Rubriken: Aufnahmeeinstellungen, Grundlagenwissen
Digitalbilder nicht JPEG-gegart, sondern RAW-roh
2004-05-04 Digitalkameras für gehobenere Bildverarbeitungsansprüche können neben JPEG und TIFF die Bilddateien auch im herstellerspezifischen Rohdatenformat (RAW) speichern. Dieses bietet dem Fotografen eine bessere Bildqualität und flexiblere Bearbeitungsmöglichkeiten. Durch EBV lässt sich so mehr Bildqualität als mit JPEG herausholen – wenn man einige Nachteile in Kauf nimmt. (Benjamin Kirchheim)
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Das fertig konvertierte und
bearbeitete Bild (Weißabgleich,
Ausschnitt, Tonwertkorrektur,
Verkleinerung und Nachschärfung)
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Das RAW-Bild mit Original-
Kameraeinstellungen
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Das RAW-Bild mit manuell
voreingestelltem Weißabgleich
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Das RAW-Bild mit
Weißabgleich auf einen
Bereich im Bild mittels der
Pipette
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Das RAW-Format bietet vielfältige Möglichkeiten für den
ambitionierten Fotografen. Die Bilder der Digitalkamera werden weitgehend
unbearbeitet in einem herstellerspezifischen und verlustfrei komprimierten
Format auf die Speicherkarte geschrieben. Der Fotograf behält so die volle
Kontrolle über das Bild und kann alle Parameter individuell einstellen.
Parameter wie Kontrasteinstellung, Weißabgleich, Farbtemperatur,
Rauschunterdrückung, Scharfzeichnung etc. können später feinfühlig am PC
mit der entsprechenden Software (RAW-Konverter) eingestellt werden – der
Fotograf ist nicht mehr auf die automatische Bildverarbeitung und
Bildoptimierung innerhalb der Kamera angewiesen. Zudem haben Bilder im
RAW-Format viel feinere Abstufungen der Helligkeit und Farben, bei JPEG
sind es gerade mal 8 Bit pro Farbkanal (256 Helligkeitsabstufungen), bei RAW oft 12
(4.096 Stufen) oder 14 Bit (16.384 Stufen).
Dadurch ist auch eine nachträgliche Helligkeitskorrektur nicht optimal
belichteter Fotos mit viel besserer Qualität möglich – Schattenbereiche
besitzen bei RAW z. B. viel mehr Zeichnung und Details.
RAW bietet jedoch nicht nur Vorteile, sondern hat auch Nachteile. Jedes
Bild muss mit einem RAW-Konverter des Kameraherstellers (im Lieferumfang der
Digitalkamera enthalten) oder eines Fremdanbieters nachbearbeitet werden.
Zwar kann die Nachbearbeitung automatisiert für viele Bilder stattfinden,
jedoch verliert man dann den Vorteil, die Parameter individuell für jedes
Bild einstellen zu können. Weiterhin sind RAW-Dateien wesentlich größer als
JPEG-Dateien (ca. 3 mal so groß, je nach JPEG-Qualität). Somit verbraucht
RAW nicht nur viel mehr Speicherkartenplatz, sondern benötigt auch eine
längere Zeit, um von der Kamera auf die Speicherkarte geschrieben und später
ausgelesen zu werden. So kann es je nach Kameramodell (interner Puffer,
Schreibgeschwindigkeit, Bildgröße) zu längeren Wartezeiten kommen, bevor
weitere Bilder gemacht werden können. Wer seine Bilder hauptsächlich direkt
zum Ausbelichtungs-Dienstleister schicken und nur in kleinen Formaten
ausbelichten möchte, sollte JPEG benutzen.
Die Konvertierung von RAW-Dateien gestaltet sich denkbar einfach, eine
entsprechende Software liegt der Kamera bei. Als Beispiel soll die Minolta
Dimage A2 mit der Software Dimage Viewer in der Version 2.32 dienen. Nach
dem Öffnen der RAW-Datei wird diese im Vorschau-Fenster mit den
automatischen Kameraeinstellungen angezeigt, die ebenfalls gespeichert sind.
Diese Werte lassen sich jedoch mit einfachen Schiebereglern ändern und
verlustfrei auf das Bild anwenden – so als hätte die Kamera gleich diese
Einstellungen benutzt. Eine der wertvollsten Möglichkeiten ist der
nachträgliche Weißabgleich (siehe Beispielbilder). Das mit den vom
Fotografen gewünschten Parametern konvertierte Bild sollte als TIFF gespeichert
werden, um keine die Bildqualität mindernden Kompressionsverluste wie bei
JPEG zu haben. Es sollte auch möglichst 48 Bit TIFF eingestellt werden, um
die feinen Farbabstufungen für die spätere EBV zu erhalten. Das so
gespeicherte Bild eignet sich hervorragend für die weitere Verarbeitung
z. B. mit Photoshop. Wer mehr zum Thema RAW-Formate erfahren will oder
an einer Liste geeigneter Rohdaten-Verarbeitungssoftware interessiert ist,
sollte einmal einen Blick auf die Website RAW-Converter.com werfen, die
sich speziell mit diesem Thema beschäftigt.