Rubrik: Motive und Situationen

Fotosukzessionen – Teil 1: Am Anfang steht die Planung

2007-07-02 Fotosukzessionen sind für jeden Fotografen, auch für den Hobbyisten, eine dankbare Aufgabe. Sie haben nur für den einen oder anderen Fotofreund, der sich nicht nur um die Fotografie, sondern auch um Familie, Beruf u.a.m. kümmern möchte, einen entscheidenden Nachteil: Man kann zu Beginn der Fotosukzession nicht mit absoluter Sicherheit sagen, dass man zu den Terminen, die sich aus der Aufgabenstellung ergeben, wieder an Ort und Stelle sein kann. Nicht selten bleiben deshalb solche Vorhaben in den Anfängen stecken. Das muss aber nicht so sein.  (Günter Hauschild)

Für die erste Fotosukzession sollte man sich nicht nach einem besonders exquisiten Objekt umschauen, das sich womöglich noch an einem Ort befindet, den man extra für dieses Vorhaben aufsuchen muss. Das genaue Gegenteil ist empfehlenswert: Man wählt ein ganz "normales Objekt" aus. Das kann ein kleiner Strauch, ein Baum, eine Ecke des Vorgartens, der Rosenbusch vorm Haus oder auch ein Blick in eine bestimmte Richtung sein. Was die Örtlichkeit betrifft, so sollte sich das Objekt in unmittelbarer Nähe der Wohnung, im eigenen Garten, auf dem täglichen Weg zur Arbeit, an der Fitnessstrecke oder auch auf dem Weg zum regelmäßigen Einkauf befinden. Es sollten also Objekte sein, die man nicht eigens aufsuchen muss, sondern an denen man wegen anderer Anlässe als der Fotografie ohnehin vorbei kommt – es muss nur zusätzlich die Kamera dabei sein und einige Zeit für die Aufnahme eingeplant werden –, man erledigt die Sukzession so nebenbei. So entstanden auch die Bilder 1 bis 3 vom Tulpenbaum im Stadtpark. Auch wenn diese (was etwa den Standort des Fotografen betrifft) nicht die strengen Regeln einer Fotosukzession erfüllen, vermitteln sie einen guten Eindruck vom jeweiligen Erscheinungsbild des Baumes. So ganz nebenbei entstanden dabei noch Großaufnahmen und Makrofotos von den wunderschönen Einzelblüten dieses Baumes.



Aber nicht nur das Gesamterscheinungsbild des Baumes könnte Gegenstand einer Fotosukzession sein. Ein lohnendes Objekt wäre auch die Entfaltung der Knospe eines Baumes. Diese Objekte haben noch den Vorteil, dass sie in die Wohnung geholt, dort – vor entsprechende Hintergründe postiert und optimal ausgeleuchtet – fotografiert werden können. Notwendig wäre aber, dass der Fotograf sich über die Biologie des Baumes informiert und damit die Stadien der Knospenentfaltung kennt; sonst könnte es sein, dass er besonders interessante Abschnitte der Knospenentfaltung versäumt. Passiert dies trotzdem, steht einer Wiederholung der gesamten Prozedur nichts im Wege – man holt einfach einen weiteren Zweig ins Zimmer und fotografiert erneut.

Knospen und ihr Aufbrechen zu fotografieren, gelingt gut im Makromodus, bei dem Format füllend fotografiert und der Hintergrund in die Unschärfe gestellt wird. Allerdings muss man dazu bis auf wenige Zentimeter an das Objekt heran, wodurch die Beleuchtung durch Schattenwurf des Objektivs, der ganzen Kamera oder sogar des Fotografen problematisch werden kann. Abhilfe schafft dabei eine Nahlinse, die bei Format füllenden Aufnahmen einen Anstand von ca. 30 cm vom Objekt ermöglicht. Dadurch entfällt in aller Regel die Gefahr eines Schattenwurfs auf das Objekt, und die Unschärfe des Hintergrundes wird extrem.



In dem Bereich des Baumes, in dem man mit der Makroeinstellung oder der Nahlinse fotografiert, befinden sich im Hintergrund oft andere Zweige, weitere Bäume und auch irgendwelche Bauten, die bei aller Unschärfe vom Hauptmotiv ablenken können. Da gibt es Abhilfe. So könnte eine Begleitperson einen mitgebrachten Hintergrund (ein Stück Stoff oder ein größeres Blatt Papier) in die Aufnahme halten und so das Fotoobjekt freistellen. Auch das Teleobjektiv kann helfen, um Objekte ins Blickfeld zu rücken, die wegen fehlender Laubblätter frei gegen den Himmel stehen, um Fotos wie unter Atelierbedingungen aufnehmen zu können. Ob nun Makromodus oder Teleeinsatz – in jedem Fall gilt: Versuch macht klug. Da digital fotografiert wird, erinnert man sich an die Tatsache, dass ein digitales Foto so gut wie keine Kosten verursacht und Speicherkarten heute enorm viel Platz bieten.

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