Rubrik: Grundlagenwissen
Einsatzgebiete des Graufilters
2004-08-09 Manchmal wünscht der Fotograf längere Belichtungszeiten als die Kamera anbieten kann, um ein korrekt belichtetes Bild zu erhalten. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn die Empfindlichkeit schon auf dem kleinsten Wert und die Blende ganz geschlossen ist und trotzdem noch sehr kurze Belichtungszeiten von Nöten sind. Ein Graufilter – oder auch ND-Filter (ND = Neutraldichte) verlängert hier die Belichtungszeit um eine bestimmte Anzahl von Blendenstufen. (Benjamin Kirchheim, Jan-Markus Rupprecht)
Neben der Möglichkeit die Belichtungszeit zu verlängern ist es manchmal
erwünscht, die Blende bei gleicher Belichtungszeit weiter öffnen
zu können – auch hier benötigt man einen Filter, der das Licht reduziert.
Das klassische Graufilterbeispiel ist der Wasserfall: Bei Sonnenlicht sind
die Belichtungszeiten selbst bei geringster Empfindlichkeit (z. B. ISO 50)
und kleinster Blende (z. B. F8) so kurz, dass die Bewegung des Wassers
eingefroren wird. Dies ist aber nicht immer erwünscht. Vielmehr möchte der
Fotograf fließendes Wassers zeigen, was aber nur mit
langen Belichtungszeiten von 1/50 Sekunde oder länger möglich ist. Hierfür werden ein starker Graufilter und
ggf. ein Stativ gegen Verwackelungen benötigt.
Eine andere Möglichkeit ist z. B. ein belebter Platz mit vielen Menschen,
die in Bewegung sind. Mit Graufilter und Stativ verschwimmen die Bewegungen
und die Menschen wie es sonst nur bei Nachtaufnahmen zu sehen ist. Ein
Graufilter ist auch in sehr hellen Umgebungen sehr hilfreich, z. B. in der
Mittagssonne am Strand oder in südlicheren Ländern mit starker
Sonneneinstrahlung.
In anderen Situationen, z. B. bei Personenaufnahmen, möchte der Fotograf
mitunter gerne mit offener Blende
fotografieren. Eine offene Blende sorgt für geringe Schärfentiefe, so dass
sich das Hauptmotiv vor unscharfem Hintergrund schön abhebt. Ist es zu
hell, stößt man mit den kürzesten Belichtungszeiten der Kameras (meist
1/1.000 oder 1/2.000 Sekunde) und lichtstarken Objektiven (z. B. Blende 2,0) schnell an die Grenzen. Erst mit einem Graufilter lässt sich die
Blende überhaupt ganz öffnen.
Die Stärke eines Graufilters wird als Filterfaktor, in Blendenstufen oder
in Dichte angegeben (siehe nebenstehende Tabelle). Hat er
z. B. eine Stärke von zwei Blendenstufen, so lässt er nur noch ein Viertel
des Lichts hindurch. Statt 1/1.000 Sekunde Belichtungszeit ist so 1/250
Sekunde nötig bzw. die Blende lässt sich von F5,6 auf F2,8 öffnen. Sinnvoll
einsetzen kann man Graufilter – je nach Anwendung – mit einer Stärke von
mindestens 3 Blendenstufen (Filterfaktor 8), für stärkere Effekte eher 6
Blendenstufen (Filterfaktor 64). Kombiniert man zwei Filter, multipliziert
sich der Filterfaktor während sich die Blendenstufen addieren.
Als
schwacher Graufilter kann auch ein Polfilter eingesetzt werden. Dieser
schluckt etwa 1,5 Blendenstufen Licht, was manchmal schon ausreicht. Es können auch zwei Polfilter – um 90 Grad gegeneinander gedreht –
eingesetzt werden, dann ist der Effekt schon deutlich stärker. Einige Digitalkameras wie die
Canon PowerShot G3 und G5 bieten sogar einen
eingebauten (schwachen) Graufilter, der vor den CCD geschwenkt werden kann.
Filterfaktor | Blendenstufen
| Dichte
|
2 | 1 | 0,3 |
4 | 2 | 0,6 |
8 | 3 | 0,9 |
64 | 6 | 1,8 |
1.000 | 10 | 3,0 |
10.000 | 13 | 4 |
1.000.000 | 20 | 6 |