Rubrik: Bildbearbeitung
Entfärbte Bilder – S/W-Konvertierung von digitalen Fotos, Teil 2
2008-01-14 Für gewöhnlich erhält man aus der Digitalkamera farbige Fotografien als JPEG-Dateien, die auch anspruchsvolle Fotografen zufrieden stellen können. Doch will man einmal ein besonderes Foto erstellen, entdeckt man vielleicht auch die Schönheit der alten Kunst der Schwarzweißfotografie. Diese übt seit jeher einen ganz besonderen Reiz aus – es bedarf allerdings einiger Mühen, bevor dieser Reiz seine Wirkung auf den Betrachter entfalten kann. Darum geht es in zwei digitalkamera.de-Fototipps; im heutigen Teil 2 behandelt der Autor insbesondere den Einsatz von Kanalmixern bei der Schwarzweiß-Konvertierung. (Franko Hoffmann-Samaga)
Die besten Resultate bei einer S/W-Konvertierung erhält man, wenn die Umsetzung weitestgehend kontrolliert in den drei Farbkanälen (Rot, Grün und Blau) erfolgt. Im Prinzip gibt jeder Kanal über Graustufen den entsprechenden Anteil der Farbe im Gesamtbild wieder. Das heißt, je größer der Anteil der Farbe ist, umso heller ist der Grauwert. Die Abbildung (Bild 5) zeigt dies eindrücklich – so sind beispielsweise die roten Blumen im Rotkanal fast komplett Weiß, während die anderen Kanäle an dieser Stelle nahezu schwarz sind.
Vor der Umwandlung sollte man sich also zuerst die einzelnen Kanäle genau anschauen, um festzustellen, welcher Kanal besonders betont werden sollte und welcher weniger brauchbar ist. Besondere Aufmerksamkeit sollte man dabei den Farben mit ähnlicher Helligkeit (z. B. Rot und Grün) schenken, will man möglichst kontrastreiche Bilder erzeugen. In den meisten Bildbearbeitungsprogrammen steht für diesen Prozess der so genannte Kanalmixer zur Verfügung. Dieses Werkzeugermöglicht es über Schieberegler, jeden der drei Farbkanäle bei der S/W-Wandlung individuell zu gewichten. Je höher der Wert für einen Farbkanal eingestellt wird, umso stärker fließt dessen Helligkeit in die Grauwerte des Schwarzweißbildes ein. 100 Prozent bedeutet dabei, dass die Helligkeit vollständig übernommen wird, während bei 0 Prozent die Kanalhelligkeit unterdrückt wird.
Vergleichen lässt sich dieser Effekt mit der Verwendung von Farbfiltern in der Analogfotografie. Sollte beispielsweise der blaue Himmel möglichst dunkel erscheinen, so verwendete man ein Gelb- oder Orangefilter, welches für den blauen Anteil des Lichts mehr oder weniger undurchlässig ist. Genauso kann auch im Kanalmixer der Blauanteil auf 0 gesetzt werden, um einen dramatischen, dunklen Himmel zu erhalten. Die Abbildung (Bild 6) zeigt exemplarische Beispiele für die Wirkung des Kanalmixers mit unterschiedlichen Einstellungen.
Oft kommt es allerdings vor, dass man nicht die für das gesamte Bild perfekten Parameter findet. So möchte man beispielsweise den blauen Himmel dunkel halten, das blaue Haus im Vordergrund soll jedoch in einer möglichst natürlichen Helligkeit dargestellt werden. In diesem Fall wird es notwendig, den Kanalmixer auf mehrere Ebenenkopien des farbigen Originals anzuwenden. Mittels Ebenenmasken können dann die gewünschten Bereiche des Bildes freigestellt werden. Beim Einstellen der Schieberegler sollte man die Änderungen in der Vorschau stets genau verfolgen. Allzu leicht übersteuert man die Farbkanäle, was zu hässlichen Artefakten oder zu ausfressenden Lichtern führt. In der Regel erhält man ein gutes Ergebnis, wenn die Summe über alle drei Kanäle 100 Prozent ergibt. Dies ist jedoch nur ein grober Richtwert, der je nach Vorlage durchaus auch unter- oder überschritten werden kann.
Ein weiteres Problem liegt darin, dass mit der Verstärkung eines Farbkanals eventuelle Bildstörungen, wie das bei Digitalkameras oft auftretende Rauschen, gleichfalls intensiviert werden. Um dies zu vermeiden, kann es hilfreich sein, den dominierenden Kanal zuvor zu entrauschen. Ganz bewusst verstärkt kann das Bildrauschen aber auch dazu verwendet werden, die oft sehr schöne Körnigkeit hochempfindlichen Filmmaterials zu simulieren.
Ein großer Nachteil gegenüber dem analogen Schwarzweißfilm ist der wesentlich geringere Dynamikumfang der Bildsensoren. Das bedeutet, dass gute Filme in der Lage sind, ein sichtbar breiteres Helligkeitsspektrum wiederzugeben. Dadurch wirken Lichter nicht so schnell ausgefressen, und in den dunklen Partien gibt es trotzdem genug Zeichnung, um Details noch zu erkennen. Der Digitalfotograf kann dies jedoch ebenfalls erreichen, wenn er eine komplette Belichtungsreihe aufgenommen hat. Diese kann in einem speziellen Programm zu einem so genannten High-Dynamic-Range-Image (HDRI) zusammengesetzt werden. Diese HDRIs sind ein hervorragendes Ausgangsmaterial für die anschließende S/W-Konvertierung.