Rubriken: Aufnahmeeinstellungen, Motive und Situationen

Fußballaufnahmen – gut vorbereitet auf das Spielfeld

2008-05-19 Der fotografierende Vater möchte von seinem Fußball kickenden Sprössling ein paar vorzeigbare Bilder machen. Oder der mit seinem Verein verbundene Amateurfotograf braucht ein paar Fußballbilder für die nächste Stadionzeitung oder die Homepage des Vereins. Ein paar Hinweise zur geeigneten Ausstattung und zu den Kameraeinstellungen sowie zu der richtigen Wahl des Fotografenstandortes sind da nützlich. Für gute Sportaufnahmen sind darüber hinaus etwas Übung und die Fähigkeit, Aktionen schnell zu erkennen und entsprechend die Kamera auszulösen, von enormem Vorteil.  (Dieter Kunzendorf)

Fototipp Sportfotografie – Szene aus dem Relegationsspiel zur Bezirksoberliga zwischen Germania Wiesbaden und VfR 07 Limburg am 02.06.2007 [Foto: Dieter Kunzendorf] Fußballaufnahmen sind sicherlich auch mit einer Kompaktkamera möglich. Auf Grund des fest eingebauten Objektivs und des relativ geringen Brennweitenbereichs erhält man jedoch eher Übersichtsaufnahmen des Fußballplatzes als dass man Spielszenen Format füllend fotografieren könnte. Daher ist eine Spiegelreflexkamera mit der damit verbundenen Möglichkeit, Teleobjektive zu nutzen, die erste Wahl. Zudem besitzen die meisten digitalen Spiegelreflexkameras eine akzeptable Serienbildfunktion. Es müssen ja nicht gleich sechs oder mehr Bilder in der Sekunde sein. Als Brennweite des Objektivs sollten es schon 300 mm sein, um das interessante Spielgeschehen, das sich meist vor der Strafraumgrenze oder im Mittelfeld abspielt, einfangen zu können. Mit dem Crop-Faktor 1,5 der meisten digitalen Spiegelreflexkameras reicht dann auch ein 200mm-Objektiv. Nach oben hin gibt es keine Grenzen (ab 300 mm aufwärts), wobei die Lichtstärke bei diesen Objektiven stark abnimmt. Ausnahmen bilden die hochpreisigen, professionellen Teleobjektive wie z. B. 300 mm F2,8 oder 400 mm F2,8 bzw. 500 mm F4,0.

Für den ambitionierten Amateurfotografen zu empfehlen ist etwa das vom Gewicht relativ leichte Zoomobjektiv von Sigma mit einem Brennweitenbereich von 100 bis 300 mm mit der durchgängigen Lichtstärke von F4,0. Zusammen mit dem Cropfaktor der meisten Digitalkameras (meist 1,5) wird dieses Zoom zu einem Teleobjektiv mit einer Brennweite von 150 bis 450 mm. Durch die Möglichkeit des Zoomens können damit auch Spielszenen eingefangen werden, die bei den Festbrennweiten "aus dem Bild laufen". Darunter ist zu verstehen, dass die Spielszene für die Festbrennweite zu nah ist, um sie noch Format füllend fotografieren zu können (eventuell hat man nur noch den Oberkörper des Spielers im Bild).

Fototipp Sportfotografie – Grundsätzliche Positionen der Linienrichter (rot) und Fotografen (blau) am Spielfeldrand [Foto: Dieter Kunzendorf]Die möglichst große Lichtstärke der Teleobjektive (also die größte Blende) hat zwei Funktionen. Sie soll einerseits die aufgenommenen Spielszenen von dem meist unruhigen Hintergrund (Zuschauer, Tribüne etc.) abheben. Andererseits soll sie auch bei schlechtem Wetter und ISO 800 noch eine Belichtungszeit von 1/500 bis 1/640 s ermöglichen. Zur Einstellung der Kamera hat sich folgendes Vorgehen bewährt: 1. bei Zeitautomatik die größte oder zweitgrößte Blende einstellen (z. B. F2,8 oder F4,0), 2. kontrollieren, ob eine Belichtungszeit von ca. 1/500 bis 1/640 s erreicht wird, 3. falls nicht, die ISO-Einstellung entsprechend nach oben oder unten korrigieren. Bei ISO-Werten über 800 sollte man abwägen, ob entweder ein Bildrauschen in Kauf genommen wird oder auf Grund der Herabsenkung der Belichtungszeit eventuell die Spielszene nicht mehr klar aufgenommen werden kann, weil Wischeffekte durch die schnellen Bewegungen bzw. Verwacklungsfehler entstehen. (Bei Pentax K10D und K20D kann man übrigens im TAv-Modus Belichtungszeit und Blende festlegen, während die passende Empfindlichkeit automatisch eingestellt wird.)

Als bester Standort für den Sportfotografen kommt der Bereich wenige Meter hinter der Seiten- oder der Torauslinie in Betracht. Der Bereich direkt vor den Ersatzbanken der Mannschaften ist für die Fotografen tabu. Auch etwas abgesetzt davon (Distanz von ca. 10 m) lassen sich schöne Aufnahmen von wild gestikulierenden Trainern und frustrierten Ersatzspielern fertigen. Bei höherklassigen Fußballspielen gibt es neben dem eigentlichen Schiedsrichter noch Linienrichter. Diese bewegen sich entlang der Seitenauslinie und zwar jeweils auf der rechten Seitenauslinie zwischen Mittelfeldlinie und Torauslinie (siehe rote Pfeile). Sich als Sportfotograf dort zu platzieren, ist denkbar ungünstig, da die Linienrichter meist auf Ballhöhe sind und somit womöglich den entscheidenden Augenblick mit ihrem Allerwertesten verdecken. An der Torauslinie ist der Bereich links vom Tor als Standort des Fotografen zu bevorzugen (siehe blaue Pfeile), da die meisten Fußballspieler Rechtsfüßler sind und auch mit diesem auf das Tor schießen. Somit verdeckt das linke Standbein nicht die Schussaktion. Um Ärger mit den Zuschauern zu vermeiden, bietet es sich an, als Sportfotograf einen mitgebrachten Dreibeinhocker oder ähnliches zu nutzen, um nicht die Sicht der Zuschauer zu versperren. Zudem erhält der Sportfotograf durch den niedrigeren Standpunkt und der damit verbundenen bodennahen Perspektive dynamischere Sportaufnahmen.

Fototipp Sportfotografie – Szene aus dem Spiel in der Oberliga Hessen zwischen der zweiten Mannschaft des SV Wehen Wiesbaden und VfB Asslar am 19.05.2007 [Foto: Dieter Kunzendorf]Eine praktisches Verfahren empfiehlt sich für Fotografen, wenn Namen von den Spielern einer fotografierten Szene benötigt werden (z. B. für eine Zeitungsredaktion): Zunächst holt sich der Sportfotograf den Spielberichtsbogen vom Schiedsrichter, Stadion- oder Pressesprecher und fotografiert ihn ab. Teilweise gibt es auch Kopien der Spielberichtsbögen. Auf diesen Bögen sind die Namen der Spieler und ihre jeweiligen Trikot bzw. Rückennummern eingetragen. Bei den anschließenden Aufnahmen sollte der Fotograf nach jeder Spielszene die Trikotnummern der beteiligten Spieler notieren. Gewiefte Sportfotografen nehmen neben der eigentlichen Spielszene anschließend den Rücken (die Trikotnummern) der beteiligten Spieler mit ihrer Digitalkamera auf. Auf Grund der festgehaltenen Rückennummern und des Spielberichtsbogens lassen sich nun die Namen der an dieser Szene beteiligten Spieler ermitteln und in die Dateiinformationen des jeweiligen Bildes eintragen.

Artikel-Vorschläge der Redaktion