Rubrik: Bildbearbeitung
Farbkorrektur mit Gradationskurve und Graukeil
2011-01-31 Korrekte Farbwiedergabe war in einem der vorherigen Fototipps das Thema und dort wurde, unter Zuhilfenahme eines Graukeils, mit dem Tonwertdialog schnell und einfach Farbe korrigiert. Doch es geht auch noch genauer mit einer Gradationskurve. Diese kann nicht nur zur differenzierten Kontrastanpassung genutzt werden, sondern auch ideal als sehr exaktes Hilfsmittel für die Korrektur von Farben. Dazu benötigt man lediglich ein Bildbearbeitungsprogramm, welches multiple Messpunkte, Ebenen und natürlich Gradationskurven für alle Kanäle anbietet. Dazu gehören z. B. Photoshop 6 bis CS5, Lightroom und Gimp. (Harm-Diercks Gronewold)
Am Anfang steht wie so oft die Aufnahme. Je genauer man hier arbeitet, desto einfacher wird die Farbkorrektur in der Bildbearbeitung. Bei der Aufnahme kommt der sogenannte "Graukeil" zum Einsatz. Ein "Graukeil" ist nichts weiter als eine erweiterte Graukarte mit mindestens einem schwarzem, einem weißen und einem grauen Feld. Solche Hilfsmittel gibt es in Form von kleinen Karten, z. B. ColorChecker oder den SpyderCube. Als erstes sollte ein manueller Weißabgleich einmalig auf die vorherrschende Lichtsituation gemacht bzw. eine Voreinstellung gewählt werden. Die Kamera darf nicht auf automatischem Weißabgleich betrieben werden. Hier bitte beachten, dass ein manueller Weißabgleich nicht mit Hilfe eines normalen Blattes Papier gemacht wird, sondern mit einer Graukarte. Als nächstes folgt die Referenzaufnahme mit dem Graukeil im Bild (idealerweise beim Hauptobjekt), dieser sollte möglichst parallel zum Sensor stehen und keine Umgebung reflektieren. Dann wird die Referenzaufnahme gemacht und der Graukeil entfernt. Nun kann man fröhlich drauf los fotografieren, muss den Graukeil aber wieder ins Bild bringen und eine neue Referenzaufnahme machen, wenn sich Lichtsituation ändert, z. B. von sonnig zu wolkig.
Soweit ist die fotografische Vorarbeit identisch mit der Farbkorrektur mit Tonwertkorrektur-Ebene (siehe weiterführende Links). Im Bildbearbeitungsprogramm, hier Photoshop CS5, öffnet man wieder das Referenzbild und geht mit dem Mauszeiger auf das Pipettenwerkzeug. Ein Rechtsklick und das Werkzeugwahlmenü taucht auf. Hier wählt man das "Farbaufnahme Werkzeug", auch bei diesem ist darauf zu achten, dass der Aufnahmebereich auf "5 x 5 Durchschnitt" gesetzt wird. Dann geht man in den Graukeil und klickt einen Messpunkt in die Farbfelder für Schwarz, Weiß und Grau. In dem "Info"-Fenster sieht man RGB-Werte (oben links), daneben die CMYK-Werte (oben Rechts), darunter Positionsangaben und darunter wieder die nummerierten RGB-Werte der Messpunkte.
Das Lesen der Messpunkte ist nicht so schwierig wie es aussieht, doch dazu ein wenig Theorie. Im RGB-Modus entstehen Farben durch die Addition der unterschiedlichen Werte der einzelnen Kanäle. Jeder Kanal kann Werte von 0 bis 255 enthalten, je nach Mischungsverhältnis entstehen unterschiedliche Farben, Farbhelligkeit und Helligkeiten. So wäre RGB 128 ein neutraler Grauton, Werte von R 50 G 50 und B 150 wäre also ein nicht zu kräftiger Blauton. Mehr zur additiven Farbmischung sind in der Wikipedia zu finden (siehe weiterführende Links).
Da aus dem letzten Fototipp bekannt ist ein wenig Reserve zu haben, sollten Eckwerte gesetzt werden. Für das Beispiel soll der Schwarzpunkt auf RGB 6 und der Weißpunkt auf RGB 250 angepasst werden. Der Grauwert sollte dann bei 128 liegen. Leider liegen die Messpunkte nicht da, wo wir sie gerne haben wollen und das soll nun geändert werden. Dazu wird eine Einstellungsebene "Gradationskurve" geöffnet. In dem aufgetauchten Dialog ist groß die lineare Gradationskurve zu sehen. Es ist zu empfehlen die Messpunkte kanalweise abzuarbeiten, somit ist der erste Messpunkt, der für das schwarze Farbfeld, an der Reihe und zwar im Rot-Kanal. Ein Blick in das "Info"-Feld gibt Aufschluss, in welche Richtung der Punkt verschoben werden muss. Hinweis: Mit anlegen der Gradationskurve wurden die Werte im "Info"-Feld zweigeteilt. Die vorderen Zahlen zeigen die Werte des aufgenommenen Bildes und die Zahlen hinter dem Schrägstrich die durch die Gradationskurve veränderten. Somit muss man sich an den hinteren Zahlen orientieren.
Zuerst wird der zu verändernde Kanal gewählt. Hier geht man am Besten der Reihe nach vor und so ist der Rot-Kanal der Erste, der dran ist. Nutzer von Photoshop können nun ein schönes Feature nutzen, um die Korrekturpunkte zu setzen. Dazu bewegt man die Pipette auf den ersten Messpunkt, hält die Steuerungs- und Umschalt-Taste (strg+shift) gedrückt und klickt in den Messpunkt. In allen Kanälen wird nun ein Korrekturpunkt gesetzt. Nun folgen die weiteren Punkte für die anderen gesetzten Messfelder. Die Werte der gesetzten Punkte entsprechen genau der des Messfeldes.
Hat ein Bildbearbeitungsprogramm nicht diese Funktion, dann teilt man die Linie der Gradationskurve mit drei Punkten in Viertel. Die Werte müssen dann jeweils (vom untersten bis zum obersten Punkt) 64, 128 und 192 zeigen. Dies gilt für jeden Kanal.
Sind die Korrekturpunkte gesetzt, kann mit der Arbeit begonnen werden. Der erste Punkt kann nun aktiviert werden, vorher muss aber sichergestellt werden, dass das Kanal-Dropdown-Menü nicht mehr aktiviert ist und den zu bearbeitenden Kanal zeigt. Der nun aktivierte Punkt kann mit den Pfeiltasten vorsichtig verschoben werden, bis er den Wert erreicht, der gewünscht ist. Das wiederholt man mit allen Messpunkten in einem Kanal und danach wendet man sich dem nächsten Kanal zu. Auch hier setzt wieder die Korrekturpunkte aus den Messpunkten und korrigiert dann die Werte.
Sind die Werte der Messpunkte deutlich entfernt von den Vorgabewerten – somit zu hell oder zu dunkel – dann kann man es sich leicht machen, indem man zuerst die Farbwerte von allen Messpunkten angleicht. Nach der Korrektur der R-, G- und B-Kanäle wählt man den Kanal RGB und setzt hier ebenfalls Korrekturpunkte in die Gradationskurve. Diese verändert man dann soweit, bis die Zielvorgaben erreicht sind. Das Mischungsverhältnis der Farben zueinander bleibt proportional erhalten, und so muss keine erneute Korrektur der einzelnen Kanäle vorgenommen werden. Differenzen in den Korrekturwerten können auftreten, gerade bei Mischlicht sind diese nicht auszuschließen. Hier gilt die Regel, dass keiner der Kanäle eine Differenz von 7 oder mehr zueinander aufweisen darf, da sonst ein Farbstich sichtbar wird.
Danach ist die Farbkorrektur abgeschlossen und die Vorgabe kann gespeichert oder per Drag and Drop auf alle Bilder der Serie angewandt werden. Mit ein bisschen Übung kann man später auch Bilder ohne Graukeil in dieser Form korrigieren. Das Beste an dieser Methode ist jedoch, dass man sie sogar auf einem SW-Monitor durchführen könnte, da nur per Zahlenwert korrigiert wird und nicht nach visuellem Eindruck.