Rubrik: Sonstige Tipps
Die eigene Kameraausrüstung mit dem lensTester testen
2016-06-13 Viele Fotografen wünschen sich, die eigene Kamera-Objektivkombination zu testen und die genaue Leistungsfähigkeit in Bezug auf Auflösung, Autofokus-Genauigkeit und mehr zu ermitteln. Der lensTester von Image Engeneering ermöglicht genau das. Wir erklären Ihnen in diesem Fototipp nicht nur, wie Sie mit dem lensTester Aufnahmen erstellen, sondern zeigen Ihnen auch Fallstricke auf und sagen Ihnen, welche Vorgehensweisen sich für uns bewährt haben. (Harm-Diercks Gronewold)
Zum Lieferumfang des lensTesters gehören ein großformatiges Testchart und einzeln montierbare Siemenssterne. [Foto: MediaNord]
Beim Starten einer neuen Messung werden Sie aufgefordert, die Art der Messung zu spezifizieren sowie einen Titel einzutragen. [Foto: Medianord]
Nach der Eingabe der Kamera und des Objektivs ist die Website Camtest.eu noch leer. [Foto: Medianord]
Der erste Schritt zum Analysieren der Bilder ist die Anlage einer neuen Kamera. Diese kann aus Listen ausgewählt werden. [Foto: Medianord]
Neben der Kamera muss auch das getestete Objektiv ausgewählt werden. Ist dieses nicht in der entsprechenden Liste enthalten, kann ein eigener Name vergeben werden. [Foto: Medianord]
Der knapp 100 Euro teure lensTester von Image Engeneering beinhaltet ein 118 x 79 Zentimeter großes Testchart, fünf separate Siemenssterne (22 x 22 Zentimeter) sowie ein „Slanted Edges“ Testchart (21 x 12 Zentimeter). Zusätzlich gehören 50 Klettelemente zum Lieferumfang. Sie benötigen lediglich ein Stativ, einen Internetzugang und einen Platz für das Testchart, der gleichmäßig ausgeleuchtet ist und bei dem Sie die Kameraposition soweit verändern können, dass Sie das Testchart auch mit der längsten Brennweite aufzeichnen können. Bei wenig Platz kann das Chart auch im Hochformat aufgehängt werden. Das lensTester-Chart ist für Kameras von 6 bis 70 Megapixel Bildauflösung geeignet.
Haben Sie einen solchen Platz gefunden, dann hängen Sie das Testchart mit Poster-Streifen, Anstecknadeln oder Klebestreifen an die entsprechende Wand. Danach geht es an die Befestigung der einzelnen Siemenssterne mit Hilfe der Klettelemente. Wichtig ist die korrekte Ausrichtung der Siemenssterne am Raster des Testcharts. Auch das „Slanted Edges“ Chart muss korrekt ausgerichtet sein und wird, wie auch die Siemenssterne zuvor, mit den Klettelementen befestigt. Die Anbringung der einzelnen Elemente sollte nicht unter Zeitdruck vorgenommen werden, da eine genaue Ausrichtung sehr wichtig für das Testergebnis ist. Alternativ kann das Testchart ausgebreitet auf dem Boden mit den einzelnen Elementen vorbereitet werden. Ist die Brennweite zu groß, können Sie das Chart auch an einem Tag mit bedecktem Himmel an einem schattigen Ort aufhängen, um mit einer langen Brennweite genug Abstand vom Chart zu bekommen.
Der nächste Schritt zum richtigen Testaufbau mit dem lensTester ist die richtige Ausleuchtung des Testcharts. Zunächst sollten Sie die Kamera so platzieren, dass diese in mittlerer Brennweite des Objektivs das gesamte Testchart zeigt. Die mittlere Brennweite ermitteln Sie, indem Sie die ober mit der unteren Brennweite multiplizieren und hieraus die Wurzel ziehen. Danach stellen Sie die Lampen auf. Am besten geht das mit zwei identischen Lampen, die symmetrisch in einem circa 45 Grad Winkel zum Testchart platziert werden. Diese Lampen dürfen natürlich auch nicht soweit vor dem lensTester stehen, dass sie in den Bildwinkel der zu testenden Kamera geraten. Aus diesem Grund sollten Sie von Zeit zu Zeit durch die Kamera schauen und den Bildausschnitt kontrollieren. Wichtig ist, dass auf dem Testchart keine Lichtreflexe zu sehen sind.
Bevor Sie die Kamera ausrichten, sollten folgende Dinge geklärt werden: Bildstabilisatoren gehören ausgeschaltet, wenn möglich verwenden Sie Fernauslöser oder den Selbstauslöser. Zudem werden die Tests in der höchsten Auflösung und der geringsten JPG-Kompression erstellt. Danach geht es ans Ausrichten der Kamera. Wenn Sie ein Zoom-Objektiv testen wollen, dann müssen Sie sich vor dem ersten Ausrichten entscheiden, ob Sie mit der längsten oder kürzesten Brennweite anfangen und sich dann „runter“ oder „rauf“ arbeiten. Der Objektivmittelpunkt sollte auf Höhe des Mittelpunktes des Testcharts sein. Das kann man ganz simpel mit einem „Zollstock“ ermitteln. Beim Ausrichten ist es ratsam, die Live-View-Funktion der Kamera zu benutzen und sich ein Gitter einzublenden. Bei einer korrekten Ausrichtung sind alle Linien des Testcharts parallel.
Doch was ist zu tun, wenn die Linien nicht parallel sind? Zunächst ist es wichtig zu ermitteln, wo das Problem liegt. Ist beispielsweise die obere Kante des Testcharts kleiner als die untere Kante, dann ist die Kamera nach oben geneigt und muss in die Neutralstellung gesetzt werden. Ist dann das Testchart nicht formatfüllend abgebildet, muss die Kamera weiter nach oben verschoben werden. Ist hingegen die untere Kante kürzer als die obere, so ist die Kamera nach unten geneigt und muss ebenfalls in die neutrale Position zurückgebracht werden, gegebenenfalls muss der Kamerastandpunkt nach oben verschoben werden. Ist die linke Seite kürzer als die rechte Seite, so ist die Kamera nach links aus dem Mittelpunkt verdreht und muss nach rechts verdreht werden. Ist danach das Testchart angeschnitten muss die Kamera ein Stück nach links verschoben werden. Ist die rechte Seite kürzer als die linke Seite, so ist die Kamera nach rechts verdreht und muss in die neutrale Position gebracht werden. Ist das Testchart dann angeschnitten, so müssen Sie die Kamera mit Stativ nach rechts verschieben.
Fehler sind kein Grund zur Beunruhigung und geben in den meisten Fällen sogar Aufschluss über das vorliegende Problem. In diesem Fall war das Testchart absichtlich so aus dem Fokus, dass der Analyzer das Chart nicht erkennen konnte. [Foto: Medianord]
Wurde der "pre Check" ohne Fehler abgeschlossen, kann die Hauptanalyse durch Betätigung der Schaltfläche gestartet werden. [Foto: Medianord]
In dieser Blendenreihe beanstandet der lensTester keines der hochgeladenen Bilder und die vollständige Analyse kann durchgeführt werden. [Foto: Medianord]
Sollten die Linien zwar parallel sein, aber diagonal verlaufen, so ist die Kamera neutral ausgerichtet, ist aber innerhalb der optischen Achse gedreht und muss ausgerichtet werden. Das Ausrichten der Kamera ist am einfachsten mit einem Getriebeneiger oder einen 3-Wege-Neiger zu bewerkstelligen. Ein Kugelkopf ist für diesen Einsatz denkbar ungeeignet. Mit dem Ausrichten der Kamera werden Sie die meiste Zeit verbringen, zumindest wenn Sie Zoom-Objektive testen. Bei Zoomobjektiven ist es nämlich so, dass jede Messreihe für drei Zoomstellungen getätigt werden muss (kleinste Brennweite, mittlere Brennweite und lange Brennweite).
Ist die Ausrichtung beendet, geht es an die Einstellungen der Kamera. Obwohl es anders zu vermuten ist, rät Image Engineering eine kamerainterne Vignettierungskorrektur zu aktivieren. Alle anderen Einstellungen sollten auf die Werkseinstellung zurückgesetzt werden. Der Weißabgleich kann manuell oder auch automatisch durchgeführt werden, und die Kamera wird auf den kleinsten nativen ISO-Wert eingestellt. Nicht jedoch auf den ISO-Wert aus einer erweiterten Empfindlichkeitseinstellung. Besonders wichtig ist es, den Bildstabilisator der Kamera oder des Objektivs zu deaktivieren. Um die Belichtungszeit zu ermitteln, wird die Kamera in den manuellen Modus gesetzt und sowohl die Live-View- als auch die Histogrammfunktion aktiviert. Als Blende wird die Offenblende gewählt und das Histogramm sollte den höchsten Ausschlag im vorderen zweiten Drittel des Histogramms haben. Dies wird nur über die Verschlusszeit gesteuert und nicht über die Blendeneinstellung.
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