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Face Painting-How-To für Fotoshootings in den eigenen vier Wänden

2020-08-16 Portraitaufnahmen sind ein beliebtes Genre in der Fotografie; die Porträtierten wollen sie und der Laie ist manches mal erstaunt vom Ergebnis bei Face Painting-Aufnahmen, die eine kreative Variante der Portraitaufnahmen sind. Dabei ist der Aufwand zumeist gar nicht groß. Wer sich gerne kreative Ideen holt und ausprobieren möchte, für den möchten wir im folgenden Fototipp Anregungen geben, um ein Face Painting mit anschließendem Portrait-Shooting kostengünstig in den eigenen vier Wänden zu bewerkstelligen. Alles, was wir neben der Kameraausrüstung benötigen, sind Pinsel, Tuschfarben auf Wasserbasis und Tonpapier für den Hintergrund.  (Jens Scheppler)

Das Portrait-Shooting und das Bemalen des Gesichts, treffenderweise auch als Face Painting bekannt, ist aus einer Reihe von Einflüssen zustande gekommen, Ideen über Instagram und Filmen (allen voran Avatar) streiften immer wieder die Aufmerksamkeit und so ergab sich kurz gesagt folgendes Shooting. War die Idee erst einmal geboren, ging es darum, sich ein passendes Motiv herauszusuchen. Wenn man mit Face Painting noch keine Erfahrungen gemacht hat, sollte das Motiv möglichst einfach umzusetzen sein. Hier stellt sich Pinterest von großem Nutzen heraus, einmal nach dem Stichwort Facepaint gesucht, hangelt man sich über zahlreiche Ideenvorschläge zu einer passenden Vorlage.

Bevor es aber an die Pinsel und Farben ging, musste erstmal wie bei jeder vernünftigen Malerei der Untergrund gesäubert werden. Also Gesicht gründlich mit Seife waschen und anschließend gut trocknen, damit die Farben besser haften und decken. Als Farben wurden wasserlösliche Farben oder auch Schminkfarben verwendet. Schminkpaletten findet man als Set mit einer Auswahl von Farben und Pinseln. Wer unter Schminkfarbe oder Face Paint sucht, wird schnell fündig. Mischt man sich seine Farben selbst, ist darauf zu achten, gleich eine ausreichend große Menge anzumischen, damit einem nicht der Farbton ausgeht. Muss man erneut die Farbe mischen, trifft man evtl. den Farbton nicht genau und Farbflächen sehen schnell ungleichmäßig aus. Sollte mal etwas verschmieren, kann man das Malheur einfach mit einem feuchten Tuch wegwischen und die Stelle nachbessern. Und auch das anschließende Abwaschen mit Wasser und Abschminktüchern geht am Ende des Shootings kinderleicht.

Beim Pinsel ist noch zu erwähnen, dass die Borsten nicht zu hart aber auch nicht zu weich sein sollten. Für größere Flächen ist ein breiterer Pinsel sinnvoll, nicht nur, um zügiger Arbeiten zu können, sondern auch, um die Farben gleichmäßiger auftragen zu können, das macht sich im Ergebnis positiv bemerkbar. Ein schmaler Pinsel eignet sich gut dafür, um Details zu bemalen, z. B. um die Augen herum. Es hat sich auch von Vorteil herausgestellt, mit den Details bei den Augen und Augenbrauen anzufangen, damit die angrenzenden Flächen stimmig angepasst werden können und man danach zügig mit größeren Flächen weiterarbeiten kann. Dabei wird von oben nach unten gearbeitet, das vereinfacht die Malerei. Apropos unten: man sollte sich auch vorher überlegen, welchen Ausschnitt man später fotografieren möchte und welcher Teil dazu noch bemalt werden muss. Möchte man nur das Gesicht bemalen oder auch den Halsansatz? Sollen die Schultern oder, wie in unserem Fall, auch das Dekolleté mit einbezogen werden? Praktischerweise sollte dann ein trägerfreies Oberteil angezogen werden, möglichst farbneutral, idealerweise in schwarz oder grau, um (Farb-)Reflexionen beim Blitzen zu vermeiden.

Während sich die Models mit dem Farbauftrag beschäftigen, hat der Fotograf Zeit, das Lichtsetup aufzubauen. Benötigt wird ein Raum mit Platz für das Model und mit Abstand zum Fotografen. Denn zum Einsatz kommen sollte ein 70-200mm-Objektiv an einer Vollformatkamera. Dafür genügen etwa drei Meter von Wand zu Wand. Etwas mehr ist allerdings besser, um noch etwas Abstand zum Hintergrund zu haben, sonst hat man schnell einen Schatten auf dem Hintergrund.

Eine natürliche Lichtquelle (Fenster) gab es von der Seite, da die Sonne aber ungünstig zur Hälfte direkt auf das Model hineinschien, entschieden wir uns, das Fenster ganz abzudunkeln und zwei künstliche Lichtquellen zu verwenden. Das Hauptlicht bestand aus einem Durchlichtschirm (120 cm) sowie einem LED-Panel, das als Aufheller fungierte. Alternativ und kostengünstiger kann auch ein Reflektor als Aufheller dienen, der aber von einer Person bedient werden muss. Beim Durchlichtschirm kamen zwei externe Blitze zum Einsatz, um den Schirm gleichmäßiger auszuleuchten zu können und auch, um mit geringerer Blitzleistung die Akkus zu schonen und schnelle Ladezeiten für den Blitz zu erreichen. Die Blitze wurden mit 1/4 Leistung betrieben, während das LED-Panel auf volle Leistung aufgedreht werden musste, um noch effektvoll gegen die Blitze zu sein. Auf der Kameraseite entstanden die meisten Aufnahmen mit 1/125 sec Belichtungszeit, ISO 100 und Blende 5.6.

Als Hintergrund dienten farbige Bögen Tonpapier in A2-Größe, damit hatte man noch ausreichend Spielraum, um noch die Schultern mit abdecken zu können. Das Tonpapier wird einfach mit kleinen Streifen Klebeband an der Wand befestigt und das Model wird durch Anweisungen des Fotografen in Position gebracht, wenn man z. B. geometrische Effekte erzielen möchte. Bei Verwendung von zwei verschiedenfarbigen Tonpapieren lassen sich sehr schnell der Hintergrund ändern und kreative Farbeffekte setzen. Die Kosten für Tonpapier sind gering, es lässt sich mehrmals wiederverwenden und ist obendrein sehr mobil, so dass man es auch draußen als Hintergrund verwenden könnte. Hier käme dann aber natürlich der ein oder andere Assistent hilfreich ins Spiel.

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