Rubrik: Geotagging
Geotagging mit RAW
2010-01-18 Die vor kurzem zu Ende gegangene CES 2010 in Las Vegas hat gezeigt, dass Geotagging auf dem Vormarsch ist – immer mehr Hersteller nehmen Kameras mit integriertem GPS in ihr Programm auf, und ihre Zahl wird sich zur PMA im März 2010 noch erhöhen. Anspruchsvolle Fotografen, die am liebsten das Rohmaterial ihrer Kamera selbst weiterverarbeiten wollen, stehen aber vor einem Problem: Die GPS-Kameras können kein RAW, Kameras mit RAW haben oft keine GPS-Schnittstelle, und gängige Software, die mit Loggern aufgezeichnete Routen in Fotos schreibt, arbeitet in der Regel nur mit JPEG-Dateien. Doch es gibt Auswege aus dem Dilemma. (Benjamin Kirchheim)
Am einfachsten haben es noch Besitzer einer Nikon-DSLR – zumindest sofern es sich um ein Modell mit GPS-kompatibler Schnittstelle handelt – das trifft beim aktuellen Programm auf jede, mit Ausnahme der günstigsten Einsteigerkamera D3000, zu. Nicht nur Nikon selbst bietet ein passendes GPS an, sondern vor allem auch Zubehörhersteller springen auf diesen lukrativen Zug auf. So hat der Anwender auch eine immer größere Auswahl an Geräten; wobei man aufpassen muss, ein Kompatibles zu erwischen, denn Nikon verwendet zwei unterschiedliche Schnittstellen. Ist ein GPS an eine Nikon-DSLR angeschlossen, schreibt die Kamera die Koordinaten nicht nur in JPEGs, sondern selbstverständlich auch in die RAW-Dateien, so dass der Fotograf sich um nichts mehr zu kümmern braucht.
Zwar gibt es auch für einige Canon-DSLRs ein GPS im Zubehörprogramm, Voraussetzung zum Anschluss ist aber der teure Wireless-File-Transmitter, den man in der Regel unterwegs eigentlich nicht braucht. Andere Hersteller bieten gar keine Schnittstelle, so dass dem Fotografen nur andere Lösungswege bleiben. Die meisten GPS-Logger, die die Koordinaten mittels Speicherkarteneinschüben direkt in Bilddateien schreiben können, unterstützen das RAW-Format nicht, sie haben sowieso keine Schnittstelle für CompactFlash-Speicherkarten (CF), wie sie in vielen DSLRs Verwendung finden – etwa das Sony GPS-CS3. Eine Ausnahme stellt der ATP PhotoFinder dar. Der GPS-Logger hat eine Basisstation, die nicht nur über einen CF-Einschub verfügt, sondern auch mit RAW-Dateien umgehen kann – zumindest mit vielen. Allerdings benötigt die Dockingstation eine extra Stromversorgung, die nicht über das fest verbaute USB-Kabel erfolgt. Größtes Manko ist jedoch die Zuverlässigkeit: In einem Test in der Redaktion schaffte der Logger es, die meisten Fotos richtig zu taggen, zerstörte aber andere wenige – eingesetzte Kamera war die Panasonic Lumix DMC-GH1, mit der ausschließlich in JPEG gespeichert wurde. Beim PhotoFinder sollte man also zumindest aufpassen, dass die Kamera in der Kompatibilitätsliste steht oder es ein Update vom Hersteller gibt – zum Testzeitpunkt im Sommer 2009 jedenfalls gehörte die GH1 nicht zu den unterstützten Kameras, was die zerstörten JPEG-Bilder aber nicht entschuldigt, denn dem Sony GPS-CS3 ist es egal, welche Kamera die JPEGs gespeichert hat.
Was dem Fotografen also bleibt, ist der Weg über einen GPS-Logger und die Synchronisation am Computer. Wichtig ist dabei immer, dass die Kamerauhr richtig geht. Inzwischen gibt es durchaus ernstzunehmende Softwareprojekte wie etwa gpicsync, das als OpenSource entwickelt wird und auch in deutscher Sprache herunterladbar ist. Die aktuelle Version 1.28 hat zwar noch Beta-Status, befindet sich also in einer öffentlichen Testphase, aber man kann sie schon benutzen. Der etwas kryptische Name sollte nicht darüber hinweg täuschen, dass die von Google unterstützte Software einiges "auf dem Kasten" hat: So werden etwa die RAW-Formate der wichtigsten Hersteller wie Canon, Nikon, Pentax, Adobe DNG, Olympus, Panasonic und Minolta unterstützt – Sony aber fehlt; und hinter der Unterstützung von Samsung und Fujifilm steht zumindest ein Fragezeichen. Grundsätzlich sollten aber diejenigen RAW-Formate unterstützt werden, die EXIFTool, ein weiteres OpenSource-Projekt, auch verarbeiten kann, weil gpicsync auf EXIFTool aufbaut. Das trifft eigentlich auch auf Sony zu. Interessant an gpicsync sind aber auch die Schnittstellen zu Google Earth und Google Maps, so lassen sich Routen und Bilder leicht verschicken oder im Internet anzeigen.
Ein weiteres, kleines, praktisches Tool und gleichzeitig unser Favorit ist GeoSetter, der ebenfalls auf EXIFTool aufbaut und entsprechende RAW-Formate unterstützt. Mit der Software kann mit Hilfe von Google Maps auch manuell getaggt werden, ebenso ist ein Abgleich der Koordinaten von RAW und den daraus entwickelten JPEG-Dateien möglich, damit diese mit denselben Koordinaten versehen werden. Doch auch der Softwareriese Microsoft bietet ein kostenloses Programm an, das u. a. auch RAW-Dateien mit Geodaten versehen kann, die Pro Photo Tools; auch dieses Programm ist sicher einen Blick wert, zumal man damit auch andere EXIF- und IPTC-Daten auswerten und ändern kann.