Rubrik: Bildbearbeitung
Erste Schritte mit Affinity Photo
2017-01-09 Affinity Photo sorgt seit einigen Jahren auf Apple-Rechnern nicht nur durch den günstigen Preis für Aufsehen. Auch der Funktionsumfang der Software ist sehr groß und richtet sich an ambitionierte Amateure und auch Profis. Seit Anfang Dezember 2016 ist Affinity Photo auch für Windows-Systeme verfügbar. In diesem Fototipp zeigen wir Ihnen, wie Sie die ersten Schritte mit der Software machen sowie Ebenen- und Maskierungsfunktionen einsetzen. (Harm-Diercks Gronewold)
Zur Zeit gibt es leider keine Testversion von Affinity Photo, und auch wenn sich der Kauf nach der sprichwörtlichen „Katze im Sack“ anhört, so ist die Software dennoch ihr Geld wert. Die Systemanforderungen sind moderat. So wird Windows 10, 8.x oder 7 mit Service Pack 1 vorausgesetzt und eine Grafikkarte mit mindestens DirectX 10. Als Arbeitsspeicher sollen 2 Gigabyte reichen. Wie Sie aber sicherlich wissen, ist mehr Arbeitsspeicher bei der Bildbearbeitung immer besser. Auf der Festplatte sollten für die Installation 670 Megabyte verfügbar sein. Für den laufenden Betrieb ist es natürlich ratsam, mehr Festplattenspeicher frei zu haben.
Die Arbeitsoberfläche zeigt Ihnen alle Werkzeuge logisch sortiert und leicht erreichbar. [Foto: Medianord]
Nach der Auswahl des Beschnittwerkzeugs können Sie die Funktion zum Begradigen aktivieren. [Foto: Medianord]
Die "Begradigen"-Funktion verwandelt den Mauszeiger in ein Lineal, mit dem die Horizontale markiert wird. [Foto: Medianord]
Nach dem Begradigen sind "leere" Bereiche an den Bildrändern zu sehen. Diese müssen mit dem Beschnittwerkzeug beseitigt oder mühsam retuschiert werden. [Foto: Medianord]
Nach dem finalen Beschnitt ist das Bild bereit für die weiteren Arbeitsschritte. [Foto: Medianord]
Mit einem nachträglichen Weißabgleich lässt sich in der Nachbearbeitung Finetuning betreiben. [Foto: Medianord]
Doch genug der trockenen technischen Daten. Die Standard-Arbeitsoberfläche von Affinity Photo zeigt im oberen Bereich die verschiedenen Menüs. Unterhalb der Menüs sind links die verschiedenen Betriebsarten, auch "Personas" genannt, zu finden. Rechts daneben befinden sich vier Schaltflächen mit Kreisen. Diese Kreise sind die automatischen Korrekturfunktionen für Tonwert, Kontrast, Farbe und Weißabgleich. Wenn Sie hier klicken, dann korrigiert Affinity Photo Ihr Bild automatisiert. Weiter auf auf der rechten Seite sind einige Auswahl- und Ausrichtungs- sowie Funktionen für die Reihenfolge der Ebenen zu finden. Am linken Rand der Arbeitsfläche ist die Werkzeugleiste. Hier sind alle Werkzeuge als Icon untergebracht. Alle diese Werkzeuge lassen sich auch mit einem Tastenkürzel aufrufen. Der Pinsel wird beispielsweise mit B aktiviert und das Beschnittwerkzeug mit C. Am rechten Rand der Arbeitsfläche befinden sich die Informationssysteme wie das Histogramm, der Navigator und die Anpassungsoptionen, die Ebenen, Effekte und mehr. Affinity Photo gehört zu den Bildbearbeitungsprogrammen, die nicht-destruktiv arbeiten können und bietet somit Ebenenfunktionen und Maskierungsoptionen an. Natürlich ist auch eine umfangreiche Protokollierung der einzelnen Arbeitsschritte vorhanden. Doch fangen wir einfach an.
Das im Beispiel gezeigte Wasserfallbild ist zwar ganz nett, aber es ist auch nicht ausgerichtet. Um es „gerade“ zu rücken, benötigen Sie das Beschnittwerkzeug, das Sie mit einem Druck auf die „C“-Taste aktivieren können. Nun liegt ein Raster auf dem Bild und zeigt Ihnen neben einem Gestaltungsraster auch den Beschnittrahmen (äußere Markierung) an. Oberhalb des Fotos sind einige Daten und Funktionen eingeblendet. Zum Begradigen des Fotos klicken Sie einfach auf die Schaltfläche „Begradigen“. Der Mauszeiger verändert sich nun in ein „Lineal“, mit dem Sie sich den Horizont oder genau die Linie, die horizontal im Bild ausgerichtet sein soll, markieren. Sobald Sie die Maustaste loslassen, richtet Affinity Photo das Bild aus. In unserem Beispielbild sollte der obere Teil des Wasserfalls ausgerichtet werden. Das Bild zeigt nun leider leere Bereiche von der Bilddrehung. Diese könnten nun aufwendig retuschiert werden. Da aber genug Material um das Hauptobjekt vorhanden ist, beschneiden wir die Bereiche einfach. Da das Beschnittwerkzeug noch aktiv ist, können Sie mit den „Anfassern“ am Bild den gewünschten Bildbeschnitt frei einstellen. Möchten Sie das Seitenverhältnis des Bildes beibehalten, dann hilft das oberhalb des Bildes sichtbare, mit „Modus“ gekennzeichnete Dropdown-Menü. Hier wählen Sie dann einfach das passende Seitenverhältnis aus und passen dann den Rahmen im Bild an. Zum Schneiden reicht ein anschließender Klick auf die über der Werkzeugleiste eingeblendete blaue Schaltfläche „Anwenden“ aus. Das tolle ist, dass wenn Ihnen der Beschnitt nicht gefällt, dieser Vorgang erneut durchgeführt werden kann, da das Bild immer noch mit der vollen Auflösung vorhanden ist.
Wenn Sie eine dieser Schnelleinstellungen auswählen, legt Affinity Photo automatisch eine Einstellungsebene an. [Foto: Medianord]
Mit der angelegten Einstellungsebene wird der komplette Bildbereich verändert. [Foto: Medianord]
Die Einstellungsebenen werden hierarchisch übereinander angeordnet. Genau so werden die Änderungen auch auf das Bild angewendet. [Foto: Medianord]
Um die Änderung nur in dem gewünschten Bildbereich anzuwenden, müssen Sie eine Maske anlegen. [Foto: Medianord]
Wird eine Maske auf eine solche Anpassungsebene gelegt, dann wird diese Maske hinter der Anpassung selber angezeigt. Diese Maske muss auch mit einem Klick aktiviert werden, damit sie bearbeitet werden kann. [Foto: Medianord]
Die isolierte Maske als Darstellung. Je heller der Maskenbereich ist, desto mehr von der Bildänderung wird "durchgelassen". [Foto: Medianord]
Nachdem das Bild nun beschnitten und ausgerichtet wurde, geht es weiter. Als nächstes soll der Weißabgleich etwas angepasst werden. Dazu klicken Sie auf der rechten Seite in dem Reiter „Anpassungen“ auf Weißabgleich. Affinity Photo zeigt Ihnen dann drei Auswahlmöglichkeiten an. Wenn Sie auf eine der Vorgaben klicken, dann wird automatisch eine Anpassungsebene angelegt. Im unteren rechten Bereich taucht nach dem Klick auf die Vorgabe ein Menü auf. In diesem können Sie per Schieberegler den Weißabgleich anpassen, oder Sie klicken auf Pipette und markieren den Punkt im Bild, den Sie als neutrale Farbe referenzieren möchten.
Als nächstes wollen wir die Helligkeit im oberen Bereich des Wasserfalls anpassen, da hier Bilddetails durch den großen Kontrastunterschied sehr flau sind. Dafür klicken Sie einfach auf „Helligkeit/Kontrast“ und wechseln in die Ebenen des Fotos. Dann stellen Sie die Helligkeit und den Kontrast so ein, dass das Ergebnis für Sie passt. Wie Sie feststellen werden, ändern sich nun die gesamten Helligkeits- und Kontrastwerte im Bild, doch keine Angst, das ändern Sie gleich wieder. In der Ebenenansicht ist im unteren Bereich ein kleines Icon, das ein helles Rechteck mit einem dunklen Kreis zeigt. Wenn Sie auf dieses Icon klicken, dann wird eine sogenannte Maske angelegt. Bei Masken gilt, dass der weiße Bereich alle Änderungen der Ebene zulässt. Ist die Maske schwarz, so wird keine Änderung der Ebene auf das Bild angewendet, es sind aber auch Zwischenstufen möglich. Da die angelegte Maske weiß ist, muss diese zunächst umgekehrt werden. Diese Umkehrung wird mit dem Tastenbefehl "Strg+I" durchgeführt. Nun aktivieren Sie das Pinselwerkzeug mit dem Icon oder einem Druck auf die "B"-Taste. Dann malen Sie einfach den Bereich im Bild aus, der die Änderung erfahren soll. Bitte achten Sie darauf, dass als Malfarbe weiß aktiviert ist, da Sie ja die Änderungen auf das Bild anwenden wollen. Beim Malen in der Maske werden Sie die Änderungen im Bild sehen. Mit der gleichen Technik können weitere Bildbereiche aufgehellt, abgedunkelt oder mit anderen Einstellungen versehen werden, die sich nur in bestimmten Bereichen zeigen sollen.
Am Ende aller Bearbeitungsschritte kann das Bild exportiert werden. [Foto: Medianord]
Um den Export durchzuführen, müssen Sie auf den Reiter "Slices" wechseln und dort die recht unscheinbare Schaltfläche "Slices exportieren" drücken. [Foto: Medianord]
Die Export-Persona bietet Ihnen alle Einstellungsmöglichkeiten auf einen Blick. [Foto: Medianord]
Um das Bild im Affinity Photo eigenen Format zu speichern, können Sie das Windows Standard-Kürzel Strg+S benutzen. Möchten Sie einen eigenen Dateinamen beim Speichern verwenden, dann drücken Sie einfach Strg+Alt+S, alternativ können Sie beide Befehle auch aus dem Menü „Datei“ aufrufen. Wenn Sie jedoch eine JPG, TIF oder eine andere Bilddatei erzeugen möchten, so muss der Befehl „Exportieren“ (Strg+Alt+Umschalt+S) gewählt werden. Bequemer geht das aber in der Exportpersona. In der Exportpersona können Sie festlegen, welche Eigenschaften das Bild haben soll. Zudem können Sie Bilder in „Slices“ trennen, wenn diese für eine Website genutzt werden sollen. Möchten Sie das nicht, dann brauchen Sie mit den Werkzeugen am Bild in dieser Persona nichts mehr zu machen. Lediglich die Einstellungen auf der rechten Seite sollten gegebenenfalls angepasst werden. Um das Bild zu exportieren, müssen Sie nur noch auf den Reiter Slices gehen und dort die recht kleine Schaltfläche „Slices erstellen“ klicken, dann können Sie den Speicherort und den Dateinamen auswählen beziehungsweise eintragen.