Rubriken: Bildbearbeitung, Bildpräsentation
Fotos auf Alt trimmen
2010-12-20 Bilder gealtert wirken zu lassen und das obwohl sie aus einer modernen digitalen Kamera stammen, ist eine Herausforderung an den Bildbearbeiter. Das Vorgehen ist jedoch nicht so kompliziert, wie man es vermuten mag. Das Wichtigste an einem solchen Vorhaben ist die Bildanalyse. Dann benötigt man noch ein wenig Basiswissen in der Bildbearbeitung (Einstellungsebenen, Gradationskurven und Masken), ein passendes Ausgangsbild und schon kann mit wenigen Schritten ein tolles Resultat erzielt und ein überzeugendes "Retro"-Bild angefertigt werden. (Harm-Diercks Gronewold)
Bilder gealtert wirken zu lassen und das obwohl sie aus einer modernen digitalen Kamera stammen, ist eine Herausforderung an den Bildbearbeiter. Das Vorgehen ist jedoch nicht so kompliziert, wie man es vermuten mag. Das wichtigste an einem solchen Vorhaben ist die Bildanalyse und das Wissen, wie alte Bilder denn überhaupt aussehen und welche Eigenarten diese alten Bilder heute haben. Schaut man sich beispielsweise Fotos kurz vor der Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert an, so sind diese oftmals leicht vergilbt, getont, haben mechanische Schäden und eine merkwürdig anmutende Gradation. Das alles kann man passend in Photoshop oder in einer anderen Bildbearbeitung mit Ebenenfunktion umsetzen. Wir haben Photoshop CS5 benutzt und auf diese Bildbearbeitung beziehen sich auch alle Befehle und Funktionen.
Am Anfang steht das Foto. Bei der Auswahl des Ausgangsbildes ist darauf zu achten, dass sich die Szenerie plausibel übertragen lässt. Sprich: Wolkenkratzer, moderne Sportfahrzeuge und Personen in neumodischer Kleidung sind sind wenig plausibel für ein "Retro-Foto" was auf alt getrimmt werden soll. Im Beispielfall handelt es sich um eine Landschaftsaufnahme. Diese wird in Schwarzweiß gewandelt (siehe Fototipp in den weiterführenden Links) und mit einer passenden Tonung versehen. Hier passt sowohl eine "kühlere" als auch eine "wärmere" Farbgebung. Die Entscheidung für das vorliegende Bild ist eine braungelbe Tonung (R: 160 G: 132 B: 63). Wie ein Bild getont wird, ist in einem unserer Fototipps nachzulesen (siehe ebenfalls weiterführende Links). Die Tonungsebene wurde dann in der Deckkraft ein wenig reduziert, damit der Farbeindruck nicht zu stark ist. Dies kann später aber dank dem nicht destruktiven Arbeiten mit Ebenen noch angepasst werden.
Der nächste Schritt ist der Einbau einer Vignette, in diesem Beispiel wurde entschieden, diese per Tonwertkorrektur und einer runden Verlaufsmaskierung zu realisieren. Der Vorgang dazu ist denkbar einfach. In der Ebenenpalette wird die Einstellungsebene "Tonwertkorrektur" gewählt. In dem aufgetauchten Dialog sieht man das Histogramm und darunter die dreieckigen "Anfasser" für die Tiefen (links), die Mitteltöne (mitte) und die Lichter (rechts). Mit diesen "Anfassern" kann der Tonwertbereich verändert werden. In dem vorliegenden Bild wurde der Mittentonbereich nach rechts in Richtung Lichter verlagert. Das hat den Effekt, dass die Mittentöne dunkler werden. Gefällt die Abdunklung, dann einfach "OK" klicken und die Ebene ist bestätigt. Da die Veränderung nun das gesamte Bild betrifft, muss noch eine Maske verändert werden. Dazu ist rechts neben dem Icon der Tonwertkorrektur ein kleiner weißer Kasten, dies ist die Maske. Für einen Verlauf klickt man mit der Rechten Maustaste auf das "Farbeimer"-Werkzeug und wählt dann in der auftauchenden kleinen Auswahl das "Verlaufs"-Werkzeug aus. In der Statusleiste von Photoshop tauchen nun die verschiedenen Verläufe auf. Für die Vignette wird der kreisförmige Verlauf benötigt. Wichtig zum Verständnis des Verlaufswerkzeugs ist, dass eine Hintergrund- und Vordergrundfarbe gewählt sein müssen; für diese Maske am besten Schwarz und Weiß.
Der große Schritt ist das Einfügen der Textur für mechanische Schäden am Bild und für viele der schwierigste Schritt. Die Textur ist nichts anderes als ein anderes Bild, welches auf eine neue Ebene des Bildes gelegt wird. In diesem Fall wurde eine Betonwand fotografiert, farblich neutralisiert, ein wenig in den Tonwerten aufgehellt und dann umgekehrt. Der Clou liegt dann jedoch in der Ebenenverrechnungsmethode – hier weiches Licht. Diese Verrechnungsmethoden finden sich in dem Drop-down-Menü in dem üblicherweise "Normal" steht und welches auf der Ebenenpalette zu finden ist. Wie sich diese verschiedenen Verrechnungsmethoden genau verhalten wird in einem späteren Fototipp geklärt. Sobald die Verrechnungsmethode verändert wurde, kommt das Ergebnis beider Bilder zum Vorschein. Die Stärke der Verrechnung kann natürlich, wie alle Ebenen, per Deckkraftregler beeinflusst werden. Auch kann die Textur noch weichgezeichnet u. ä. werden.
Der letzte Schritt ist die Anpassung bzw. Anhebung der Tiefen, was nicht jedem Gefallen mag und darum auch nur angewandt werden sollte, wenn das Ergebnis ein "vergilbtes" Foto sein soll. Das Ziel ist es die Mittentöne und Lichter zu schützen und die Tiefen aufzuhellen. Dies wird in der Einstellungsebene "Gradationskurven" vorgenommen. Hier einfach einen Punkt in die Mitte der Grafik setzen und einen zwischen Tiefen und dem Mittelpunkt. Nun zieht man den Tiefenpunkt deutlich nach oben, so dass auf dem Bild eine Änderung auftritt. Den zweiten Punkt kann man noch ein wenig nach unten ziehen, muss man aber nicht.
Nun kann mit der Ebenendeckkraft jeder einzelne Schritt noch so lange angepasst werden, bis es dem Bearbeiter zusagt. Ebenso die Werte in den verschiedenen Einstellungsebenen sind weiterhin voll zu verändern. Aber Achtung, nur in Tiff- und PSD-Dateien bleiben die Ebenenfunktion gewahrt.