Rubriken: Bildbearbeitung, Bildgestaltung
Differenzierte Schwarzweiß-Wandlungen von Fotos
2010-11-22 Es gibt viele Wege um ein Schwarzweißfoto zu erstellen. Es gibt Methoden die besser geeignet als andere. Die SW-Wandlung auf dem Computer hat den Vorteil, dass man jederzeit volle Kontrolle über die Wiedergabe der Farben hat. Wie man die Kontrolle behält, welche "Werkzeuge" dafür gebraucht werden und wie man vorgeht, dass zeigt dieser Fototipp. (Harm-Diercks Gronewold)
Es gibt viele Wege um ein Schwarzweißfoto zu erstellen. Die ersten Methoden sind der Schwarzweiß-Aufnahmemodus in der Kamera oder eine simple Graustufenwandlung per Bildverarbeitung. Leider sind dies auch die Methoden, die Schwarzweiß-Bilder schnell unspannend machen. Das liegt daran, dass die Kamera und die Graustufenwandlung alle Farben reduziert und nur die Helligkeitsinformation des Bildes übrig bleibt. Doch das ist alles andere als eine differenzierte Wiedergabe der Farben in einem SW-Bild. Nun werden einige Leser sicher aufschrecken und sagen, dass man mit dem eingebauten Monochrommodus doch gute SW-Aufnahmen erstellen kann, wenn man Farbfilter vor die Linse schraubt. Damit haben diese Leser auch vollkommen recht. Mit dieser Aufnahmefilter-Methode hat allerdings den Nachteil, dass man jedes Bild schon farblos auf der Speicherkarte vorliegen hat und nichts mehr an der Farbumwandlung ändern kann. Darum steht am Anfang der digitalen SW-Fotografie das Farbbild der optimale Weg und dieses kann dann mit verschiedenen Methoden per Bildverarbeitung zu einem eindrucksvollen SW-Bild umgewandelt werden.
Um optimal zum SW-Foto zu gelangen bedarf es eine Bildbearbeitungsprogramm, wie z.B. Photoshop CS, Photoshop Elements, Gimp oder Picasa. Wem das mächtige Photoshop CS5 zuviel "Power" hat, der kann auch mit dem "kleinen" Bruder, aktuell Elements 9, ebenfalls loslegen. Aber auch kostenlose Bildbearbeitungsprogramme wie GIMP oder Googles Picasa können differenzierte SW-Bilder problemlos erzeugen. Die folgenden Techniken können mit Photoshop und Elements verwendet werden. Bei GIMP müssen Anpassungen im Workflow beachtet werden und Picasa bietet "nur" einen SW-Filtereffekt mit Farbauswahl an.
Auch in der Bildbearbeitung ist die einfachste Methode den Bildmodus von "RGB" auf "Graustufen" zu ändern. Das Ergebnis ist "nett" aber weit entfernt davon "spektakulär" zu sein. Schaut man sich das Farbbild und das daraus gewonnene Graustufenbild ab, so sieht man recht deutlich den unterschiedlichen Gesamteindruck. Zieht man das letzte Bild dann noch mit in Betracht, dann fällt auf, dass es differenzierter und viel ansehnlicher wirkt. Das letzte Bild ist mit der Einstellungsebene "Kanalmixer" (Photoshop CS5) erstellt. In Photoshop Elements 8 und 9 kann das mit einem kleinen Trick ebenso realisiert werden. Doch wir fangen mit Photoshop an. Als Informationsquelle sollte das Histogramm des Fotos angezeigt werden, denn so erhält man die beste Kontrolle ob bestimmte Bereiche "absaufen" oder "ausbrennen". Die Einstellungsebene "Kanalmixer" ist in der Ebenenpalette zu finden. Diese wird einfach aktiviert und ein Dialogfenster erscheint, welches Schieberegler für die RGB-Kanäle und einen Regler für die "Konstante" hat. Das wichtige hier ist den Haken im Feld "Monochrom" zu setzen. Ist dieser Haken gesetzt erscheint das Bild in einer einfachen SW-Wandlung. Nun können die einzelnen Kanäle per Schieberegler so verändert werden, bis es dem Bearbeiter gefällt. Der Blick auf das Histogramm sollte bei jeder noch so kleinen Änderung Pflicht sein, denn nur
so lässt sich das "Ausbrennen" bzw. "Absaufen" der Tiefen bzw. Lichter verhindern. Der "Konstante"-Regler ist mit Vorsicht zu genießen, denn dieser fügt entweder mehr weiß oder mehr schwarz dem Bild hinzu. Das kann manchmal hilfreich sein, oft jedoch auch nicht. Vorteil des Kanalmixers als Einstellungsebene ist auf jeden Fall, dass man herrlich experimentieren kann, ohne das Bild dabei zu zerstören. Es sei denn es wird gespeichert.
In Photoshop Elements, ab Version 7, kann man den Kanalmixer für SW-Aufnahmen simulieren, indem man einfach eine neue Ebene "Tonwertkorrektur" öffnet und gleich danach, über der Ebene der Tonwertkorrektur, eine Ebene "Graustufenwandlung" legt. Nun erscheint das Bild auch in "flachem" Schwarzweiß". Der Clou ist jedoch, dass wenn man die "Tonwertkorrektur" anwählt, man auch hier die einzelnen Kanäle verändern kann. Dies hat zur Folge, dass die Darstellung der jeweiligen Farbe sich in der SW-Ansicht auch ändert. Und besonders gelungen ist, dass man hier auch die Histogramme gleich sieht. Das Ergebnis ist in beiden Fällen ein differenziertes Schwarzweißfoto, welches technisch gesehen immer noch alle drei Kanäle eines RGB-Bildes aufweist. Warum das auch besser ist wird in einem späteren Fototipp geklärt.