Rubriken: Bildbearbeitung, Studio
Farb- und Tonwertanpassung mit Graukeil und Tonwertkorrektur
2011-01-17 Farbe so darzustellen, wie sie tatsächlich vor Ort zu sehen war, ist eine große Herausforderung in der Fotografie. Der Weg zu korrekten Farben ist vielfältig. In diesem Fototipp stellen wir eine schnelle Korrektur-Methode für Tonwerte und Farben vor, welche mit Hilfe eines Graukeils und dem Gradationskurvendialog auf die Schnelle durchgeführt werden kann. Außerdem wird erläutert, warum es besser ist eine "Reserve" in den Schwarz- bzw. Weißpunkt einzubauen. (Harm-Diercks Gronewold)
Farbe ist eines der schwierigen Themen der Fotografie. Möchte man anfangen Farbe so reproduzieren, wie sie zur Zeit der Aufnahme vorhanden war, benötigt man für optimale Ergebnisse einen kalibrierten Monitor und einen Graukeil. Ist kein solcher Monitor vorhanden, so kann man sich einen mit Hilfe von Referenzbildern "hinfummeln". Dazu sei aber angemerkt, dass die Ergebnisse nicht genau sein können.
Am Anfang steht wie so oft die Aufnahme. Je genauer man hier arbeitet, desto einfacher wird die Farbkorrektur in der Bildbearbeitung. Bei der Aufnahme kommt der sogenannte "Graukeil" zum Einsatz. Ein "Graukeil" ist nichts weiter als eine erweiterte Graukarte mit mindestens einem schwarzem, einem weißen und einem grauen Feld. Solche Hilfsmittel gibt es in Form von kleinen Karten, z. B. ColorChecker oder den SpyderCube. Als erstes sollte ein manueller Weißabgleich einmalig auf die vorherrschende Lichtsituation gemacht werden bzw. eine Voreinstellung gewählt werden. Die Kamera darf nicht auf automatischem Weißabgleich betrieben werden. Hier bitte beachten, dass ein manueller Weißabgleich nicht mit Hilfe eines normalen Blattes Papier gemacht wird, sondern mit einer Graukarte. Normales Papier enthält zu viele optische Aufheller und diese liefern falsche Messergebnisse. Diese Weißabgleichseinstellung ist nun die Referenz für alle Bilder dieser Serie. Sollte sich in der Lichtsituation nun etwas ändern, dann muss auch ein erneuter Weißabgleich durchgeführt werden!
Als nächstes folgt die Referenzaufnahme mit dem Graukeil im Bild (idealerweise beim Hauptobjekt), dieser sollte möglichst parallel zum Sensor stehen und keine Umgebung reflektieren. Dann wird die Referenzaufnahme gemacht und der Graukeil entfernt. Nun kann man fröhlich drauf los fotografieren, muss den Graukeil aber wieder ins Bild bringen und eine neue Referenzaufnahme machen, wenn sich Lichtsituation ändert, z. B. von sonnig zu wolkig.
Wenn die Bilder nun nachbearbeitet werden sollen, dann öffnet man zuerst das JPEG-Referenzbild einer Serie und erstellt eine Einstellungsebene "Tonwertkorrektur". Diese ist entweder über die Korrekturübersicht in Photoshop CS5 zu erreichen oder über den Button in der Ebenenpalette. Der Dialog zeigt nun den Tonwertkorrektur-Dialog an, und auch hier ist als erstes eine kleine Einstellung vorzunehmen. Zuerst klickt man in der Werkzeugpalette die Pipette an und oben in der Statusleiste erscheint der "Aufnahmebereich". Der Aufnahmebereich sollte auf "5 x 5 Pixel Durchschnitt" eingestellt sein, um ein gemitteltes Ergebnis zu bekommen. Im nächsten Schritt kümmert man sich um die Anpassung des Schwarz- bzw. Weißpunktes.
Da der Schwarz- und Weißpunkt in den meisten EBV-Pogrammen auf die Maximalwerte voreingestellt sind, sollte man hier ein wenig "Reserve" einbauen. Die Reserve dient Details in Lichtern und Tiefen zu erhalten, dies ist besonders wichtig, wenn die Bilder später ausgedruckt bzw. Ausbelichtet werden sollen. Hierzu klickt man in CS5 doppelt auf die schwarze Pipette und ein Dialog springt auf. Hier setzt man den Schwarzwert bei R, G und B auf den gleichen Wert zwischen 5 und 13. Das entspricht zwei bis fünf Prozent des 255 Stufen umfassenden Wertbereichs. Danach mit "OK" bestätigen. Danach fragt Photoshop ob die Werte als neuer Schwarzpunkt dauerhaft gespeichert werden soll. Dies ist nach Gutdünken des Bearbeiters zu entscheiden. Beim setzen des Weißpunktes sind dann auch R, G und B Werte von 242 bis 250 zu setzen. Auch das entspricht wieder zwei bis fünf Prozent des Umfangs. Auch hier wird das Ganze dann wieder mit "OK" bestätigt.
Da die Tonwertkorrektur immer noch offen ist, beginnt man mit dem setzen des Schwarz- bzw. Weißpunktes, und dies ist einfacher, als es sich anhört. Zuerst wählt man die schwarze Pipette im Tonwertkorrektur-Dialog aus und klickt damit auf das schwarze Feld der Graukarte. Damit wird diesem Punkt der im vorigen Schritt gesetzte Schwarzwert zugewiesen und der Tonwertbereich wird verschoben. Der Weißpunkt wird ebenfalls so simpel wie es sich anhört gesetzt, die weiße Pipette aktivieren und in das weiße Feld der Graukarte klicken. Falls nun Farbverschiebungen aufgetreten sind, sollten diese mit dem nächsten Schritt behoben sein. Hier wird die graue Pipette in der Mitte gewählt, und diese nimmt den Wert des grauen Feldes des Graukeils auf. Nun sollte das Bild der Graukarte entsprechend korrigiert und die Tonwerte angepasst sein. Es kann vorkommen, dass die Tiefen im Bild nach einem Klick auf die schwarze Fläche des Graukeils "absaufen". Dann ist entweder eine Reflexion auf dem Graukeil, das schwarz des Graukeils ist kein "echtes" schwarz oder es gibt im Motiv einen noch dunkleren Punkt. Hier kann dann der dunkle Pfeil unterhalb der Gradationskurve "angefasst" und nach links geschoben werden um das zu beheben. Allerdings bedeutet es auch, dass die "Reserve" für einen Druck schwindet.
Diese Werte kann man nun per Drag and Drop auf die anderen Bilder der Serie übertragen oder man speichert die Voreinstellung ab und lädt diese bei jedem Bild neu. Hat man nur eine Graukarte zur Hand, kann man die Tonwerte nicht einstellen, lediglich eine schnelle Farbkorrektur funktioniert. Wie eine genauere Farbkorrektur mit Hilfe einer Graukarte, der Pipette und der Gradationskuve funktioniert, zeigt der nächste Fototipp.