Rubrik: Bildbearbeitung
Erweiterte Bildentwicklung mit DxO Optics Pro 8
2012-11-19 Im ersten Teil dieser Fototipp-Reihe haben wir uns mit den Basisfunktionen der umfangreichen Software DxO Optics Pro 8 beschäftigt. In diesem Teil geht es um Funktionen für Fortgeschrittene Anwender. Dazu gehören die Korrektur bestimmter Tonwertbereiche mit der selektiven Tonwertkorrektur. Danach erläutern wir die Einstellungen der Farbwiedergabe, so das diese kein Mysterium mehr darstellen. Darüber hinaus stellen wir die Lens-Softness-Funktion als Mittel für Bildschärfe vor, welches Vorteile gegenüber dem unscharf makieren vorzeigen kann. (Harm-Diercks Gronewold)
Im Bildbeispiel in diesem Fototipp haben wir ein atmosphärisches Sonnenuntergangbild als Beispiel ausgewählt, welches deutliche Unterbelichtungen im linken Bildrand aufweist. Zunächst wählen wir das Bild aus, woraufhin die Software es auf optische Fehler automatisch korrigiert und darüber hinaus einige Korrekturen anwendet. Diese können im Nachhinein allerdings noch geändert werden. Im nächsten Schritt wird mit einem Klick der „Bearbeiten“-Reiter ausgewählt. Hier muss nur noch der Palettenbereich von „Erste Schritte“ auf „fortgeschrittene Anwender“ umgestellt werden. Dies wird mit einem einfachen Klick auf den Pfeil neben dem „DxO – Erste Schritte“ und der Auswahl aus dem auftauchenden Menü erledigt. Auf den ersten Blick ist klar ersichtlich, dass sich am Funktionsumfang einiges geändert hat.
Unter dem Palettenabschnitt „Belichtung und Farbe“ findet sich bei dem Bearbeiten einer Raw-Datei anstelle des RGB-Weißabgleich nun der „Raw-Weißabgleich“. Dieser ist etwas umfangreicher als sein RGB-Pendant und erlaubt massive sowie genaue Korrekturen. Hier kann nun ebenfalls mit der im ersten Fototipp vorgestellten Pipettentechnik der Weißabgleich angepasst werden. Da in diesem Bild die Tonung aber passend zur Bildstimmung ist, benötigen wir keine Korrektur. Auch die Belichtungskorrektur-Automatik hat eine sehr gute Voreinstellung gewählt, so dass auch hier keine Korrektur notwendig ist. Da das Beispielbild auf der linken Seiten stark unterbelichtet (abgesoffen) ist, wird es nötig, diesen Bereich ein wenig aufzuhellen. Dafür kommt die „DxO Smart Lighting“ Funktion zum Einsatz. Da die Unterbelichtung sehr stark ist, muss auch eine hohe Stärke der Funktion gewählt werden. Wir haben hier einen Wert von 180 eingestellt, und die Unterscheide sind – gerade im Schattenbereich – deutlich. Wenn man möchte, kann man nun noch den Kontrast und den Mikrokontrast anpassen. Bei hohen Kontrasten im Motiv ist das allerdings nicht nötig und führt unter Umständen zu suboptimalen Ergebnissen. Im Gegensatz dazu ist der Einsatz der Farb-Akzentuierung im nächsten Schritt sinnvoll, da hier die zarten Farbtöne per „vibrancy“ angehoben werden können.
Im Palettenabschnitt „Belichtung und Farbe“ sind im Fortgeschrittenen-Modus einige Funktionen hinzugekommen. Unter „Farbwiedergabe“ können die Farbchatakteristiken verschiedener Kameras sowie Farbpositivfilme ausgewählt werden oder aber man verwendet vorher erstellte ICC-Profile. In unserem Beispiel wurde die benutze Kamera als Referenz verwendet. Die Funktion „Gesättigte Farben schützen“ ist in diesem Beispielbild nicht notwendig und kann einfach ignoriert werden. Auf diese Funktion gehen wir in einem späteren Fototipp separat ein. Nicht ignoriert werden sollte die nächste Funktion: „Selektive Tonwerte“. Was diese für eine Aufgabe hat, ist an den Reglern unschwer erkennbar. Durch deren Verschieben können nun einzelne Tonwertbereiche angehoben oder abgesenkt werden. In unserem Beispielbild lassen wir die Spitzlichter und Mitteltöne unangetastet, erst in den Schatten und Tiefen werden wir aktiv, um noch mehr Zeichnung in die dunklen Bereiche des Bildes zu bekommen. Die Veränderungen sind in den betreffenden Bildbereichen und im Histogramm sehr schön erkennbar. Die übrigen Bereiche dieser Palette werden ignoriert. Damit kommen wir auch schon zum Palettenabschnitt „Geometrie", den wir komplett ignorieren, da dieses Beispielfoto keinen schiefen Horizont oder stürzende Linien aufweist. Wie man die Funktionen in der Geometrie-Palette anwendet, wird in einem späteren Fototipp erläutert.
Unter „Details“ werden Einstellungen zur Rauschreduzierung, zum Nachschärfen und zur Moiré-Entfernung angeboten. Die Rauschreduzierung lässt sich per Zauberstabssymbol automatisieren. Kontrolliert werden sollte diese aber immer, da eine zu starke Einstellung filigrane Details im Bild vernichten kann. Um dies zu kontrollieren, muss die Vorschau auf 100 Prozent vergrößert werden, da der visuelle Eindruck sonst zu ungenau beziehungsweise nicht vorhanden ist. Im Beispielbild liegt die Automatik richtig, und so belassen wir es bei den Einstellungen. Da wir das Bild per „DxO Lens Softness“ schärfen wollen, wird das „unscharf maskieren“ ebenfalls ignoriert. Die Moiré Reduktion bietet sich an, wenn es im Bild durch feine Strukturen zu etwaigen Moiré-Mustern kommt. Ist dies nicht der Fall, so kann auch diese Funktion ignoriert werden.
Im letzten Palettenabschnitt „Optische Korrekturen“ finden sich die Einstellungen aus den spezifischen Korrekturen der optischen Module. Hier ist in diesem Fall lediglich die Funktion „DxO Lens Softness“ für uns interessant. Der Vorteil dieser Funktion ist, dass kein Helligkeitsclipping an Kanten im Bild entstehen kann und dass die Software in verschiedenen Bildzonen auch unterschiedlich schärfen kann. Der erste Regler sorgt für die globale Schärfung des Bildes und unterscheidet nicht zwischen den Bildzonen. Durch den Detailregler werden die Mikrokontraste in den feinen Bilddetails verbessert. Der nur bei Rohdaten vorhandene Bokeh-Regler reduziert die Schärfung außerhalb des Schärfenbereiches und schützt so das weiche Bokeh. Die optimalen Einstellungen können am besten mit eingeschalteter Vorschau und einem 100 Prozent Bildzoom beurteilt werden. Sollte es kein optische Modul zur verwendeten Kamera geben, so muss auf das unscharf Maskieren zurückgegriffen werden. Für alle anderen Fälle ist Lens Softness der bessere Weg.
Sind alle Einstellungen abgeschlossen, klickt man auf den „Entwickeln“ Reiter, wählt das Zielverzeichnis, in das die neue Bilddatei geschrieben werden soll und zieht die zu entwickelnde Datei dort hinein. Wenn man allerdings mehr als ein Bild bearbeiten will oder muss, so kann man diese natürlich zuerst alle bearbeiten und dann als Stapelverarbeitung konvertieren.