nicht weiter. Wichtig ist es dabei, dass die Kamera an einen geeigneten USB-3-Anschluss (der genügend Strom liefern muss) mit einem geeigneten Kabel angeschlossen ist. Leuchtet im ausgeschalteten Zustand die Lade-LED auf, dann sollte an dem gleichen Anschluss auch ein Endlos-Betrieb möglich sein. Wir konnten z. B. die Canon PowerShot G7 X Mark III stundenlang mit blinkendem Batterie-Leer-Symbol betreiben – sie hat sich nicht weiter entleert.
Alternative HDMI Auf die Möglichkeit, eine Fotokamera über den HDMI-Ausgang als Webcam zu nutzen, gehen wir in einem der nächsten Fotostipps ausführlich ein. Aktuell sind die Geräte, die man dazu braucht, praktisch nicht lieferbar, sodass es derzeit wenig Sinn ergibt, einen solchen Fototipp zu veröffentlichen. Insofern ist die Initiative von Canon, das EOS Webcam Utility vorab als Beta-Version zur Verfügung zu stellen, umso mehr zu begrüßen.