Rubriken: Aufnahmeeinstellungen, Zubehör
Infrarotaufnahmen mit Digitalkameras
2004-09-06 Infrarotfotografie nimmt nicht etwa Wärmebilder auf. Vielmehr wird das sichtbare Licht gesperrt und nur der Infrarotanteil aufgenommen. Dabei tritt ein ganz spezieller Effekt auf, der Woodeffekt genannt wird. Das Blattgrün reflektiert den Infrarotanteil des Sonnenlichts besonders stark, so dass es weiß erscheint. (Benjamin Kirchheim)
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Infrarotaufnahme des
digitalkamera.de-Users
"Jellybaby". Der Woodeffekt ist sehr schön an den
weißen (lila) Blättern zu sehen
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Um Infrarotaufnahmen (IR) machen zu können, müssen ein paar
Voraussetzungen erfüllt sein: Zum einen wird ein spezieller Filter
benötigt, der das sichtbare Licht bis etwa 700-800 nm Wellenlänge sperrt,
z. B. der Hoya R72 oder Heliopan 780. Einen solchen Filter kann man sich
auch selbst bauen: Man verwendet einfach ein unbelichtetes, aber
entwickeltes Dia. Zum anderen muss die Digitalkamera infrarotempfindlich
sein. Dies trifft zwar generell auf alle Aufnahmechips zu, aber die
meisten Hersteller verbauen in ihren Kameras Filter, die das Infrarotlicht
sperren sollen, weil dies bei normaler Fotografie unerwünscht ist. Je
nachdem, wie stark dieser Filter ausfällt, sind Infrarotaufnahmen trotzdem
mehr oder weniger gut möglich – als erster Test auf IR-Tauglichkeit kann
eine einfache Infrarotfernbedienung herangezogen werden. Ist die LED der
Fernbedienung beim Betätigen eines Knopfes bei der Livebild-Vorschau auf
dem Kameradisplay zu sehen, dann besteht eine Chance für
Infrarotaufnahmen. Als letztes braucht man noch starkes Sonnenlicht,
möglichst von der Seite oder von hinten (damit viel Infrarotlicht vom
Motiv reflektiert wird) und natürlich eine schöne Landschaft.
Bei Infrarotaufnahmen ist oft mit vorgeschraubtem Infrarotfilter auf dem
Kameradisplay nur noch wenig zu erkennen; auch der Autofokus könnte
versagen. Der starke Sperrfilter der Kamera kann außerdem der Grund dafür
sein, dass lange Belichtungszeiten erforderlich sind. Es gelten also die
Bedingungen für Langzeitbelichtungen, es wird daher unter anderem oft ein
Stativ benötigt. Die Kamera sollte möglichst über manuelle
Einstellungsmöglichkeiten für Fokus und Belichtung verfügen, auch eine
manuelle Weißabgleichseinstellung ist sinnvoll.
Die resultierenden Aufnahmen weisen oft einen Rot- oder Magentastich auf,
das liegt an dem vorgeschraubten Infrarotfilter, der einige Rot-Töne nicht
ganz sperrt. Hier hilft ein manueller Weißabgleich oder die Einstellung auf
den Schwarzweiß-Aufnahmemodus der Kamera. Per EBV (elektronischer
Bildverarbeitung) lassen sich die Bilder ebenfalls bearbeiten.
Besonders gut für Infrarotaufnahmen sind einige Sony-Kameras geeignet,
bei denen der eingebaute Infrarot-Sperrfilter weg geklappt werden kann. Das
trifft z. B. auf die F707, F717, F828 und V1 zu – alles Kameras, die
Nightframing beherrschen. Hierbei ergeben sich aber noch andere Probleme, da
in diesem Modus die Belichtungszeiten beschränkt sind, so dass man bei
diesen Modellen oft noch einen Graufilter benötigt. Vollends ungeeignet sind
dagegen z. B. die Minolta D7Hi, A1 und A2, da hier ein IR-Sperrfilter fest
verbaut wurde, der bei Infrarotaufnahmen einen hellen Fleck in der Mitte des
Bildes produziert. Geeignet sind wiederum folgende Kameras: Canon Powershot G3,
G4, G5. Minolta Dimage Z1 und Z2, Panasonic FZ10, Olympus C-750 Ultra Zoom
und noch viele andere.
Ein Blick in die digitalkamera.de-Galerie lohnt sich; unser dort
ausgewähltes Bildbeispiel stammt von User Jellybaby. Mit dem Suchbegriff
"Infrarot" findet man dort noch weitere schöne Ergebnisse. Auch der
Austausch mit anderen Benutzern über das Forum hilft bei der Frage nach der
Eignung der eigenen Digitalkamera für Infrarotaufnahmen weiter.