Rubrik: Bildgestaltung
Effektfilter – Teil 1 Verlauf- und Ringfilter
2007-04-23 Bekanntlich kann man digitale Bilder am Rechner bearbeiten. Da gibt es unter anderem auch viele Möglichkeiten, nachträglich Effekte einzubauen. Dennoch bevorzugen viele den Einsatz von Hardware-Filtern, nicht nur weil das oft schneller geht. Die Anwendung ist intuitiver, und die Kontrolle der Effekte auf dem Monitor führt schnell zu guten Ergebnissen. In diesem Fototipp geht es um Verlauf- und um Ringfilter (auch Spotfilter genannt). Während Verlauffilter vor allem in der Landschafts- und Architekturfotografie bei der Bildgestaltung helfen, kommen Ringfilter eher bei Porträts und Sachaufnahmen zum Einsatz. (Kristof Friebe)
Wie beeinflusst man die Stimmung in einem Landschafts- oder Architekturfoto? Nicht selten geht es dabei um eine farbliche Veränderung des Himmels, deshalb bieten sich farbige Verlauffilter an. Mit Grau-Verlauffiltern kann man sehr gut zu große Kontraste mildern, etwa eine grellweiße Schneefläche im Vordergrund eines Panoramas. Bei Architekturfotos dienen Verlauffilter oft dazu, den (farblichen) Kontrast zwischen Bauwerk und Himmel hervorzuheben. Dabei sollte bei der Wahl und Ausrichtung des Filters darauf geachtet werden, dass nicht Teile des Gebäudes so mitgefiltert werden, dass es unangenehm auffällt.
Die Bilderserie 1-5 zeigt in der oberen Reihe von links nach rechts: ohne Filter, mit Blauverlauf ab der Bildmitte, mit Blauverlauf über das ganze Bild; untere Reihe: mit weichem Übergang des Blauverlaufs, mit zarter abgestuftem Blau-Verlauffilter.
Bei der Belichtungsmessung bringt meistens die Mehrfeld- oder die Intergralmessung die besten Resultate. Die Entscheidung zwischen automatischer oder manueller Belichtungseinstellung ist abhängig von der gestalterischen Absicht. Bei automatischer Einstellung wird "richtig" belichtet. Mit der manuellen Einstellung (oder der Korrekturschaltung) kann man "dramatisieren". So kann z. B. ein braun eingefärbter Himmel durch Unterbelichtung bedrohlicher wirken. Viele Digitalkameras bieten die Möglichkeit automatisch gesteuerter Belichtungsreihen (Bracketing) an. Beim Einsatz von Verlauffiltern ist die Nutzung dieses Features durchaus sinnvoll.
Wird mit farbigen Verlauffiltern gearbeitet, muss der Weißabgleich manuell eingestellt werden, weil ein automatischer Weißabgleich sonst gegen den Filter aussteuert, wie die Bilder 6 und 7 zeigen: links mit Cokin 125F (Tabac) und manuell eingestelltem Weißabgleich, rechts mit demselben Filter und automatischem Abgleich. Am oberen Bildrand ist eine leichte "Verschmutzung" in der Filterfarbe zu erkennen, die der automatische Abgleich nicht ganz bereinigen konnte.
Es gibt Verlauffilter in runden Fassungen, z. B. von B+W oder Hoya, und als Filterscheiben für Filterhalter. Letztere haben bei dieser Art von Filtern gewisse Vorteile, denn man kann den Filter verschieben und so den Horizont des Verlaufs frei festlegen. Die hier verwendeten Verlauffilter von Cokin sind nicht quadratisch, sondern rechteckig und bieten deshalb zusätzliche Fläche zum Verschieben des Filters.
Mit Ring- oder Spotfiltern kann man den wichtigen Bereich eines Motivs hervorheben und die Umgebung entweder abschatten (Ringfilter Grau) oder farblich verändern. Einsatzbereiche für diese Filter finden sich in der Porträtfotografie, bei Sachaufnahmen und in anderen Bereichen, z. B. wenn in einer Landschaft ein einsamer Baum hervorgehoben werden soll. Es gibt sie in vielen Farben und in unterschiedlich dichten Grautönen. Bei der Bildgestaltung mit farbigen Ringfiltern muss man darauf achten, dass das Resultat nicht "kitschig" wird, es sei denn, dies sei beabsichtigt.
Die beiden linken Bilder 8 und 9 wurden mit Cokin Center Spot Grey 2 fotografiert. Sie zeigen den Effekt beim Verschieben der Filterscheibe. Das rechte Bild 10 entstand mit einem Einschraubfilter Color Spot Red. Das Hintergrundlicht fällt von rechts ein, so dass die Abschattung nicht ganz mittig erscheint.
Bei der Anwendung farbiger Ringfilter sollte man die Wirkung des automatischen Weißabgleichs gegen die manuelle Einstellung erproben. Bei kurzen Brennweiten und kleiner Blende kann der Rand des Spots sehr scharf, möglicherweise zu scharf werden. Mit der Änderung des Aufnahmeabstands und der Brennweite eines Zooms ändern sich die Abbildungsverhältnisse zwischen Spot und umgebender (gefilterter) Fläche. Zur Belichtungsmessung: Meistens ist Mehrfeld- oder Integralmessung angebracht. Eine Belichtungsreihe (Bracketing) ist – wie bei den Verlauffiltern – oft hilfreich. Der wichtigste Hinweis: Mit diesen Filtern sollte man "spielen", seriöser gesagt experimentieren mit Aufnahmeabstand, Brennweite und, wenn möglich, auch mit der Ausleuchtung.