Rubrik: Zubehör
Günstiger Einstieg in die Makrofotografie mit Zwischenringen
2012-04-23 Nahezu jeder Fotointeressierte wird früher oder später auf das Thema Makrofotografie stoßen. An diesem Punkt sollte man sich entweder sehr sicher sein, ob man sein Budget mit dem Kauf eines Makrobjektivs strapaziert oder ob man sich nach kostengünstigeren Alternativen umsieht. Zu diesen Alternativen gehört auch der zu Unrecht fast immer verschwiegene Zwischenring. Zwar ist ein Zwischenring, wie alle günstigen Alternativen zum Makroobjektiv, davon entfernt perfekt zu sein, aber er ermöglicht Nahaufnahmen mit den vorhandenen Objektiven. Was es beim Einsatz von Zwischenringen zu beachten gibt, haben wir in diesem Fototipp zusammengetragen. (Harm-Diercks Gronewold)
Doch welche Möglichkeit gibt es kostengünstig und qualitativ hochwertige Makroaufnahmen zu machen? Der einfachste und günstigste Weg ist die Nahlinse beziehungsweise der Achromat. Da die Nahlinse und der Achromat optische Linsen sind, werden hier optische Fehler ins Bild transportiert. Die nächste Möglichkeit ist der Retroring, der es erlaubt ein Objektiv falsch herum auf seine Kamera zu montieren. Welche Auswirkungen das hat, ist in einem weiteren Fototipp zu lesen (siehe weiterführende Links). Bei einem Retroring ist es allerdings so, dass einige Objektive wegen ihrer Bauform nicht geeignet sind.
Doch wie funktioniert ein Zwischenring, schließlich besitzt er keine Linsen oder ähnliches? Da der Zwischenring, wie das Wort schon sagt, zwischen Objektiv und Kamera montiert wird, verändert er die Bildweite – und zwar so, dass die Naheinstellgrenze des Objektivs unterschritten werden kann. Allerdings gibt es auch hier einige Fallstricke. So ist es nicht ratsam, eine Objektivbrennweite zu benutzen, die wesentlich kleiner ist als die Gesamtlänge der eingesetzten Zwischenringe. Andernfalls kann der der Schärfenpunkt in das Objektiv wandert, womit man fotografisch damit nicht sonderlich viel anfangen kann. Auch sollte man die Lichtsetzungsproblematik beachten, welche entsteht, wenn die Naheinstellgrenze soweit unterschritten wird, dass das Objekt an die Frontlinse stößt. Allerdings muss man im Hinterkopf behalten, dass sich nicht nur die Naheinstellgrenze verringert, sondern auch die als "unendlich" bezeichnete maximale Fokussierungsgrenze des Objektivs. Beim Einsatz von Zwischenringen muss man sich bewusst machen, dass die Auflösung des Objektivs abnimmt, da sich der Bildkreis vergrößert.
Mit wenigen mathematischen Berechnungen lässt sich das auch ganz gut darstellen. So ist der Abbildungsmaßstab recht einfach zu errechnen. Dazu benötigt man die Objektivbrennweite und die Verlängerung des Zwischenrings. Nun dividiert man die Verlängerung des Zwischenrings durch die Brennweite und erhält so den Abbildungsmaßstab. Besitzt man beispielsweise einen Zwischenring mit 56 Millimeter und ein Objektiv mit 28 Millimeter, dann ist der Abbildungsmaßstab 2:1 (56:28). Der Abbildungsmaßstab hängt nicht vom verwendeten Aufnahmesensor ab.
Den Lichtstärkenverlust in Blendenstufen kann man mit Hilfe der Formel auf der rechten Seite berechnen. Dazu benötigt man lediglich die Höhe des Zwischenrings und die Brennweite sowie einen wissenschaftlichen Taschenrechner. Im obigen Beispiel würde der Lichtverlust knapp drei Blendenstufen betragen: log2(1+(56:28))²=2,51.
Zusammengefasst heißt das also, dass bei Einsatz von Zwischenringen bei Verlängerung der Brennweite der Vergrößerungsfaktor geringer wird, dafür erhöht sich auch der Objekt-Kamera-Abstand. Wird die Brennweite geringer, dann vergrößert sich der Vergrößerungsfaktor und der Abstand von Kamera zum Objekt sinkt. Wer nun keine Lust hat sich die ganze Mathematik zu verinnerlichen, der kann sich auch einfach sein Stativ und Fernauslöser schnappen, die Zwischenringe montieren und loslegen, um seine eigenen Erfahrungen zu machen und das ganze von der praktischen Seite anzugehen.
Für diesen Fototipp haben wir eine Micro-Four-Thirds-Kamera, ein 14-140-Millimeter-Objektiv und einen Kenko Zwischenringsatz mit 10 und 16 Millimeter benutzt. Der Vorteil dieses Zwischenringsatzes ist die volle Unterstützung von Automatikfunktionen. Zwischenringe ohne Automatikfunktion (oder die flexible Variante in Form eines Balgengeräts) gibt es für zuweilen richtig wenig Geld. Jedoch sollte man sich sicher sein, dass das einzusetzende Objektiv eine echte mechanische Blendeneinstellung und Fokussierung besitzt. Darüber hinaus muss die eigene Kamera noch mit der sogenannten Arbeitsblende arbeiten können. Als Zubehör empfehlen sich ein Stativ, ein Fernauslöser und bei hohen Abbildunsmaßstäben auch ein Einstellschlitten. Zur Beleuchtung können kleine Reflektoren oder Makroblitze eingesetzt werden.