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Fotoprojekt Räucherstäbchen
2021-01-17 Wer kennt sie nicht: Räucherstäbchen und den intensiven Geruch, den sie verbreiten. Egal ob es traditioneller Weihrauch ist oder eine andere Geruchsmischung, die Einklang und Ruhe mit sich bringen soll. In zwei Aspekten sind alle Räucherstäbchen gleich. Sie riechen und sie Qualmen. Da man den Geruch nur schlecht auf den Sensor einer digitalen Kamera bannen kann, stellen wir Ihnen in diesem Fototipp ein Fotoprojekt für die eigenen vier Wände vor, das Sie ohne großen finanziellen Aufwand realisieren können und es sogar als Basis für die elektronische Bildbearbeitung nutzen können. (Harm-Diercks Gronewold)
Wenn keine oder kaum Zugluft vorhanden ist, dann steigt der Rauch fast senkrecht nach oben. Beste Grundvoraussetzungen also. [Foto: Harm-Diercks Gronewold]
Für dieses Projekt benötigen Sie eine digitale Kamera, Räucherstäbchen, ein Blitzgerät, ein Stativ oder Bohnensack und etwas schwarzen Tonkarton. Anstelle des Tonkartons können Sie auch ein schwarzes Stück Stoff, Moosgummi, schwarzen Filz oder ein anderes mattes schwarzes Material verwenden. Ein heller Hintergrund eignet sich weniger. Anstelle der Räucherstäbchen können Sie natürlich auch ein Räuchermännchen aus dem Erzgebirge zum Einsatz bringen. Wenn ein Blitz verwendet wird, muss dieser extern auslösbar sein. Eine entfesselte TTL-Steuerung des Blitzgerätes ist sehr hilfreich, aber es geht auch ohne. Anstelle Blitzgeräts kann auch eine sehr helle Lampe benutzt werden, dank moderner LED-Technologie ist das auch kein Problem mehr.
Als erstes bereiten wir das "Studio" vor. Dazu suchen Sie sich einen geeigneten Platz aus, um das Tonpapier als Hintergrund aufzubauen. Das Papier können Sie einfach per Klebestift auf einen stabilen Versandkarton kleben oder Sie improvisieren einfach etwas. Wir haben den Deckel einer Aufbewahrungskiste eines schwedischen Möbelhauses zum Hintergrund auserkoren. Der Deckel wurde einfach an die Wand gestellt und fertig.
Die Beleuchtung (Blitz) sollte so platziert und gerichtet werden, dass sie nur den Bereich des Rauchs ausleuchtet und auf keinen Fall auf den Hintergrund oder in das Objektiv scheint. Wir haben dafür auf einen "Wabenfilter" zurückgegriffen und am Blitzkopf montiert. Wenn Sie ein solches Zubehör nicht haben sollten, dann können Sie sich aus Pappe oder Styropor und etwas schwarzer Acrylfarbe selber Abdunkler bauen. Wie das geht, haben wir in einem Fototipp zum Bau eines großen Studio Reflektor/Abdunklers erklärt (siehe weiterführende Links).
Alternativ können Sie auch etwas Tonpapier behelfsmäßig in einen einfachen Tubus rollen und diesen auf dem Blitzkopf befestigen, so dass das Licht nicht zu den Seiten abgestrahlt werden kann. Bitte beachten Sie dabei, schwarzen oder weißen Tonkarton zu benutzen, damit Sie keine Farbstiche ins Bild bekommen.
Das Tischstudio passt beispielsweise auf eine Kommode und kann mit einfachstem Zubehör realisiert werden. [Foto: Harm-Diercks Gronewold]
Als nächstes platzieren Sie das Räucherstäbchen in einem geeigneten Halter. Das kann ein spezieller Halter für Räucherstäbchen sein, eine kleine Schale gefüllt mit Sand, etwas Knete oder Sie machen es wie wir und wickeln einfach eine kleine Plastikschüssel in etwas Alufolie und stecken das Räucherstäbchen an der Seite in die Alufolie.
Bitte beachten Sie, dass Sie nicht das Räucherstäbchen in seiner Gänze fotografieren wollen, sondern nur den Rauch, den es erzeugt. Die Kamera sollte also oberhalb des Räucherstäbchens platziert werden. Dann zünden Sie das Stäbchen an und schauen, ob der Rauch in eine bestimmte Richtung zieht, wenn er das tut, dann versuchen Sie diese Zugluft zu minimieren. Ist das nicht möglich, dann positionieren Sie das Räucherstäbchen so, dass der Rauch möglichst lange vor dem Hintergrund sichtbar ist. Im Idealfall zieht der Rauch direkt nach oben. Es besteht aber kein Grund zur Eile, denn ein Räucherstäbchen hat eine recht lange Brenndauer und so haben Sie genug Zeit, um alle Einstellungen vorzunehmen.
Da die Räucherstäbchen Asche erzeugen, sollten Sie unter dem Halter des Räucherstäbchen eine Unterlage platzieren, das erleichtert das Reinigen nach dem Shooting um einiges.
Bei den Aufnahmeinstellungen sollten Sie darauf achten, dass die ISO-Empfindlichkeit nicht zu hoch ist und die Blitzsynchronisation auf den ersten Vorhang eingestellt ist. Können Sie den Raum nicht abdunkeln, verkürzen Sie einfach die Verschlusszeit, aber achten Sie darauf, die Blitz-Synchronzeit nicht zu überschreiten. Ist das nicht möglich, dann müssen Sie die High-Speed-Synchronisationsfunktion aktivieren oder die Blende weiter schließen.
Für dieses Beispiel haben wir den Mitteltonbereich verschoben, um nur die kräftigen Konturen darzustellen. Außerdem wurde der Blaue Farbton stark reduziert. [Foto: Harm-Diercks Gronewold]
Direkt über dem Räucherstäbchen ist der Rauch geordnet und fast unverwirbelt. [Foto: Harm-Diercks Gronewold]
Den Autofokus Ihrer Kamera sollten Sie deaktivieren, dieser wird keine zufriedenstellenden Ergebnisse liefern. Das liegt am geringen Kontrast des Rauchs und seinem recht unberechenbaren Verhalten. Den Fokuspunkt ermitteln Sie einfach per Live-View und manueller Einstellung vor den Aufnahmen und immer mal wieder zwischendurch. Danach kontrollieren Sie den Schärfebereich mit der Abblendtaste (wenn vorhanden) oder einer Probeaufnahme.
Wenn Sie es ganz präzise machen wollen, dann ermitteln Sie den Aufnahmeabstand und die gewünschte Blende. Damit können Sie dann den Schärfebereich ermitteln. Dazu können Sie entweder eine Tabelle, eine App oder eine entsprechende Website nutzen (siehe weiterführende Links). Mit den so ermittelten Werten können Sie dann den Bereich markieren, der für das Räucherstäbchen genutzt werden darf.
Am besten lösen Sie die Kamera über einen Fernauslöser oder einer gekoppelte App aus, dann können Sie sich mit der einen Hand um den Rauch kümmern und mit der anderen die Auslösung durchführen. Wenn Sie das erste Bild im Kasten haben, dann kontrollieren Sie bitte es darauf, dass der Hintergrund richtig dunkel ist. Je höher der Kontrast vom Rauch zum Hintergrund ist, desto besser.
In diesem Beispiel wurden nachträglich die Tonwerte angepasst, um den Kontrast vom Hintergrund zum Rauch zu verstärken. [Foto: Harm-Diercks Gronewold]
Auch Ausschnitte aus den vergänglichen Gebilden offenbaren interessante surreale Einblicke. [Foto: Harm-Diercks Gronewold]
Sind alle Einstellungen vorgenommen, können Sie richtig loslegen. Um Bewegung in den Rauch zu bekommen, können Sie vorsichtig pusten, mit der Hand für Luftbewegung sorgen oder das Räucherstäbchen vorsichtig bewegen. Seien Sie dabei ruhig mutig und schauen, welche Bewegung welchen Effekt im Bild erzeugt.
Ist das Räucherstäbchen abgebrannt, geht es weiter in der Bildbearbeitung. In diesem Fototipp geben wir Ihnen nur die grundlegenden Hinweise der Bearbeitung. Was man noch alles mit den Aufnahmen anstellen kann, zeigen wir in einem weiteren Fototipp, der demnächst erscheint.
Als erstes sollten Sie das Bild genau sichten und entscheiden, ob kleinere Probleme retuschiert werden müssen. Versuchen Sie dabei besonders bei den filigranen Transparenzen vorsichtig zu sein, da schlechte Retuschen bei den folgenden Arbeitsschritten deutlicher werden.
Um den Kontrast zwischen Hintergrund und Rauch richtig deutlich zu machen, eignet sich die Tonwertkontrolle. In unseren Beispielbildern haben wir den Schwarzregler in Photoshop minimal nach rechts geschoben. Damit wird der Hintergrund richtig schwarz und das ist auch so gewollt. Mit dem Mitteltonregler (Gamma) können Sie die Transparenzbereiche kontrollieren und diese verstärken oder reduzieren. Der Weißpunktregler sorgt für das Anheben der hellen Bereiche des Rauchs. Danach haben wir die Bilder etwas im Blaukanal entsättigt, da das Räucherstäbchen keinen neutralgrauen Rauch erzeugt. Danach können die Bilder noch beschnitten werden und sind dann bereit für die Präsentation.