Rubrik: Video
Hintergründe und Anwendung von verlustfreiem Videofilmschnitt
2009-05-18 Kleine Videofilme zeichnet inzwischen jede kompakte Digitalkamera und sogar manche DSLR auf. Die Videoformatwahl ist dabei sehr unterschiedlich. Oft ist aber die interessante Szene kürzer als das ganze Video, und man möchte diese herausschneiden, ohne gleich eine umfangreiche (und teure) Schnittsoftware zu installieren. Vor allem aber möchte man eine verlustbehaftete Neukomprimierung der Videos vermeiden. Hier hilft das einfache und kostenlose Tool VirtualDub. (Benjamin Kirchheim)
Die einfachste und bisher noch gängigste Videokomprimierung bei Digitalkameras ist Motion-JPEG – egal ob im Quicktime (MOV)- oder AVI-Containerformat. Dabei werden die Einzelbilder als JPEG komprimiert und zusammen mit dem Ton einfach hintereinander in einem Stream abgelegt. Das kostet viel Speicherplatz, die Qualität ist mäßig, das Format ist veraltet. Aber so komprimierte Videos lassen sich leicht und an jeder beliebigen Stelle verlustfrei schneiden.
Bei modernen Videoformaten sieht das anders aus. Am weitesten verbreitet ist hier MPEG, von den verschiedenen MPEG-Varianten wiederum inzwischen MPEG-4. Das Format definiert nur die Rahmenbedingungen, es gibt verschiedene MPEG-4-Formate wie bspw. DivX oder H.264. Aber auch das AVCHD-Format, das in Camcordern als Quasi-Standard und bei einigen neuen Panasonic Digitalkameras (FT1, TZ7 und GH1) zum Einsatz kommt, basiert auf MPEG-4. Als Containerformat dienen meistens weiterhin AVI und MOV, aber auch MP4 ist verbreitet.
Das Besondere an den modernen Videoformaten wie MPEG ist, dass sie bei guter Qualität einen wesentlichen Teil der Speicherkapazität einsparen. Das geschieht durch eine effizientere Komprimierung der Einzelbilder, vor allem dadurch, dass keine Vollbilder mehr gespeichert werden, sondern nur Differenzbilder zum vorigen oder zum vorigen und nachfolgenden Bild. Ab und zu müssen aber auch mal Vollbilder, so genannte I-Frames oder Key-Frames, eingestreut werden. Beim Schneiden solcher Filme ergeben sich dadurch allerdings Probleme, denn bei einem herausgeschnittenen Stück muss der neue Anfang der Sequenz mit einem Key-Frame starten, sofern man nicht aufwendig (und verlustbehaftet) neu komprimieren möchte.
Wer mit seiner Digitalkamera nur ab und zu kleine Filmsequenzen aufnimmt, möchte sich vielleicht nicht mit aufwendigen und z. T. teuren Videoschnittprogrammen beschäftigen. Wer genügsam ist, dem reicht es, ungewollte Sequenzen aus dem Video herauszuschneiden, vor allem an Anfang und Ende der Videoszene. Eine kostenlose Software dafür ist VirtualDub, die für einfache, lineare Videobearbeitung programmiert wurde. Sie verarbeitet allerdings nur AVI-Dateien. Je nach Format ist aber eine verlustfreie Konvertierung von MOV- und MP4-Dateien ins AVI-Format möglich (siehe Fototipp in den weiterführenden Links). Damit VirtualDub auch verschiedene Komprimierungen versteht, empfiehlt sich die Installation von weiteren Codecs, durch die dann auch der Windows MediaPlayer und andere Programme mehr AVI-Komprimierungen lesen bzw. wiedergeben können (siehe weiterführende Links).
In VirtualDub braucht man nur sein Video öffnen (Menü "File", Menüpunkt "Open video file"), das dann links im Hauptfenster erscheint. Darunter ist die Zeitleiste angeordnet, in der man vor- und zurückspulen oder an bestimmte Stellen im Film springen kann. Wichtig ist dabei die Funktion, zum nächsten oder vorigen Key-Frame zu springen (der Pfeil mit dem Schlüssel). So ist man sicher, den Film an Stellen zu schneiden, wo es auch vernünftig funktioniert. Mit den beiden blauen Pfeilen ganz rechts unter der Zeitleiste definiert man Start und Ende einer Markierung. Klickt man auf einen dieser Pfeile, wird die aktuelle Stelle, an der sich der Cursor in der Zeitleiste befindet, als Anfang oder Ende definiert. Auf diese Weise markiert man sich nun den ersten Block eines Videos, den man herausschneiden möchte, und drückt anschließend die Entfernen-Taste (Entf. oder Del) auf der Tastatur, womit das markierte Stück der Videosequenz gelöscht wird (keine Angst, es wird noch nichts auf die Festplatte geschrieben und das Original bleibt sowieso erhalten). Wichtig ist es, vor dem Setzen der Markierungen immer den Cursor mittels der entsprechenden Knöpfe auf den nächsten oder vorigen Key-Frame zu platzieren.
Hat man sich sein Video zurechtgeschnitten und möchte es speichern, wählt man zuerst im Menü "Video" den Punkt "Direct stream copy" aus, der bewirkt, dass der Videostream direkt, also ohne Neukomprimierung, in die Ausgabedatei geschrieben wird, wobei die eben markierten und gelöschten Sequenzen ausgelassen werden. Anschließend wählt man im Menü "File" den Punkt "Save as AVI" und sucht sich den Speicherplatz und den Namen der geschnittenen Videodatei aus. Das Speichern geht dabei recht schnell, da der Computer keine komplizierten Neuberechnungen ausführen muss. Diese Art des Videoschnitts funktioniert also auch gut mit weniger leistungsstarken Computern, auf denen eine richtige Schnittsoftware gar nicht sinnvoll einsetzbar wäre.