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Dias digitalisieren mit Fotonovum Diadigifix
2011-12-19 Durch einen digitalkamera.de-Leser wurde die Redaktion auf das Diadigifix-System aufmerksam. Es erlaubt einen Diaprojektor derart umzurüsten, dass dieser in Zusammenarbeit mit einer Digitalkamera ein effizientes System ergibt, um Dias günstig, schnell und qualitativ hochwertig zu reproduzieren. Das gelingt in der Tat, doch ist der Umbau des Projektors, je nach Typ, mit einigem Aufwand und ein paar Experimenten verbunden. Wir wollen in diesem Fototipp auf einige Tücken aufmerksam machen, die auf den Anwender warten können. (Harm-Diercks Gronewold)
Am Anfang steht diesmal nicht das Dia, sondern der Projektor. Von diesem ist der Typ des Diadigifix-Umbausatzes abhängig. Eine Tabelle auf der Fotonovum-Website (siehe weiterführende Links) gibt nicht nur darüber Aufschluss, welcher Umbausatz der richtige, sondern auch was beim Projektor zu beachten ist. So haben einige Autofokus-Diaprojektoren eine helle Leuchtdiode beziehungsweise Lampe, welche zwar bei einer Projektion immer den Fokus zuverlässig nachführt, aber für den Diadigifix-Einsatz ein unschönes und sichtbares Licht auf das Dia wirft und somit den Projektor für diesen Einsatz unbrauchbar macht. Aus diesem Grund sollte man auch den Test den Fotonovum vorschlägt in Zweifelsfall durchführen. Der Test ist recht einfach durchgeführt, indem man das Objektiv vom Projektor entfernt, ein dunkles Dia einlegt und den Projektor einschaltet. Dann sieht man vorne in die Objektivschacht-Öffnung. Ist hier eine helle Reflexion auf dem Dia
zu sehen, so ist das die AF-Lampe und dies würde auch auf der Reproduktion zu sehen sein. Ist keine Reflexion zu sehen, dann kann der Umbausatz bestellt werden. Unter Umständen wird eine Nahlinse benötigt. Ob das der Fall ist, hängt vom verwendeten Objektiv und der Dia-Magazinlänge ab, hier sollte man den benötigten Abstand mit Hilfe eines Lineals ermessen. Dazu legt man ein Magazin ein, schiebt es auf das letzte Dia und transportiert einmal weiter. Bei den meisten Diaprojektoren muss man nun das Magazin noch ein wenig nach vorne ziehen, um es entfernen zu können. Dieser Punkt, ab dem der Projektor das Magazin freigibt, ist der minimale Abstand des DSLR-Kameragehäuses zum Projektior, er darf NICHT unterschritten werden.
Folgende Geräte haben wir benutzt: ein „Carena autofokus 5000“ Diaprojektor, eine Olympus E-3 mit Olympus 50 mm f2 Makro-Objektiv, eine B&W Nahlinse +1, ein stabiles Stativ mit 3-Wege-Kopf und natürlich das Fotonovum Diadigifix UNI 50. Das Diadigifix UNI 50 besteht aus einer Niedervolt-Halogenlampe, einer Bedienungsanleitung, einem Einstelldia und drei dünne Scheiben aus Spezialkunststoff. Die Bedienungsanleitung ist ausführlich genug, um für viele verschiedene Projektortypen anwendbar zu sein. Aus diesem Grund kann die Anleitung aber auf keinen Projektor im einzelnen eingehen.
In Fall des "Carena autofokus 5000" muss das obere Gehäuse des Projektors entfernt werden, um an die Diffusoreinheit zu kommen. Dazu wird eine Schraube gelöst und der Diaeinschub entfernt. Danach kann die Abdeckung abgenommen werden und das optische
System offenbahrt sich. Damit der Projektor auch wieder zum normalen Projezieren genutzt werden kann, empfiehlt es sich, die Position der Linsen in einem Foto festzuhalten. Wichtig ist jedoch, dass auf keinen Fall das dicke blaue Wärmeschutzglas entfernt wird! Wenn die Linsen nicht entfernt werden können, dann verbleiben sie im Projektor. Bei dem vorliegenden Projektor konnte nur der vordere Kondensor entfernt werden und dieser zerkratze auch noch beim Ausbau, da er aus Kunststoff besteht. Bei diesem Schritt ist also höchste Vorsicht geboten, da bei Unachtsamkeit Schäden auftreten können.
Ist man sich sicher welche Position die Spezial-Kunststoffscheiben im Projektor einnehmen sollen, so kann man sich an den Zuschnitt machen. Dazu eignet sich eine Haushaltsschere sehr gut, zum Anzeichnen kann ein weicher Bleistift genutzt werden. In unserem Fall wurde die ausgebaute Kondensor-Linse als Breitenmaß verwendet und mit ein wenig positiver Toleranz wurde die erste Kunststoff-Scheibe geschnitten. Danach wurde der Sitz der Scheibe im Projektor geprüft und dann erst auf Länge gekürzt. Mit diesen Maßen im Hinterkopf wurden die beiden übrigen Scheiben auch auf Maß geschnitten. Bevor nun ermittelt werden kann, wie viele Scheiben man braucht, um ein sauber ausgeleuchtetes Bild zu erhalten, muss die Lampe ausgetauscht werden. Wichtig ist, dass die Glaskolben nicht mit bloßen Fingern angefasst werden dürfen. Mit einem kleinen Papier oder Kartonstück sollte die alte Lampe entfernt werden. Die neue Lampe kann dann eingebaut werden, auch hier gilt: Nicht mit den Fingern anfassen! Ist die Lampe eingebaut, dann werden solange die Kunststoff-Scheiben hinzugefügt, bis das Bild ausgewogen ausgeleuchtet ist. In unserem Fall wurden alle drei Scheiben eingebaut. Danach wird das Gehäuse wieder geschlossen und der Umbau ist fertig.
Nun geht es an die Einrichtung der Kamera vor dem Projektor. Dieser Arbeitsschritt ist sehr zeitaufwendig und sollte daher vor dem tatsächlichen Fotografieren der Dias passieren. Dazu nimmt man sich das von Fotonovum mitgelieferte Einstelldia und legt es in den eingeschalteten Projektor. Nun positioniert man seine Kamera vor der Öffnung des Projektors, so wie es oben im Text erläutert wurde. Dann beginnt die Feinjustage, so dass das Dia komplett und gerade angezeigt wird. Dazu eignen sich Hilfsmittel wie eine Wasserwage und ähnliches sehr gut. Ein Kugelkopf auf dem Stativ ist allerdings keine gute Idee, wenn dieser keine eingebaute Wasserwaage hat. Ist auch diese Hürde überwunden, dann kann es fast losgehen. Es fehlen noch die Kameraeinstellungen, hier ist ein manueller Weißabgleich sinnvoll. Die Kamera wird in der Zeitautomatik betrieben, wobei man die Blende auf die maximal förderliche Blende stellen sollte. Wie diese zu ermitteln ist, haben wir in einem anderen Fototipp erläutert (siehe weiterführende Links). Bei dem in unserem Aufbau verwendeten Objektiv liegt diese bei F5,6. Dabei darf man die Nahlinsen nicht außer acht lassen, da diese die Qualität eines Objektivs, gerade in den Randbereichen, verringern. Aus diesem Grund haben wir uns für Blende 8 entschieden. Bei den Nahlinsen ist drauf zu achten, dass diese mehrschichtvergütet sind und dass die Linsen fest in der Fassung sitzen. Viele günstige Nahlinsen lassen sich leicht in der Fassung verschieben, was eine Dezentrierung zur Folge hat. Diese zeigt sich dann in unkontrollierbaren Schärfenverschiebungen.
Nun kann losgelegt werden, wenn da nicht die Problematik wäre, dass besonders helle Teile von Dias auf dem Sensor sehr schnell überbelichten und „ausbrennen“. Um das „Ausbrennen“ zu verhindern, sollte man die Belichtungskorrektur zwischen -0,5 und -1 EV einstellen. Hochformatige Dias sollten um 90° Grad gedreht werden, weil diese sonst nicht das gesamte Sensor-Format ausnutzen.
In der Tat kann man mit dem Fotonovum Diadigifix schnell seine Diasammlung digitalisieren. Davor steht aber der Umbau und die Justage des Systems, welches Einsteiger oder Menschen mit zwei linken Händen durchaus überfordern kann. Die Ergebnisse mit dem Fotonovum Diadigifix sprechen aber für sich und überzeugen, auch wenn sie einem zeigen, was herkömmliche Diafilme für eine Korngröße hatten, wenn man nicht gerade mit dem legendären Kodakkrome 64 fotografiert hat. Die Nachproduktion sollte sich bei korrekter Justage, richtigem Bildausschnitt und Weißabgleich sehr gering halten lassen. Dafür, dass der Umbausatz dem alten Diaprojektor neues Leben einhaucht und dazu noch einwandfreie Ergebnisse liefert, ist ein Preis zwischen 50 und 100 Euro zu verschmerzen.
Der Hersteller des DiaDigifix-Systems wies uns darauf hin, dass es nur bei dem Umbaukit UNI 50 zu "Bastelarbeiten" kommt. Alle anderen Sets sind für die kompatiblen Projektoren angepasst und brauchen keinen Zuschnitt der Kunststoffscheiben.