Rubrik: Tipps zu einzelnen Kameras
Digitale Spiegelreflexkameras – eine aktuelle Alternative
2005-07-25 Durch ständigen Preisverfall auch bei digitalen Spiegelreflexkameras (DSLR) rückt diese Kamerakategorie immer mehr in das Interesse fast aller Interessenten anspruchsvoller Digitalkameras. Zum Zeitpunkt der Berichterstattung kann man bereits für etwa 600 EUR ein DSLR-Gehäuse erstehen sowie für rund 100 EUR mehr bereits eine derartige Kamera mit einem Standardzoom-Objektiv. Die DSLR-Klasse ist also durchaus eine Kaufüberlegung wert. (Bernd Jaeger)
Bei DSLRs gilt es, grundsätzlich zwei unterschiedliche Käufergruppen zu
unterscheiden: Die eine (nicht zu unterschätzende Menge von Anwendern) hat
vor dem Einstieg in die digitale Fotografie bereits mit einer analogen
Spiegelreflexkamera gearbeitet; insoweit bestehen Erfahrungen mit
Spiegelreflexkameras. Eine zweite (sicher größere) Zahl von Anwendern hat
vor dem Einstieg in die digitale Fotografie entweder noch gar nicht mit
analogen Kameras gearbeitet oder zumeist mit vollautomatischen
Kompaktkameras.
Hier soll in die Arbeitsweise der DSLRs eingeführt werden, daher kann
nicht ausgiebig auf die besonderen Stärken und Schwächen der beiden
Modellkategorien unter den Digitalkameras eingegangen werden; wer eine
möglichst ultrakleine "immer-dabei"-Kamera sucht, wird eine DSLR ohnehin
direkt verwerfen, da Größe, Gewicht und vieles mehr einfach nicht zum
Anforderungsprofil passen. Wer dagegen mit einer möglichst vielseitigen "Prosumer-Digitalkamera"
liebäugelt, wird eine DSLR viel eher in seine Auswahl einbeziehen.
Mit digitalen Kompaktkameras kann man – je nach Kameramodell und
Ausstattungsmerkmalen – inzwischen innerhalb technischer Grenzen fast alle
Aufnahmebereiche weitgehend abdecken. Das alles (und in aller Regel zumeist
noch deutlich besser) kann man mit einer DSLR ebenso. Wenn man sich für
diesen Kameratyp entscheidet, sollte man sich indessen etwas mehr mit den –
auch im digitalen Bereich voll gültigen – fotografischen Grundlagen
befassen, damit man deren entsprechenden "Mehrwert" auch praktisch ausnutzen
kann. Das heißt nicht etwa, dass das Fotografieren mit DSLR-Kameras
schwieriger als mit gut ausgestatten anderen Digitalkameras ist – ganz im
Gegenteil ist es aufgrund der zumeist übersichtlicheren und größeren
Bedienungselemente eher leichter.
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Es geht darum, die besonderen Vorteile zu nutzen und Grenzen zu erkennen.
Die Grenzen sind durch die Objektive vorgegeben. Digitale Kompaktkameras
besitzen häufig einen sehr weit reichenden Zoom-Bereich (z. B. – umgerechnet
auf das Kleinbild-Format – von ca. 28 - 200 mm, häufig im Telebereich noch
deutlich weiter reichend) in fest eingebauten Objektiven. Diese sind darüber
hinaus auch noch häufig (bei den hochwertigeren Modellen) durchgehend mit
einer hohen Lichtstärke (Blendenwerte zwischen 2,0 und 3,5) ausgestattet.
Das kann eine DSLR derzeit zumindest in der Einsteigerklasse nicht bieten;
die zumeist mit einem Standardzoom versehenen Modelle bieten einen
Brennweitenbereich von ca. 28 mm bis 90 mm oder etwas mehr (umgerechnet auf
Kleinbild) und dabei in aller Regel auch noch mit einer geringeren
Lichtstärke von typischerweise 3,5 - 5,6.
Das spricht zunächst nicht unbedingt für die Wahl einer DSLR. Da man
allerdings bei nahezu allen DSLR-Kameras hohe ISO-Werte ohne allzu starke
Einschränkungen (wegen ihres vergleichsweise geringeren Bildrauschens)
verwenden kann, wird der zunächst nachteilig erscheinende Mangel an
Lichtstärke in der Praxis zumeist komplett ausgeglichen. Mehr noch: Man kann
mit ihnen trotz der lichtschwächeren Objektive unter der zumeist durchaus
vertretbaren Nutzung von Empfindlichkeiten bis zu ISO 1600 sogar bei
schlechten Lichtverhältnissen oft die deutlich besseren Bilder machen. Da
außerdem bei DSLRs die Geschwindigkeit des Autofokus, auch bei schlechten
Lichtverhältnissen, deutlich besser ist als bei vergleichbaren
Kompaktkameras, sind sie für Aufnahmen bei allen Situationen unter "Available
Light" wesentlich besser geeignet bzw. geradezu konkurrenzlos (siehe
weiterführende Links). Ferner kann man selbstverständlich aufgrund der den
DSLRs eigenen Wechselfassung jederzeit zum System passende Objektive aller
Güteklassen verwenden. Um hierbei keinen tiefen Griff in den Geldbeutel tun
zu müssen, bieten fast alle DSLRs auch die grundsätzliche Möglichkeit, alte
Objektive aus einem möglichen Bestand zu verwenden oder sich preiswert zu
beschaffen (siehe weiterführende Links). Diese lassen sich adaptieren, auch
wenn das mit einem Verzicht auf div. Automatikfunktionen einher geht (kein
Autofokus, ggf. sogar gar keine kameraseitige Belichtungsmessung).
Schließlich haben die DSLR-Kameras infolge ihrer zumeist deutlich größeren
Aufnahmesensoren eine wesentlich geringere Schärfentiefe, was für die
Bildgestaltung zumindest im Bereich der Porträtfotografie, aber auch bei
sehr vielen anderen Gelegenheiten vorteilhaft ist. Wer allerdings Bilder mit
Schärfe von "vorne bis hinten" liebt oder benötigt, wird sich hier ausgiebig
mit den hierfür notwendigen Brennweiten sowie den Blendenwerten befassen
müssen.
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Bleibt noch zu erwähnen, dass es nicht sinnvoll erscheint, eine
DSLR-Kamera ausschließlich im "Automatik"-Modus zu betreiben. Denn wenn man
schon mehr Optionen hat, sollte man diese auch motivbedingt nutzen. Für den
Einstieg geeignet ist zwar die Programmautomatik, bei welcher man jederzeit
manuelle Eingriffsmöglichkeiten auf die vorgegebenen Blendenwerte und
Belichtungszeiten ("Program-Shift") hat. Allerdings sollte man wissen, wann
man dabei den jeweiligen Wert je nach Aufnahmegegebenheit korrigieren muss.
Daher sind bereits auch für Anfänger die "Halbautomatiken" wie
Blendenvorwahl (Av oder A-Modus) sowie Zeitvorwahl (Tv oder S-Modus) ratsam.
Hierbei empfiehlt sich die Vorwahl des jeweiligen für die Aufnahme
entscheidenden Parameters (z. B. bei Sportfotografie der minimal notwendigen
Belichtungszeit, so dass hier der Tv-/S-Modus sinnvoll ist). Allerdings kann
man beide Modi auch durchaus gleichwertig betrachten, da man nur den
automatisch zugesteuerten Wert (sei es nun Blende oder Zeit) im Auge
behalten muss und diesen je nach Lichtverhältnissen sowie Notwendigkeiten an
die Belichtungszeit oder auch gewünschte Schärfentiefe der Aufnahme
jederzeit manuell anpassen kann, wobei die Kamera dann den hierzu passenden
alternativen Wert regelt.