Rubrik: Bildbearbeitung
Farb-Verlaufsfilter für Schwarzweißaufnahmen in der Bildbearbeitung
2021-01-10 Ende 2020 schrieb uns ein digitalkamera.de-Leser und fragte, ob es eine Software gäbe, mit der sich Farb-Verlaufsfilter für die Monochrom-Fotografie simulieren ließen. Die Antwort lautet ja, jede Bildbearbeitungssoftware, die mit Ebenen arbeitet und die eine Verlaufsoption anbietet, kann dazu verwendet werden. Wir zeigen in diesem Fototipp, wie Sie mit wenigen Handgriffen in Photoshop einen solchen Filter anlegen können. (Harm-Diercks Gronewold)
Nach dem Öffnen des Bildes in Photoshop navigieren Sie einfach zur Ebenenpalette rechts unten. [Foto: MediaNord]
In dem Kontextmenü wählen Sie den Kanalmixer aus. [Foto: MediaNord]
Verlaufsfilter werden meistens in der Naturfotografie eingesetzt, um starke Belichtungsunterschiede auszugleichen. Damit wird beispielsweise der Himmel davor bewahrt, dass er überbelichtet oder dass die Landschaft unterbelichtet wird. Wir haben das anhand von Rechteckfiltern in einem Fototipp näher erläutert (siehe weiterführende Links).
Farbfilter waren, zumindest in der analogen Schwarzweiß-Fotografie, sehr weit verbreitet. Mit diesen Filtern ließen sich die Dynamik der Aufnahmen anpassen. Wurde beispielsweise ein tiefroter Filter eingesetzt, dann wurden Landschaftsaufnahmen dramatischer und ein oranger Filter kam bei Porträts zum Einsatz, um die Wiedergabe der Haut geschmeidiger zu machen. Dank der digitalen Bildbearbeitung und der Tatsache, dass digitale Kameras mit den drei Grundfarben Rot, Grün und Blau arbeiten, können Farben recht präzise manipuliert werden.
Doch wie bringen Sie nun den Verlaufsfilter mit dem Farbfilter zusammen, um den Filtereffekt nur auf einen bestimmten Bildbereich zu begrenzen und volle Kontrolle über die Einstellungen zu behalten? Als erstes benötigen Sie eine Bildbearbeitungssoftware wie beispielsweise Affinity Photo, Adobe Photoshop oder eine andere Bildbearbeitung, die mit Ebenen arbeitet. Wir zeigen Ihnen, wie Sie mit Photoshop Verlaufsfilter in Schwarzweißaufnahmen erstellen.
Zunächst brauchen Sie ein Bild. Ist es geöffnet, dann können Sie eine Einstellungsebene anlegen. Dazu navigieren Sie einfach zum unteren Rand der Ebenenpalette und klicken einmal auf den geteilten Kreis. Nun können Sie die Art der Einstellungsebene auswählen. Wir empfehlen Ihnen zunächst den Kanalmixer auszuwählen. Damit öffnet sich zum einen die Detaileinstellung des Kanalmixers und zum anderen wird automatisch eine Maske angelegt, die in späteren Arbeitsschritten noch wichtig wird.
Nachdem der Haken bei Monochrom gesetzt wurde, ist die Farbe aus dem Bild verschwunden. Sie können dann anfangen, die Farbwerte per Schieberegler zu verändern. [Foto: MediaNord]
Wir haben uns für eine 100 Prozent Rot-Filterung entschieden und den Kanalmixer entsprechend eingestellt. [Foto: MediaNord]
Danach klicken Sie auf den Kanalmixer und setzen den Haken in der Optionsbox "Monochrom". Daraufhin verwandelt sich die Dialogbox und präsentiert nunmehr vier Einstellregler, je einer für Rot, Grün und Blau sowie einen Regler, der mit "Konstante" bezeichnet ist. Die Farbregler lassen sich in den positiven und negativen Bereich verschieben. Da Farbfilter simuliert werden sollen, ist nur der positive Bereich interessant. Eine Einstellung von 100 Prozent bedeutet, dass nur der Farbanteil durchgelassen wird, den die Filterfarbe definiert. Bei 100 Prozent Rot wird nur der rote Farbton im Bild dargestellt. Bei den anderen Farben und Mischungen verhält es sich dementsprechend.
Der Regler mit der "Konstante" sollte von Ihnen nur angefasst werden, wenn sich das Bild durch eine Filtereinstellung zu stark abdunkelt beziehungsweise aufhellt, denn Sie füllen mit diesem Regler den Graustufenkanal mit weiß beziehungsweise schwarz auf. Im Tooltip von Photoshop ist dazu angemerkt, dass die gesamten Einstellungen immer 100 Prozent ergeben sollten, aber erlaubt ist das, was gefällt.
Ebenen in Photoshop kann man mit Folien vergleichen, die auf das Bild gelegt werden. Photoshop behandelt die Ebenen hierarchisch. So wird die erste Ebene über dem Hintergrund auch als erstes in die Berechnung der Vorschau einbezogen. Die nächste Einstellungsebene darüber arbeitet dann mit dem Ergebnis aus den darunter liegenden Ebenen.
Nun ist es Zeit für den Verlaufsfilter. Dabei ist darauf zu achten, dass die Vordergrundfarbe schwarz und nicht weiß ist. [Foto: MediaNord]
Nach dem Anlegen des Verlaufs wird das Bild farbig und schwarzweiß dargestellt. Das liegt daran, dass der Kanalmixer nur auf dem Bildteil angewendet wird, in dem die Maske das zulässt. [Foto: MediaNord]
Mit dem zweiten Kanalmixer kann nun der Rest vom Bild auch in Schwarzweiß umgewandelt werden. Dabei verändert sich die Darstellung des bereits in Schwarzweiß gewandelten Bildteils nicht mehr. [Foto: MediaNord]
Im nächsten Schritt stellen Sie den Kanalmixer nach Ihren Wünschen ein. Im Gegensatz zur analogen Fotografie können Sie die drei Filterfarben miteinander kombinieren und nach Ihren Wünschen anpassen. In unserem Fall haben wir den Rotfilter auf 120 Prozent, Grün auf -20 und Blau sowie die Konstante auf 0 Prozent eingestellt. Damit wird die Stabkirche im Beispielbild deutlich heller und die Wolkenzeichnung akzentuiert. Gleichzeitig soll aber die Rasenfläche etwas detaillierter werden. Dank der Symmetrie des Fotos lässt sich das mit einem Verlauf schnell und einfach bewerkstelligen.
Sie wählen also das Verlaufswerkzeug in der Werkzeugpalette aus (kleines Rechteck mit Verlauf von hell zu dunkel) und prüfen danach, ob Schwarz oder Weiß als Vordergrundfarbe definiert ist. In der Standardeinstellung ist Weiß als Vordergrundfarbe eingestellt. Da aber die Maske schon weiß ist, müssen Sie die Vordergrundfarbe Schwarz auswählen.
Mit Masken lassen sich Änderungen einer Einstellungsebene lokal begrenzen. In Masken stehen Weiß, Schwarz und alle dazwischen verfügbaren Grautöne zur Verfügung. Je dunkler die Maske ist, desto weniger Änderungen kommen zum tragen, die mit der Einstellungsebene durchgeführt wurden.
Als nächstes gehen Sie mit der Werkzeugspitze (Fadenkreuz) in das Bild. Sie positionieren das Werkzeug an dem Punkt im Bild, an dem der Verlauf beginnen soll. Da wir die Stabkirche mit dem Rotfilter darstellen wollen, muss die Bewegungsrichtung des Werkzeugs von unten nach oben gehen.
In diesem Bild wurde die Umwandlung ohne Verlaufsfilter durchgeführt. [Foto: MediaNord]
In dieser Aufnahme wurde der Verlaufsfilter eingesetzt, was sich besonders in der Darstellung der Kirche bemerkbar macht, während der Vordergrund kontrastreich und detailliert bleibt. [Foto: MediaNord]
Mit extremen Einstellungen im ersten Kanalmixer wird das Bildergebnis sehr dramatisch. [Foto: MediaNord]
Haben Sie den Punkt gefunden, dann klicken und halten Sie die linke Maustaste und ziehen das Fadenkreuz dann in die gewünschte Richtung. Dabei ziehen Sie eine Linie hinter der Werkzeugspitze her und je länger diese Linie ist, desto weicher ist der Verlauf. Sie definieren mit dem Klicken-Halten-Loslassen den eigentlichen Verlaufsbereich zwischen der Vordergrund- und Hintergrundfarbe. Sobald Sie die Taste loslassen, legt die Bildbearbeitung den Verlauf an und das Resultat ist sofort zu sehen. In unserem Fall ein Foto, was zum Teil Schwarzweiß und zum anderem farbig ist. Charmant, aber nicht das, was Sie eigentlich wollen. Immerhin kann man nun gut sehen, wie sich der Verlauf im Bild auswirkt.
Um das Bild nun vollends in ein Schwarzweißbild zu verwandeln, können Sie verschiedene Wege gehen. Der einfachste Weg ist es, eine weitere Einstellungsebene oberhalb des Kanalmixers anzulegen. Um eine undifferenzierte Umwandlung in Schwarz-Weiß durchzuführen, wählen Sie einfach eine weitere Kanalmixerebene und aktivieren ebenfalls den Haken im "Monochrom"-Kästchen. Wir empfehlen, die Standardeinstellung von Photoshop mit Rot 40 Prozent, Grün 40 Prozent und Blau 20 Prozent zu verwenden. Bitte beachten Sie, dass diese neue Einstellungsebene ganz oben bei den Ebenen angeordnet sein muss, um zu funktionieren. Zudem sollte in der letzten Ebene (dem zweiten Kanalmixer) nichts mehr eingestellt werden, da sich die Einstellungen auf das gesamte Bild auswirken.
Wenn Ihnen im Nachhinein auffallen sollte, dass der Effekt nicht so ganz gelungen ist oder er einfach nicht so wirkt, wie Sie es sich vorgestellt haben, dann können Sie die Einstellungen ganz einfach in der entsprechenden Ebene vornehmen. Natürlich lassen sich weitere Einstellungsebenen oder Verlaufsformen anwenden.