Rubriken: Bildbearbeitung, Tipps zu einzelnen Kameras
Gratis-Raw-Konverter Capture One Express Fujifilm
2020-02-09 Seit der Photokina 2018 unterstützt Capture One nicht nur Fujifilm-Kameras, sondern aus der Zusammenarbeit der beiden Firmen Phase One und Fujifilm ist, ähnlich wie bei Sony, die Gratis-Version Capture One Express for Fujifilm hervorgegangen. Dadurch können Fujifilm-Fotografen gratis auf die Grundfunktionen der leistungsfähigen Raw-Konverter-Software zurückgreifen und ihre Bilder – egal ob als Raw oder JPEG gespeichert – mit wenigen Klicks deutlich aufwerten. (Benjamin Kirchheim)
Die Arbeitsfläche von Capture One Express. Oben befinden sich das Menü und die Hauptaktionen, im rechten Bereich sind die Bibliothek und Bildanpassungen zu finden, unten die Thumbnails der importierten Foto und in der Mitte der Arbeitsbereich. [Foto: MediaNord ]
Bereits der Importdialog von Capture One Express bietet viele Einstelloptionen. Wir haben die Fotos im ursprünglichen Ordner belassen. [Foto: MediaNord ]
Der Import nimmt bei Capture One Express einige zeit in Anspruch, unter anderem werden Thumbnails für ein flüssiges Arbeiten erstellt. [Foto: MediaNord ]
Um das kostenlose Capture One Express herunterladen zu können, muss man sich zunächst unter Angabe einer funktionierenden E-Mail-Adresse und einigen persönlichen Daten registrieren. Nach einem Klick auf den Bestätigungslink der daraufhin erhaltenen E-Mail kann der Download erfolgen, auch einen kostenlosen Lizenzschlüssel erhält man. Nach der Installation muss man sowohl den Lizenzschlüssel als auch das vorher erstelle Registrierungskonto samt E-Mail und Passwort eingeben, um Capture One Express zu aktivieren, das geht am einfachsten mit einer bestehenden Internetverbindung.
Im Prinzip handelt es sich um dasselbe Programm wie das kostenpflichtige Capture One und es kann auch nachträglich ein Upgrade in die Kaufversion erfolgen, die einen größeren Funktionsumfang bietet. Dazu gehören etwa das Tethered Shooting (Kamerafernbedienung) oder auch tiefergehende Bildbearbeitungsfunktion mit Ebenen, Masken, Klonfunktion, lokalen Korrekturen etc., die in der Gratis-Version fehlen. Die noch teurere Pro-Version von Capture One unterstützt abseits von Fujifilm auch andere Kameramarken.
Capture One präsentiert sich, wie bei heutigen Bildbearbeitungsprogrammen üblich, mit einer dunklen Benutzeroberfläche, die damit nicht vom eigentlichen Inhalt der zu bearbeitenden Bilder ablenkt. Oben befinden sich das Menü und die Hauptwerkzeuge, am rechten Rand sind die Bildbearbeitungswerkzeuge und die Bibliothek zu finden. Die größte Fläche nimmt in der Mitte das aktuell geöffnete Bild ein, wobei hier auch mehrere Bilder angezeigt werden, wenn man sie gleichzeitig bearbeitet. Darunter ist die Bildsammlung zu finden.
Mit der automatischen Anpassung lassen sich in Capture One Express schnelle Ergebnisse erzielen. Welche Parameter angepasst werden sollen, lässt sich im Kontextmenü auswählen. [Foto: MediaNord ]
Die automatische Anpassung in Capture One Express stellt im Prinzip nur die Slider der Bildparameter automatisch ein, spätere Korrekturen sind kein Problem. [Foto: MediaNord ]
Um Fotos bearbeiten zu können, muss man sie zunächst importieren. Dabei können die Fotos wahlweise dort bleiben, wo sie bereits gespeichert sind, in den Katalog oder in einen anderen beliebigen Ordner importiert werden. Die letzteren beiden Optionen sind sinnvoll, wenn man die Fotos beispielsweise direkt von der Speicherkarte importieren und auf der Festplatte des Computers speichern möchte. Organisiert man seine Fotos lieber selbst, können sie beim Import einfach im Originalordner bleiben.
Übrigens werden alle Änderungen und Bearbeitungen nicht im Quellordner abgelegt, dieser bleibt inklusive der Fotos unangetastet. Alle Bearbeitungen speichert Capture One im Katalog, so dass man immer wieder von vorne anfangen kann (non-destruktives Arbeiten). Der Import von Fotos nimmt einige Zeit in Anspruch, da Capture One Thumbnails von ihnen erstellt, damit sie beim Durchblättern schneller angezeigt werden können.
Die Bibliothek von Capture One Express erlaubt eine umfassende Bildorganisation, um Aufnahmen anhand von bestimmten Parametern wiederfinden zu können. [Foto: MediaNord ]
Die manuellen Bildanpassungen in Capture One Express lassen sich kinderleicht bedienen. [Foto: MediaNord ]
Mit den Bildstilen lassen sich in Capture One Express beispielsweise mit einem Klick Schwarzweiß-Fotos erstellen. [Foto: MediaNord ]
Klickt man auf der rechten Seite auf das kleine Ordner-Symbol, befindet man sich in der Bibliothek und kann seine Bilder organisieren, um sie beispielsweise nach Aufnahmedatum auszusuchen oder nach Bewertungen, Schlüsselwörtern, Aufnahmeort etc.. In der Thumbnailansicht am unteren Rand oder auch unterhalb des im Hauptbereich angezeigten Bildes lassen sich durch einfache Klicks Bewertungen und Farbmarkierungen setzen. Das kann später helfen, favorisierte Fotos wiederzufinden.
Man kann ein oder mehrere der Thumbnails auswählen, um sie im Arbeitsbereich in der Mitte des Bildschirms zu öffnen. Mit Ausnahme der automatischen Anpassung werden die Bearbeitungen aber trotzdem nur auf das im mittleren Bereich aktuell ausgewählte Foto vorgenommen. Das automatische Anpassen nimmt sowieso eine besondere Rolle ein. Mit einem Rechtsklick auf das Symbol öffnet sich ein Kontextmenü, in dem sich die Parameter auswählen lassen, die automatisch angepasst werden sollen. Klickt man mit links auf das Symbol, werden alle im Arbeitsbereich geöffneten Fotos entsprechend automatisch angepasst. Meist ist das eine gute Ausgangsbasis für eigene Anpassungen an jedem Foto im Detail.
Dafür klickt man auf das "Q" rechts vom Ordner im rechten Arbeitsbereich. Hier lassen sich Weißabgleich, Belichtung, HDR (hier werden nicht mehrere Bilder miteinander verrechnet, sondern "nur" Schatten und Lichter angepasst), Klarheit und Schärfung anpassen sowie Bildausschnitte anfertigen und Fotos drehen. Beim Ziehen der Regler sieht man direkt die Änderung. Am einfachsten arbeitet man sich von oben nach unten durch. Die Anpassungen werden dabei im Katalog gespeichert, so dass nach dem Beenden und neuen Starten von Capture One die Änderungen erhalten bleiben, ohne das Originalbild zu ändern. Möchte man ein Foto tatsächlich speichern, muss man es exportieren. Dafür gibt es den Exportdialog, der viele Optionen von der Benennung über das Dateiformat bis hin zur Skalierung bietet.
Erst beim Bildexport wendet Capture One Express die vorgenommenen Änderungen tatsächlich auf die Fotos an und speichert sie gemäß den EInstellungen. [Foto: MediaNord ]
Klickt man im rechten Bereich rechts vom "Q" auf den kleinen Koffer mit dem Haken, gelangt man zu den Voreinstellungen und Stilen. Hier liefert Capture One bereits einige mit, es lassen sich aber auch ganze Pakete von Stilen kaufen oder selbst Anpassungen erstellen. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um Effekte, um Fotos einen bestimmten Stil zu geben, beispielsweise mit Schwarzweiß oder Filmkorn etc.
Capture One bietet noch zahlreiche weitere Tools zur Korrektur von Objektivfehlern, Anpassungen anhand des Histogramms etc., auf die wir an dieser Stelle nicht weiter eingehen. Hier kann man sich einfach ein wenig durchprobieren, die (leider nur englische) Hilfefunktion benutzen oder sich Tutorial-Videos (ebenfalls in englischer Sprache) anschauen, die Phase One in seinem YouTube-Kanal anbietet. Die Videos haben wir am Ende verlinkt und das Einsteiger-Tutorial in Capture One Express kann unten direkt angeschaut werden. Wer sich ausführlicher mit Capture One 20 auseinandersetzen möchte, kann auch auf ein deutschsprachiges Buch aus dem Rheinwerk-Verlag zurückgreifen, das wir ebenfalls unten verlinkt haben.