Rubrik: Motive und Situationen
Ein Foto ist zu wenig – die Sequenz
2002-12-02 Häufig kann ein Mensch oder ein Vorgang erst in mehreren Bildern schlüssig dargestellt werden. Dann schießt man eine Sequenz. Sie ist mit der Reportage verwandt, konzentriert sich aber in der Regel auf eine Person, ein begrenztes Geschehen. (Jürgen Rautenberg)
Anweisung [Foto: Jürgen Rauteberg]
Die Sequenz ist eine Aneinanderreihung von Bildern, die, in temporär
logischem Ablauf, eine Story erläutert. Ganz banal: Ein Rosen-, ein
Tulpen- und ein Narzissenfoto ergeben zusammen eine Serie, die wir in
einem weiteren Tipp behandeln werden. Zeigt man aber nacheinander die
Phasen des Öffnens einer der Blüten, dann ist das eine Sequenz.
Stahltrossen spannen [Foto: Jürgen Rauteberg]
Die Sequenz will tiefer in die Materie eindringen, will mehr Aspekte zeigen.
Die Voraussetzungen unterscheiden sich von Thema zu Thema. Das angeführte
Blumenbeispiel ließe reichlich Zeit, Schritt für Schritt in Ruhe abzuarbeiten.
Die hier verwendete Kran-Sequenz verlangt Konzentration und schnelle Reaktion,
sowohl in der Handhabung der Kamera als auch bei der Wahl von Situation und
Bildausschnitt. Der Fotograf sollte auf jeden Fall reichlich Bilder schießen und
seine Endauswahl später am Bildschirm treffen, wo er sie nach Wunsch in die
richtige Reihenfolge beispielsweise für eine Diaschau per PC oder TV-Gerät
festlegen kann.
Inhalt unserer Sequenz "Mensch bei seiner Arbeit" ist der Aufbau eines
mobilen Kranes. So eine Montage ist nicht ungefährlich und Gaffer unerwünscht.
Erste Handlung des Fotografen war es deshalb, einen "cafes metrios" für die Crew
auszugeben, deren Chef hier im Mittelpunkt steht. Während der Kaffeepause kam
man ins Gespräch. Das Vertrauen war bald hergestellt und natürlich bewegte der
Fotograf sich während des Fotografierens so, dass er den Leuten nicht vor die
Füße lief. Das Zoomobjektiv half, auch von abseitigem Standort aus die
gewünschten Bildausschnitte vorzugeben. Wegen des Staubes musste die Frontlinse
ständig mit einem weichen Pinsel gereinigt werden, denn jedes Körnchen auf dem
Objektiv erzeugt durch Streuung Unschärfe. Die Sequenz ist hier auf fünf Fotos
gekürzt.
Probelauf in der Kanzel [Foto: Jürgen Rauteberg]
Bild 1 Der Crewchef; er hat "das Sagen" vor Ort.
Das Abladen der Kransegmente vom Trailer, die starken Kontraste, das
unruhige Gestänge, die Haltung der Person; alles zeigt etwas von der Kraft
des Geschehens; steht für "action".
Vater und Sohn - stolz [Foto: Jürgen Rauteberg]
Bild 2 Der Wirrwarr von Drahtseilen macht den
Kran erst funktionstüchtig. Hier kam es nicht auf Einzelheiten an, die
Impression zählt. Das kräftige Gegenlicht, unterstützt durch die
aufsteigenden Diagonalen, reduziert das Geschehen auf dramatisierendes
Hell/Dunkel.
Bild 3 Die Montage ist beendet; die Funktion muss
geprüft werden. Die Höhenwirkung der Führerkanzel wird verstärkt durch
nahen Standpunkt und steil aufwärts gerichtete Kamera.
Der Kran arbeitet [Foto: Jürgen Rauteberg]
Bild 4 Nach getaner Arbeit ein
Erinnerungsbild: Ein stolzes Vater-Sohn-Duo, das, nass geschwitzt und
staub verkrustet, stolz sein Miteinander demonstriert.
Bild 5 Mit dem Ende der Montage beginnt zugleich
die nächste Phase, der Kran nimmt seine Arbeit auf. Dafür eignet sich eine
Totale, die in der Übersicht alle wichtigen Aspekte zusammenfasst.