Rubrik: Zubehör
Kaufberatung: Welcher Fotorucksack passt perfekt zu meiner Ausrüstung?
2015-04-20 Besitzer von Systemkameras sammeln im Laufe der Zeit eine ordentliche Anzahl an Ausrüstungsgegenständen zusammen. Von diversen Wechselobjektiven über den externen Systemblitz, Ersatzspeicherkarten und Vorsatzfilter bis hin zum externen Mikrofon, etc. will alles gut verstaut werden. Da dies meist viel Gewicht bedeutet bieten sich Fotorucksäcke als ideales Transportmittel an. Aber auch hier gibt es Unterschiede. Reicht ein Slingrucksack mit nur einem diagonal verlaufenden Gurt oder muss es der Überflieger-Outdoorrucksack sein, der auch beim Klettern mit in die Steilwand kann? Dieser Fototipp stellt die wichtigsten Ausstattungsdetails von Fotorucksäcken in einer Kaufberatung zusammen. (Daniela Schmid)
Der Clik Elite Stratus ist eine Fotorucksack für Trekkingtouren. Mit ihm kann man sogar in der Steilwand fotografieren, da sein Hüftgurt eine Sicherung für die Kamera bietet. [Foto: Clik Elite]
Die Lüftungskanäle im Rückenteil des Vanguard Up-Rise II 34 ermöglichen eine optimale Belüftung des Rückens. Man kommt damit nicht so schnell ins Schwitzen wie bei anderen Rucksäcken. [Foto: Vanguard]
Beim Lowepro Orion DayPack 200 gehört das Unterteil der Fotoausrüstung. Zum einfachen Zugang wird das Oberteil einfach nach hinten weggeklappt. [Foto: Lowepro ]
Der Vanguard Up-Rise II 43 verfügt über eigens konstruierte Schnallen, die schneller zu öffnen sind als herkömmliche Klickverschlüsse. Wer es beim Öffnen des Rucksacks eilig hat, sollte beim Kauf auf solche Schnellverschlüsse achten. [Foto: Vanguard]
Passt die Ausrüstung nicht rein, taugt der ganze Rucksack nichts. Denn dass man seine Kamera plus alle Zubehörutensilien unterbringen kann, ist die allererste Voraussetzung für den Kauf eines Fotorucksacks. Um das zu ermitteln hilft eine sogenannte Taschenmatrix, die viele Hersteller auf ihren Websites anbieten. Man gibt einfach seine Kamera ein und – zack – sagt einem die Seite, was man kaufen soll. Gibt es diese Zaubermatrix nicht, muss man in den technischen Daten nachlesen. Um eine Vergleichbarkeit zu schaffen, haben wir in der Redaktion bei allen von uns getesteten Rucksäcken ein Litervolumen ermittelt. Von 6,5 bis 15 Liter war alles dabei, wobei die sechs bis sieben Liter nur wenig mehr reinpasst als in reguläre Schultertaschen. Bei 15 Liter kriegt man schon eine Profiausrüstung unter, Treckingrucksäcke zum Beispiel von Clik Elite bieten da noch mehr Volumen. Hat man also ermittelt, wie groß die Ausrüstung ist und welche Rucksäcke in Frage kommen, muss man sich zwischen zwei Konzepten entscheiden. Sling-Rucksäcke bieten nur einen diagonal von der rechten Schulter zur gegenüber liegenden Hüfte verlaufenden Tragegurt. Der Vorteil dabei ist, dass man so blitzschnell den Rucksack vom Rücken vor den Bauch ziehen kann und ohne Absetzen des gesamten Rucksacks zum meist seitlich gelegenen Kamerafach Zugang hat. Der Nachteil dieses Systems ist das Gewicht. Je schwerer die zu tragende Ausrüstung, desto stärker wird der Druck auf der Trageschulter. Viele Modelle wie der Hama Katoomba 170RL oder der Tamrac Evolution 8 bieten deshalb einen optionalen zweiten Gurt an. Damit kann der jeweilige Rucksack sowohl in der klassischen Variante als auch als Sling-Rucksack getragen werden.
Mit den Schlagworten Schulterbelastung und optimale Gewichtsverteilung gelangt man schnell zum nächsten wichtigen Punkt, den man beim Kauf eines Rucksacks beachten sollte: den Tragekomfort. Eine gute Polsterung ist unabdingbar, sowohl an den Gurten als auch im Rückenbereich. Zudem sollte der Rücken über Lüftungskanäle verfügen, damit das Tragen der Tasche nicht so schweißtreibend wird. Ein gutes Beispiel dafür sind die Modelle von Vanguard. Gute Polster haben inzwischen die meisten Rucksäcke, bei den zusätzlichen Stützgurten im Hüft- oder Brustbereich sieht es damit allerdings weniger gut aus. Ein Hüftgurt, der an den Seiten nicht gepolstert ist, taugt nichts und ein Brustgurt sollte zumindest höhenverstellbar sein um ein angenehmes Tragegefühl zu vermitteln. Rucksäcke ohne diese zusätzlichen Stützgurte sollte man nicht in Erwägung ziehen. Die Gewichtsverteilung erfolgt nur optimal, wenn ein Teil der Tragelast auf die Hüften gelegt werden oder ein Abrutschen der Schultergurte mit einem Brustgurt verhindert werden kann. Wer das Tragesystem nicht optimal auf die eigene Körpergröße einstellen kann, sollte den betreffenden Rucksack nicht kaufen.
Auf den ersten Blick mag die Innenfarbe des Vanguard Up-Rise II 43 schrill wirken. Die grelle Farbe erleichtert einem aber das Auffinden von (meist schwarzen) Zubehörteilen. Eine durchaus durchdachte Farbwahl. [Foto: Vanguard]
Verstekckte Details wie die Erweiterung des Innenraums beim Vanguard Up-Rise II 43 helfen in der Praxis weiter. [Foto: Vanguard]
Zubeörtaschen mit Reißverschlusss und durchsichtigem Plastik sind ideal, da sie die Ausrüstung schützen und gleichzeitig eine gute Übersicht ermöglichen wie hier beim Tamrac Evolution 8. [Foto: Daniela Schmid]
Der Tamrac Evolution 8 ist ein sehr durchdachter Rucksack. Jeder Platz ist genutzt und es gibt viele nützliche Details. [Foto: Daniela Schmid]
Wird ein Rucksack oft auf dem Boden abgestellt, bewährt sich eine Gummierung des Bodens, die einfach abgewischt werden kann, wenn es mal schlammig wird. [Foto: Cullmann]
Flexibilität und Anpassbarkeit sind nicht nur beim Tragesystem von Vorteil. Auch der Innenraum sollte entsprechend frei gestaltbar sein, bzw. auf mehrere Aufnahmesituationen hin angepasst werden können. Mal braucht man vielleicht nur ein Zusatzobjektiv, mal sind es drei. Die Inneneinteilung sollte mit Klettelementen heraustrennbar sein und sich der Größe der einzelnen Zubehörteile anpassen können. Ein Kamerafach ist meistens festgelegt, aber auch hier hilft es, die Unterteilung herausnehmen zu können. Lässt sich der Innenraum zu einem großen Fach umbauen, kann der Fotorucksack auch mal zweckentfremdet werden und einen zum Beispiel zum Schwimmen begleiten. Wer mit vollem Equipment auf Reisen geht, ansonsten aber nicht so einen riesigen Rucksack benötigt, dem kann ein System mit Zusatztaschen helfen. Der Tamrac Evolution 8 ist beispielsweise mit zusätzlichen Schlaufen und Objektivköchern erweiterbar, die bei Nicht-Gebrauch einfach zuhause bleiben.
Um allen Situationen, auch auf Reisen und bei rauer Witterung, gewachsen zu sein, muss das Rucksackmaterial entsprechend robust sein. Das bedeutet zum einen wasserabweisende Oberflächen und zum anderen abriebfeste Stoffe, die nicht gleich faserig oder rauh werden, nur weil man sie etwas schwungvoller auf einem rauen Untergrund abgestellt hat. Namhafte Hersteller wie Manfrotto, Vanguard, Cullmann oder Lowepro lassen in dieser Hinsicht wenig Kritik aufkommen. Lediglich bei der Stärke der Innenpolsterung gibt es Unterschiede und bei manchen Taschen hakeln die Reißverschlüsse. Etwas unauffälliger aber nicht weniger von Bedeutung ist das Material der Zubehörtaschen. Viele Hersteller verwenden Netztaschen, die zwar einen guten Überblick auf Speicherkarten und Co. gewähren, aber auch Dreck durchlassen und bei Kabeln usw. hakelig sing. Besser geeignet im Hinblick auf Übersicht und Schutz sind Taschen mit durchsichtigen Sichtfenstern zum Beispiel aus Plastik (das allerdings unter Umständen eine schlechtere Langzeithaltbarkeit haben oder zerkratzen kann). Sind die Fächer dicht und dann noch mit festen Reißverschlüssen versehen, muss man sich um die Sicherheit des Akkus oder der Speicherkarte keine Gedanken machen. Sichert dagegen nur ein Gummizug die Zubehörfächer, rutscht gerne mal was heraus, was eigentlich in der Tasche bleiben soll – gerade Kleinteile gehen dann leicht verloren.
Neben der Fotoausrüstung sollte man auch seine persönlichen Bedürfnisse nicht vergessen. Ein Platz für die Trinkflasche sollte bei jedem Rucksack vorgesehen sein. [Foto: Vanguard]
Beim Tamrac Evolution 8 lässt sich ein relativ großes Stativ bequem in der Rucksackmitte tragen. Wer auf Fototouren nicht ohne Stativ auskommt, muss beim Kauf auf dieses wichtige Detail achten. [Foto: Daniela Schmid]
Der Cullmann Protector CrossPack 450 ist ein Beispiel für den extremen Schutz der Ausrüstung. Seine Polsterung wird auch für Protektoren beispielsweise bei Motorradkleidung verwendet. [Foto: Cullmann]
Für den Sling-Rucksack Hama Katoomba 170RL gibt es einen optionalen zweiten Gurt, der ihn in einen regulären Rucksack verwandelt. [Foto: Hama]
Apropos Zubehör: Heute gehört ein Laptop oder zumindest ein Tablet bei jedem Fotograf zur Ausrüstung. Viele Rucksäcke, die schon längere Zeit auf dem Markt sind, verfügen noch nicht über ein entsprechendes Fach, das übrigens auch gut Zeitschriften und andere größere Schriftstücke aufnimmt. Auch für Smartphones und Geldbeutel findet sich nicht immer die ideale und vor allem sichere Verstaumöglichkeit. Wer mit viel Stativeinsatz arbeitet, darf auch hierfür eine Befestigung nicht aus den Augen verlieren. Bequem tragen lässt sich ein schweres Stativ am besten in der Rucksackmitte mit dem Füßen sicher in einer eigenen Tasche ruhend. Die meisten Modelle bieten hier nur eine seitliche Befestigung. Das ist für leichte Reisestative oder Monopods ok, werden die Stative größer und professioneller, sollte auch darauf ein größeres Augenmerk gerichtet werden.
Eine Regenhülle sollte in unseren Breiten zur Grundausstattung gehören. Ist sie wie beim Kata 3N1-22 DL verkehrssicher auffällig, erhöht das die eigene Sicherheit z. B. bei Wanderungen an Landstraßen. [Foto: Manfrotto Distribution]
Der Kata 3N1-22 DL verfügt praktischerweise über eine Schlaufe für den Transport auf einem Trolley. Solche kleinen Details mögen beim Kauf unwichtig erscheinen, sie bewähren sich aber in der täglichen Fotopraxis. [Foto: Manfrotto Distribution]
Ein Fach für das Tablet sollte heutzutage bei keinem Rucksack mehr fehlen. [Foto: Manfrotto Distribution]
Setzt man die Sicherheit der Ausrüstung einem schnellen Zugriff zumindest auf die Kamera entgegen, so gerät man schnell in eine Zwickmühle. Bei teurer Ausrüstung kommt der Diebstahlschutz ins Spiel. Aber: Ist eine Kamera gut gesichert, kommt man unter Umständen selbst nur sehr schwer dran, was wiederum den Arbeitsfluss stört. Es gibt Lösungen, die beiden Ansprüchen gerecht werden. Achtet man auf ein unauffälliges Äußeres des Rucksacks, hat man schon viel gewonnen. Sieht er nicht aus wie ein typischer Fotorucksack und schreit allen entgegen „Hier ist eine teure Kamera drin“, fällt er auch Dieben nicht so schnell ins Auge. Bewährt haben sich außerdem Reißverschlüsse, die abgedeckt werden können, Verschlüsse nahe am Rücken und Rückentaschen, bzw. Zugang zur Kamera über den Rücken oder wie bei Slingrucksäcken über die Seite. Wer den passenden Rucksack gefunden hat, ihn aber für Langfinger zu leicht zugänglich findet, der kann sich mit zusätzlichen Accessoires behelfen, z.B. von Pacsafe. Diese auf diebstahlsicheres Gepäck spezialisierte Firma bietet Netze an, die über Rucksäcke gestülpt werden können und mit denen sich Rucksäcke sicher irgendwo befestigen lassen, so dass sie keiner mitnehmen kann. Die Kosten für diesen zusätzlichen Diebstahlschutz liegen bei rund 80 Euro. Zur sicheren Aufbewahrung der Ausrüstung gehört auch ein entsprechender Wetterschutz. Ohne eine Regenhülle sollte man mit Rucksack eigentlich nicht auf große Tour gehen. Falls Sie aber ein reiner Schönwetter-Fotograf sein sollten oder die Ausrüstung nur ein paar Meter vom Kofferraum zur Foto-Location tragen, können Sie darauf natürlich verzichten.
Fazit Fotorucksäcke sind sich in vielen Dingen ähnlich, der Teufel steckt im Detail. Da man mit einem Rucksack auf dem Rücken aber durchaus viele Kilometer zurücklegt, gilt es bei der Auswahl ganz besonders auf die persönlichen Bedürfnisse zu achten. Der Rucksack muss passen a) für die Ausrüstung und b) zum eigenen Körper. Und auch das Zubehör sollte nicht vernachlässigt werden. Im Internet hat man eine riesige Auswahl an Rucksäcken und eine ausführliche Recherche unter Einbeziehung von Testergebnissen lohnt sich. Aber: nur beim Ausprobieren erfährt man, wie schnell man die Kamera zücken kann und ob sich der Reißverschluss ruckelfrei ziehen lässt. Deshalb am besten zum Fachhändler oder mehrere Modelle zur Ansicht bestellen.