Rubrik: Bildbearbeitung
Histogramm und Tonwertkorrektur – Teil 3
2006-04-24 Bei der Behandlung falsch belichteter und/oder farbstichiger Aufnahmen muss man sich nicht allein auf sein Fingerspitzengefühl oder die Automatikfunktionen von Photoshop bzw. Photoshop Elements verlassen (siehe zweiten Teil dieses Beitrags, weiterführende Links unten). Beide Programme bieten nämlich ausgefeilte Messwerkzeuge, mit denen die Dosis der Korrekturen punktgenau festgelegt werden kann. Weiterhin problematisch ist allerdings, dass sich die Tonwertkorrektur auf das ganze Bild auswirkt. Sind minimal-invasive Eingriffe in ausgewählte Bildpartien gefragt, dann hilft eine Ebenenmaske auf der Korrekturebene weiter. (Martin Vieten)
Dass unser Beispielfoto zu dunkel geraten ist und überdies noch einen Blaustich aufweist, erkennt auch der weniger erfahrene Bildbearbeiter auf einen Blick. Doch wie sollen hier die Mittel zur Korrektur der Fehler richtig dosiert werden? Dabei helfen die Pipetten im Dialog "Tonwertkorrektur". Ein Klick mit der Pipette "Weißpunkt setzen" auf eine helle Stelle – und schon hebt Photoshop alle Pixel mit dieser Helligkeit auf reines Weiß an. Bildpartien, die dunkler sind, werden dabei ebenfalls aufgehellt. Doch Vorsicht: Auch Partien, die heller als die gemessene Stelle sind, werden zu reinem Weiß und damit beschnitten. Es kann also zu ausfressenden Lichtern kommen.
Finden sich nur wenige Spitzlichter in einer Aufnahme, die zudem nicht in motiv-wichtigen Bildpartien vorkommen, ist die Weißpunktpipette ein ideales Instrument, um die gewünschte Dosis der Tonwertkorrektur festzulegen: Klicken Sie auf die Bildpartie, die gerade noch minimale Zeichnung im Weißen behalten soll. In unserem Beispiel haben wir die sonnenbeschienene Satellitenschüssel gewählt. Dass dabei der weiße Kirchturm im Hintergrund an Zeichnung verliert, ist verschmerzbar. Genau umgekehrt funktioniert die Pipette für den Schwarzpunkt: Mit ihr wird festgelegt, welcher Helligkeitswert auf reines Schwarz abgesenkt werden soll. Dieses Instrument eignet sich nicht nur zur Korrektur (leicht) überbelichteter Aufnahmen – auch flaue Scans gewinnen damit deutlich an Brillanz.
Zur grauen Pipette greift man, um den Neutralpunkt in der Tonwertkorrektur festzulegen. Das heißt, die mit "Mitteltöne setzen" ausgewählten Pixel werden auf "neutralgrau" eingestellt – alle anderen Farben passt Photoshop bzw. Photoshop Elements entsprechend an. Damit ist die graue Pipette das ideale Mittel, um einen Farbstich aus einer Aufnahme zu eliminieren; oder aber, um einem Foto gezielt eine wärmere oder kühlere Stimmung zu verleihen – abhängig davon, welche Bildpunkte mit "Mitteltöne setzen" angeklickt werden. Eine gute Anlaufstelle für "Mitteltöne setzen" sind Schatten auf neutralem Untergrund im Motiv. Wer auf Aufnahmen mit absolut neutraler Farbwiedergabe Wert legt, fotografiert eine Grautafel mit. Dann genügt ein Klick mit der Mittelton-Pipette auf die Grautafel im Foto, und alle Farben sitzen perfekt.
Die Wirkungsweise der Pipetten lässt sich in Photoshop exakt vorgeben. Soll etwa "Mitteltöne setzen" kein neutrales Grau, sondern einen etwas wärmeren Farbton erzeugen? Dazu genügt ein Doppelklick auf das Werkzeug im geöffneten Dialogfenster "Tonwertkorrektur". Es erscheint der "Farbwähler" – standardgemäß ist hier für RGB jeweils "128" eingetragen – ein neutrales Grau. Wird nun der Wert für "Rot" etwas erhöht (zum Beispiel auf "132"), betont die Pipette "Mitteltöne setzen" Rot etwas stärker – und schon bekommt das Bild eine wärmere Stimmung.
Wer sich für die Pipetten als Diagnose- und Therapieform entscheidet, sollte die richtige Reihenfolge beachten: Zuerst wird immer die Belichtung korrigiert, und dann steht die Behandlung der Farbwiedergabe an. Die in der Tonwertkorrektur zuletzt gewählten Einstellungen lassen sich übrigens blitzschnell auf ein anderes Foto anwenden – mit der Tastenkombination [Strg]+[Alt]+[L].
Bei allen Finessen, die in der Tonwertkorrektur stecken – der Befehl bearbeitet alle Pixel eines Bildes gleichermaßen. Das kann mitunter unerwünschte Nebenwirkungen hervorrufen. Manchmal sind es ja nur bestimmte Bildausschnitte, die einer Behandlung bedürfen oder gezielt von der Therapie ausgenommen werden sollen. In solch schwierigen Fällen hilft eine Ebenenmaske auf der Korrekturebene "Tonwertkorrektur" weiter. Diese Ebenenmaske legen Photoshop und Photoshop Elements standardmäßig mit der Einstellungsebene an – sie ist allerdings komplett weiß. Das heißt: Die Dosis der Tonwertkorrektur ist auf das gesamte Bild zu 100 Prozent wirksam. Schwarze Pixel auf der Einstellungsebene sind das Gegenmittel: Sie sorgen dafür, dass an diesen Stellen die Einstellungsebene nicht wirkt. Beträgt die Helligkeit von Pixeln auf der Einstellungsebene "128", begrenzen sie die Wirkung der Tonwertkorrekt um genau 50 Prozent. Ein Verlauf von Weiß nach Schwarz auf der Ebenenmaske sorgt dafür, dass sich die Korrektur allmählich von der vollen Wirksamkeit bis auf keine Wirkung abschwächt.
Soll die Tonwertkorrektur nur auf bestimmte Bildteile einwirken, wählt man diese zunächst aus. Wird jetzt eine Einstellungsebene "Tonwertkorrektur" angelegt, so sind in der dazugehörenden Ebenenmaske die zuvor ausgewählten Bildpartien weiß, die anderen schwarz. Bei diesem "chirurgischen" Eingriff kann es mitunter zu hässlichen Übergängen zwischen korrigierten und unkorrigierten Bildpartien kommen – diese lassen sich vermeiden, indem man die Auswahl mit einem weichen Rand versieht. Noch detaillierter fällt die Korrektur aus, wenn die Ebenenmaske weiter bearbeitet wird. Pinsel und Radiergummi mit unterschiedlicher Deckkraft modellieren ganz gezielt Bildpartien aus dem Korrekturbereich heraus – oder fügen sie hinzu.