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Das Bowens S-Bajonett und warum es populärer denn je ist
2020-12-06 Das Bowens S-Bajonett hat eine lange Tradition in der Fotografie. Das Bajonett kommt bei Blitzköpfen, LED-Dauerlichteinheiten und den dazu passenden Lichtformern zum Einsatz. In diesem Fototipp erklären wir, woher das Bowens-Bajonett stammt, wieso es so weit verbreitet ist und wo die Stärken und Schwächen des Lichtformerbajonetts liegen. (Harm-Diercks Gronewold)
Dieser Ring bildet die Basis für den Lichtformer. In die Bohrungen werden die Stäbe zum Aufspannen der eigentlichen Softbox-Konstruktion gesteckt. [Foto: MediaNord]
Bowens International wurde als Bowens Camera Service Company 1923 in London als Reparaturwerkstatt für Kameras gegründet und wuchs bis 1950 zu einer der größten Spezialwerkstätten in Europa. 1963 wurde in Bowens International umfirmiert. 1963 entwickelte Bowens International den ersten elektronischen Studioblitz (Blitzkopf) mit eingebauter Stromversorgung, zuvor benötigten Studioblitze nämlich eigene sehr wuchtige Generatoren, um zu funktionieren.
Um die Vermarktung der als Monobloc beziehungsweise Monolite bezeichneten Studioblitze international voranzubringen, wurde die Lichtformer- und Blitzsparte kurzerhand in eine neue Firma "Bowens Sales & Service" ausgegliedert. So konnte 1966 auf der Photokina das Studioblitz- und Lichtformer-Lineup international vorgestellt werden. 2016 wurde die Firma von Calumet in Kooperation mit Aurelius aufgekauft und 2017 wegen "hohem Marktdruck" geschlossen. Doch auch Bowens stieg 2019 wie ein Phönix aus der Asche empor und erweiterte das Produktportfolio um neue sowie überarbeitete Lichtformer und Blitzköpfe. Der Hersteller dahinter ist die Firma Godox, die auch unter eigener Marke aktiv ist. Wenn Sie sich näher für diese Auferstehung interessieren, dann legen wir Ihnen den Petapixel-Artikel ans Herz (siehe weiterführende Links).
Die Aufnahme für den Lichtformer besitzt zwei oder mehr Rändelschrauben. Diese werden temporär gelöst, um das drehen der Softbox zu ermöglichen. [Foto: MediaNord]
Das Bowens S-Bajonett wurde durch diese turbulente Geschichte aber nicht behindert, denn schon vorher produzierten viele Hersteller aus Fernost Lichtformer und Blitzgeräte beziehungsweise Dauerlichteinheiten, die mit dem Bowens S-Bajonett kompatibel waren. Allerdings nahmen es nicht alle Hersteller mit den Spezifikationen des Bajonetts so genau. Das hatte zur Folge, dass der Fotograf zur Feile greifen musste, um das Bajonett passend zu machen. Doch nicht immer war zu viel des Guten das Problem, oft waren die Maße des Bajonetts auch so gering bemessen, dass sich alles wackelig und instabil anfühlte.
Doch was hat das alles nun zu bedeuten? Es bedeutet vor allem, dass es eine riesige Auswahl an Lichtformern mit diesem Bajonett gibt. Es bedeutet auch, dass Sie sich beim Kauf eines LED-Dauerlichts beziehungsweise dem Kauf eines Studioblitzes überlegen müssen, welche Anschlussvariante Sie wählen, denn das Bowens S-Bajonett ist beileibe nicht das einzige Lichtformer-Bajonett am Markt. So produzieren unter anderem Elinchrom und Profoto auch heute noch eigene Bajonette. Und auch das Multiblitz-Bajonett ist immer noch weit verbreitet.
Der Bajonettring hat je nach Hersteller ein unterschiedliches Aussehen. In diesem Fall ist es ein vollständiges Gussstück. [Foto: MediaNord]
Das Konzept des S-Bajonetts sieht in einigen Fällen vor, dass das Bajonett vom eigentlichen Lichtformer getrennt wird. In diesem Fall nennt man den Teil, an dem sich das Bajonett befindet, "Speedring". Der Speedring hat zwei unterschiedliche Durchmesser. Das eigentliche Bajonett hat einen Innendurchmesser von etwa 9,5 cm. Es ist mit drei "Knubbeln" ausgestattet, die in die Bajonettaufnahme des Blitzgeräts passen. Auf der anderen Seite des Speedrings beträgt der Durchmesser 15-16 cm. Dieser Teil des Speedrings wird mit dem Haltering des Lichtformers verbunden. Der Haltering besitzt dazu eine oder zwei breite Rändelschrauben und kleinere Fixierschrauben. Beim Aufbau der Softbox sollten Sie daran denken, dass sich die Schrauben auf der gegenüberliegenden Seite des Bajonetts befinden sollten.
Das Bowens S-Bajonett nutzt drei solcher aus dem Bajonett herausragenden Vorsprünge, um in der Fassung sicher verriegelt werden zu können. [Foto: MediaNord]
Bei einigen Lichtformern, wie beispielsweise Striplights oder rechteckigen Softboxen, ist es oft notwendig, dass sich der Lichtformer auf dem Teller des Speedrings drehen lässt. Damit wird es möglich, den Lichtformer nach Ihren Wünschen zu positionieren und so die optimale Beleuchtungssituation für Ihr Motiv zu finden.
Anstelle eines Drehsystems kann die Speedring-Lichtformer-Kombi zur Rotation des Lichtformers genutzt werden. Um das zu bewerkstelligen, müssen Sie lediglich eine oder mehrere der Fixierschrauben am Lichtformer lösen. Dann lässt sich der Lichtformer einfach in die gewünschte Position rotieren. Zum Fixieren der Position müssen Sie nur noch die Schraube(n) wieder anziehen. Mechanisch ist das sehr einfach, allerdings sehen Ihre Speedringe dadurch nach kurzer Zeit relativ "benutzt" aus. Symmetrische und runde Lichtformer müssen Sie gar nicht drehen, da sich durch eine Drehung nichts am Abstrahlverhalten ändern kann.
Kombination aus Speedring (oben) und der Aufnahme des Lichtformers (unten). Hier ohne montierten Lichtformer. [Foto: MediaNord]
Wollen Sie den Lichtformer vom Blitzkopf entfernen, müssen die Fixierschrauben fest angezogen sein, da Sie den Lichtformer ansonsten auf dem Speedring drehen.
Die Vorteile des Bowens S-Bajonetts sind also vielfältig und so ist es nicht verwunderlich, dass Studioblitze und LED-Dauerlichteinheiten von Jinbei, Rollei, Godox und auch Walimex mit dem Bowens S-Bajonett ausgestattet sind. Doch auch wenn Sie sich einen Studioblitz von einer der teureren High-End-Profiherstellern kaufen, können Sie sich ziemlich sicher sein, dass es einen Adapter für das Bowens S-Bajonett gibt. Damit stehen Ihnen dann eine Vielzahl von preisgünstigen Lichtformern für jeden Einsatzzweck zur Verfügung.
Üblicherweise sieht man diese Ansicht des Bowens-Bajonetts nicht. Grund dafür ist, dass in den großen Metallring das elastische Gestänge der Softbox eingesetzt wird. [Foto: MediaNord]