Rubrik: Bildgestaltung
Der Goldene Schnitt
2004-01-12 Vielleicht ist Ihnen der Begriff "Goldener Schnitt" schon einmal begegnet. Aber was genau bedeutet er für die Fotografie? Keine Sorge: Wir predigen hier nicht, dass alle Fotos nach dem Goldenen Schnitt aufgebaut werden sollten. Aber es ist nützlich zu verstehen, was sich dahinter verbirgt. Und im Kern hilft die Regel besonders Fotoanfängern, interessante und harmonische Fotos zu gestalten. (Jan-Markus Rupprecht)
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Forscht man ein wenig im Internet, erfährt man, dass der Goldene
Schnitt bereits in der Antike bekannt war und dass er von bekannten
Künstlern wie Leonardo da Vinci und Albrecht Dürer in ihren Gemälden
verwendet wurde. Seit den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts folgte
die Anwendung in Design und Architektur. Angeblich sollen sich die
Proportionen des Goldenen Schnitts auch am menschlichen Körper und
allgemein in der Natur wieder finden lassen. Möglicherweise deshalb
empfinden wir Dinge (Möbel, Gebäude, Skulpturen, Gemälde, Fotos), die nach
dem Goldenen Schnitt aufgebaut sind, als harmonisch.
Wird eine Linie nach dem Goldenen Schnitt geteilt, entspricht das
Verhältnis des längeren Teilstücks zur gesamten Länge exakt dem Verhältnis
des kürzeren zum längeren Teilstück. Wer sich für die genauen Formeln oder
die geometrische Konstruktion mit Lineal und Zirkel interessiert, findet
ausführliche Informationen u. a. in der freien Enzyklopädie Wikipedia im
Internet (siehe weiterführender Link). Für unseren Zweck reicht die
Erkenntnis, dass die Teilung gerundet nach 62 % erfolgt. Da dies von beiden
Seiten aus gilt, ergibt sich eine weitere Teilung bei 38 % (100 minus 62).
Teilt man eine Fläche entsprechend auf, ergibt sich ein Hilfsraster, wie wir
es in unserer Abbildung rechts dargestellt haben.
Möchte man Fotos nach dem Goldenen Schnitt gestalten, legt man wichtige
Elemente des Motivs auf einen der Schnittpunkte der Linien oder bringt im
Motiv vorkommende Linien mit den gedachten Hilfslinien in Deckung. Anfänger
tendieren dazu, das Hauptmotiv genau mittig abzubilden. So wird der Horizont
häufig genau in die Bildmitte gelegt oder eine Person, ein Fahrzeug o. ä.
hat links und rechts gleich viel Abstand zum Bildrand. Das ist zwar
verständlich, weil viele Kameras hauptsächlich in der Bildmitte scharf
stellen. Ist die Scharfstellung jedoch erst einmal abgeschlossen, kann man
mit halb gedrücktem Auslöser den Bildausschnitt noch beliebig verändern.
Häufig ergeben sich tatsächlich interessantere Fotos, wenn nicht alles
zentriert angeordnet ist. Dabei sollte darauf geachtet werden dass
beispielsweise die Blickrichtung einer Person oder die Fahrtrichtung eines
Fahrzeugs "in das Bild hinein" erfolgt.
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Einige besser ausgestattete Digitalkameras besitzen die Möglichkeit, ein
Gestaltungsraster auf dem LCD-Monitor einzublenden. Hierzu gehören schon
lange viele Modelle von Fujifilm und neuerdings bietet auch Olympus diese
nützliche Funktion an. Die einblendbaren Raster entsprechen zwar nicht der
Aufteilung nach dem Goldenen Schnitt, sondern sie teilen das Bild meist in
gleich große Segmente. Selbst dies ist jedoch schon hilfreich. Wer sich
weiter dem Goldenen Schnitt annähern möchte, ordnet markante Motivlinien
einfach etwas weiter zur Bildmitte hin an, als das Raster es vorgibt. Unser
Foto zeigt das Hilfsraster der Fujifilm Finepix S7000. Dieses entspricht in
horizontaler Richtung fast den Verhältnissen des Goldenen Schnitts und
besitzt in vertikaler Richtung eine gleichmäßige Drittel-Teilung. Sehr
hilfreich sind die Hilfsraster auch zum akkuraten horizontalen Ausrichten
der Kamera.