Rubrik: Sonstige Tipps
Das Portfolio – Teil 2
2007-02-26 Wer seine Fotos potentiellen Kunden wie Werbeagenturen, Bilddatenbanken, Redaktionen oder Wirtschaftsunternehmen anbieten will, braucht ein aussagekräftiges Portfolio. Darunter versteht man eine Zusammenstellung von Arbeiten, die einen Eindruck vom eigenen Schaffen geben sollen. Ein Portfolio ist aber auch Werbung für die eigene Person und die eigenen fotografischen Fähigkeiten. Im ersten Teil dieses zweiteiligen Fototipps zum Thema ist geklärt worden, was man bei Bildauswahl und dem ergänzenden Text zum Portfolio beachten sollte. In diesem zweiten und letzten Teil folgen nun Erläuterungen zu den Vor- und Nachteilen der beliebtesten und gängigsten Präsentationsmöglichkeiten eines Porfolios: der Mappe, dem Portfolio auf CD oder DVD sowie dem Online-Portfolio. (Martin Rohrmann)
Die klassische Präsentationsform fotografischer Arbeiten ist die Mappe, in der die einzelnen Fotos, aufgezogen auf flexiblem Karton, hineingelegt werden. Der schnelle Zugriff auf die Fotos, das unkomplizierte Herausnehmen, Arrangieren und Kombinieren von unterschiedlichen Fotos ist der wohl größte Vorteil der Mappe und bietet sich besonders dann an, wenn die Fotos nicht thematisch geordnet sind. Mappen sind deshalb sehr beliebt, weil Fotograf und Betrachter bei der Präsentation etwas Haptisches in der Hand haben und man ein plastisches Bild von den Arbeiten bekommt. Eine Mappe ist transportabel und langlebig, man kann sie überall mit hinnehmen. Leider sind sie auch eine teure Präsentationsform (Kosten für Bildausbelichtungen, für Passepartout oder Karton fallen an, für die Mappe oder das Album selbst, dazu Versandkosten, wenn die Mappe an Agenturen oder Kunden geht). Schnell kommen da 100 bis 200 EUR zusammen.
Standard sind heute Mappen mit Folien, die durch eine Spiralbindung zusammengehalten werden; in diese Folien werden die Fotos eingeschoben. Dies ist eine saubere und professionelle Variante der Präsentation mit dem Nachteil, dass die Folien leicht reflektieren, somit das Betrachten der Fotos bei einfallendem Licht erschwert wird. Es gibt Mappen aller Preisklassen, von einfachem Plastik über Karton bis hin zu edelstem Leder. Wichtig ist, dass die Fotos zu der Mappe passen und sich ein stimmiges Gesamtbild einstellt. Obwohl sich schon bei der Auswahl der Mappe auf den Geschmack und den Stil des Fotografen schließen lässt, zählt der Inhalt, somit die Fotos. Blender, die meinen, ihre miesen Fotos mit einer teuren und protzigen Mappe kaschieren zu können, sind auf dem Holzweg. Andererseits sollte man seiner Clientel auch keine Supermarkt-Alben für 9,90 EUR zumuten, die womöglich noch mit einem "lustigen" Motiv versehen sind. Empfehlenswert sind schlichte Mappen in Schwarz, Weiß oder Grau, sie hinterlassen immer einen seriösen, stilvollen Eindruck. Das i-Tüpfelchen bei der perfekten Mappe ist die inseitig steckende Visitenkarte mit den Kontaktdaten des Fotografen. Überhaupt sollte sein Name auf der Mappe stehen (etwa dezent auf dem Mappenrücken), damit man die Fotos zuordnen kann.
Es zählt nicht die Größe, die Fotos sollten jedoch mindestens das Format DIN A4 (bzw. 20 x 30 cm), idealerweise DIN A3 (bzw. 30 x 45 cm) haben. Von noch größeren Formaten ist abzuraten, weil sie zu unhandlich sind.
Das Portfolio auf CD oder DVD ist eine kostengünstige und dennoch professionelle Lösung. Eine Imaging-CD, auf der man sich Fotos am Computer ansehen kann, lässt sich preiswert duplizieren und vielfach per Post verschicken. Kompatibel mit gängigen Anzeigeprogrammen lässt sich das Portfolio auf CD auch überall abspielen, auf Wunsch sogar mit Musik, Sprache oder Interaktionsmöglichkeiten. Powerpoint-Präsentationen oder Flash-Animationen, in die Fotos eingebunden sind, PDF-Dokumente oder virtuelle Diashows sind dabei die gebräuchlichsten Präsentationsformen. Wer sich mit diesen Möglichkeiten nicht so auskennt, für den gibt es noch die zwar wenig professionelle, aber dennoch zweckmäßige Lösung, einzelne Fotos als JPEGs in entsprechenden Ordnern auf CD zu brennen.
Auch hier ist darauf zu achten, dass die CD/DVD ein seriöses Erscheinungsbild bekommt: Ein hochwertiges Etikett, eine unverkratzte Hülle und ein sauber gedrucktes Front- und Rückcover lassen den Fotografen professioneller wirken, als wenn er eine per Hand beschriebene CD in einer Papphülle abliefert. Trotz der Kostenersparnis gegenüber Mappen oder Alben liegt der Nachteil einer Portfolio-CD darin, dass die Fotos womöglich an einem fremden Monitor nicht so aussehen wie beim Eigenen (möglicherweise kalibrierten). Dies zu umgehen, ist nahezu unmöglich, da man den fremden Monitor nicht anpassen kann.
Das Online-Portfolio, also die eigene Internetseite, auf der man sich als Fotograf und seine Fotos präsentiert, ist die ideale Lösung, kostengünstig weltweit eine große Anzahl von Leuten zu erreichen. Durch ein Gästebuch oder ein E-Mailformular erhält man im Idealfall sogar konstruktives Feedback, es können geschäftliche Kontakte geknüpft werden, oder man kann "auch nur" mit anderen Fotografen über die Bilder diskutieren. Die Internetseite ist immer aktualisierbar, man kann neue Fotos hochladen und Alte löschen. Übrigens: Nichts ist langweiliger als eine Internetseite, auf der nichts passiert, auf der nur die Fotos vom vorletzten Jahr stehen. Was das äußere Erscheinungsbild der Internetseite betrifft, so kann man sich praktisch wieder auf die schon bei der Mappe genannten Grundsätze beziehen: Schlichtheit ist Trumpf. Nicht die Gestaltung der Internetseite steht im Mittelpunkt, sondern die Fotos. Häufig findet man im Internet Seiten (wohlgemerkt von Fotografen), wo zwar die Internetseite hervorragend ist, die Fotos aber nur unteres Mittelmaß. Ein kurzer Text über die eigene Person genügt, dazu Kurztexte zu den Fotos (eigentlich eher Bildlegenden, siehe den Abschnitt "Texte" in Teil 1 über die weiter führenden Links). Referenzen wie Ausstellungen oder gewonnene Wettbewerbe kann man auch erwähnen, andererseits hüte man sich aber vor Prahlerei oder dem Anführen von "Trostpreisen" oder Auszeichnungen, die völlig belanglos sind.
Was die Konzeption und Umsetzung der eigenen Internetseite betrifft, kann man viele Programme zum Erstellen finden. Ein professionelles Layout und eine fachliche technische Umsetzung sind jedoch recht aufwendig und komplex. Wer nicht über entsprechende Kenntnisse verfügt, holt sich am besten qualifizierte Unterstützung. Denn nichts wirkt unseriöser als eine laienhaft zurecht geschusterte Internetseite. Wenn alles fertig ist, geht es darum, dezent die Werbetrommel für die Domain zu rühren und potentielle Kunden und Werbeagenturen (per E-Mail) anzuschreiben mit der unaufdringlichen, höflichen Bitte, sich doch einmal die Arbeiten im Internet anzusehen.
Für welche Präsentationsform man sich auch entscheidet, ob für die Mappe, das Album, die Imaging-CD oder die Internetseite oder für eine Kombination daraus: Wichtig ist in jedem Fall ein stimmiges, harmonisches Gesamtbild, das zum Fotografen, zu seiner Persönlichkeit als auch zu seinen Fotografien passt. Und jede angestrebte Lösung muss finanzierbar und praktikabel sein. Und schließlich auch dies noch: keine Angst vorm Experimentieren.