Rubrik: Panoramaaufnahmen
Erweiterung des vertikalen Blickwinkels in der Panoramafotografie
2005-05-02 Wem 360°-Panoramen, die mit einer gängigen Brennweite aufgenommen wurden, nicht genug sind, der kann zur Vergrößerung des Blickwinkels von Panoramabildern in die Vertikale ausweichen. Weite Landschaften oder geräumige Interieurs, Plätze mit architektonischen Sehenswürdigkeiten oder Berglandschaften wirken imposanter, wenn der Blick auch von oben nach unten (und umgekehrt) wandern kann. Allerdings ist bis zur Fertigstellung eines sehenswerten Resultats eine Reihe von Zwischenschritten genau zu beachten und einzuhalten. (Dr. Bernd Schäbler)
Wählt man bei Aufnahmen für die Erstellung von Panoramabildern
normalerweise das Querformat, ergibt bereits die Umstellung auf
Einzelaufnahmen im Hochformat als Ausgangsmaterial einen größeren
Blickwinkel – je nach Brennweite des Objektivs. Freilich steigt damit
zugleich der Aufwand, denn es müssen – um ausreichend große
Überlappungszonen für das Stitcher-Programm zu erhalten – mit einem
28-mm-Objektiv ca. 15 Einzelbilder aufgenommen werden (Bild 1).
Noch einiges mehr ist zu bedenken, wenn der fotografische Blickwinkel in
vertikaler Richtung vergrößert werden soll. Damit ein erweitertes Blickfeld
errechnet werden kann, muss man für jeden Schritt in der Horizontalen 3
(oder mehr) hochformatige Bilder in der Vertikalen vorsehen; jedes dieser
Bilder wird mit einem Neigungswinkel von ca. 20° (oder mehr) - von oben nach
unten fortschreitend - aufgenommen. Somit sind insgesamt 45 Einzelbilder zu
bearbeiten (Bild2). Der Stativkopf muss eine Gradeinteilung für den
horizontalen 360°-Schwenk sowie für die vertikalen Schwenkstufen haben. Eine
einfache, aber effektive und flinke Einstellhilfe kann man mit drei
justierbaren Wasserwaage-Libellen (+20° / 0 / -20°) leicht selbst herstellen
(Bild 3).
Sind alle Einzelbilder "im Kasten", sollten mit der
Bildbearbeitungssoftware – etwa Photoshop – und einem kostenlosen Plugin wie
PTLens (siehe weiterführende Links) zunächst die tonnenförmigen
Verzeichnungen (z.B. gebogene Horizontlinien) in einem Batch-Prozess
korrigiert werden. Danach werden mit einem Stitcher-Programm wie Panavue
ImageAssembler, das Bilder in vertikaler Richtung zusammenrechnen kann
(siehe weiterführende Links), je zunächst 3 Bilder in ein erweitertes
Hochformat verwandelt, wobei für die Ausgabe der "plane" Darstellungsmodus
gewählt wird. Es empfiehlt sich auch, dem Programm durch das Setzen von
Markierungspunkten (so genannten "flags"), bei der Arbeit behilflich zu sein
(Bild 4).
Im nächsten Schritt werden in Photoshop die 15 Hochformatbilder
beschnitten und mit einheitlichem Bildmaß gespeichert. In diesem Stadium
kann man auch Bildfehler wie Linsen- oder Blendenflecken, starke
Helligkeitsschwankungen, den Schattenriss des Fotografen etc. entfernen.
Jedes neue Einzelbild sollte nicht größer als 1 MByte sein, damit die
resultierende Gesamtdatei nicht zu unhandlich groß und die Rechenzeit zu
lang wird. Im Bild 5 erkennt man im Vergleich von einfacher Aufnahme mit
28mm-Objektiv und errechneter neuer Aufnahme den Zugewinn an vertikalem
Bildraum. Nach diesen Vorbereitungen werden die 15
Hochformat-Einzelaufnahmen mit einer Stitcher-Software wie The Panorama
Factory oder PanoramaStudio (siehe weiterführende Links) zusammengerechnet
und als JPEG-Datei bzw. QTVR-, IVR- oder PTViewer-Datei, geeignet für eine
HTML-Seite und die Präsentation im Internet, gespeichert.