Rubrik: Bildbearbeitung
Komplexe Perspektiven mit ViewPoint 2 ausrichten
2013-10-07 ViewPoint 2 von DxO Labs ist eine umfassende "Werkzeugkiste" für Weitwinkelfotografen. ViewPoint 2 behebt Volumenfehler, beseitigt Objektivverzeichnungen und ist auch in der Lage, komplexe perspektivische Fehler in mehreren Ebenen zu vermindern. Dabei kann der Anwender weiterhin alle Aspekte der Korrektur beeinflussen und in der Intensität steuern. Wie man Fotos mit komplexen perspektivischen Fehlern ausrichtet und entzerrt, zeigen wir in diesem Fototipp. (Harm-Diercks Gronewold)
DxO ViewPoint 2 zeigt eine klar aufgebaute Arbeitsfläche und bietet erstmals die Möglichkeit, Bilder per optischem Modul zu entzerren. [Foto: MediaNord]
Durch verschiedenfarbige Messpunkte ist das Ausrichten selbst bei komplexen perspektivischen Korrekturen intuitiv. [Foto: MediaNord]
Nach dem Ausrichten bleibt es dem Anwender überlassen, ob er das fertige Bild ohne Beschnitt..... [Foto: MediaNord]
...oder zugeschnitten speichern möchte. [Foto: MediaNord]
Bei der Bildauswahl für ViewPoint 2 ist es sinnvoll, eine unbearbeitete Version des Bildes zu benutzen, da die Software aus den Exif-Daten wichtige Informationen für die Korrekturen entnimmt. Wird ein Bild ausgewählt, so analysiert ViewPoint 2 die Exif-Daten und kann so bestimmen, ob ein optisches Modul vorhanden ist und gegebenenfalls heruntergeladen werden muss, denn erstmals ist ViewPoint in der Lage; auf die optischen Module von DxO zurückzugreifen. Diese Module werden immer auf Bedarf vom DxO-Server abgerufen und lokal auf dem Computer gespeichert. Es kommt manchmal vor, dass die Exif-Daten nicht eindeutig sind, dann wird der Anwender in einem Menü aufgefordert, die Kamera-Objektiv-Kombination manuell auszuwählen. Dieser Schritt ist allerdings optional, bietet aber die besten Korrekturergebnisse. Wurde ein Modul erfolgreich in ViewPoint geladen, so korrigiert die Software automatisch das Foto. Der Anwender hat dennoch die Möglichkeit, die Stärke der Korrektur zu bestimmen, beispielsweise um den „Charakter“ des Objektivs zu erhalten. Wenn es kein optisches Modul für die Kamera-Objektiv-Kombination gibt, mit welcher das Bild fotografiert wurde, dann kann der Anwender kissen- und tonnenförmige Verzeichnungen manuell per Schieberegler korrigieren. Ist das verwendete Objektiv ein Fisheye gewesen, dann ist auch hier die Möglichkeit gegeben die Verzeichnung zu korrgieren.
Ist die Verzeichnung korrigiert, kann der Anwender die Volumenfehler beseitigen. Volumenfehler treten auf, wenn ein Objekt mit einem Weitwinkel fotografiert wird und das Objekt sich außerhalb der Bildmitte befindet. Dieses Objekt verliert seine Proportionen und gerade bei Personen oder geometrischen Objekten ist dies ein nicht gewollter Zustand. Wie auch bei ViewPoint 1 und 1.2 können diese Fehler mit der sphärischen und zylindrischen Funktion behoben werden. Auch hier greift DxO ViewPoint 2 wieder auf die Exif-Daten zurück, um eine automatische Einstellung vorzunehmen. Dem Anwender bleibt es aber überlassen, ob er „Finetuning“ per Schieberegler betreiben möchte oder nicht.
Die Möglichkeit perspektivische Unzulänglichkeiten im Foto zu korrigieren, gehen mit ViewPoint 2 in eine neue Dimension. Neben den aus ViewPoint 1 und 1.2 bekannten Funktionen horizontale oder vertikale Parallelen sowie horizontale und vertikale Parallelen gleichzeitig zu korrigieren, bringt ViewPoint 2 die Möglichkeit, komplexe Motive mit insgesamt acht Messpunkten zu versehen. Damit ist es möglich, in einem Bild vier Perspektivfehler in einem Rutsch gleichzeitig zu korrigieren. In unserem Beispielbild sollten die Fallrohre auf der rechten Seite möglichst gerade verlaufen. Aus diesem Grund wurden die Messpunkte hier am oberen und unteren Ende des Fallrohres platziert. Auf der linken Seite sollen die Gebäude ebenfalls korrekt ausgerichtet werden. Da hier die Basis für die Messpunkte sehr klein ist, kann die Lupe auf der rechten Seite der Arbeitsfläche optimal genutzt werden, da sie die exakte Positionierung erleichtert. Die unteren beiden roten Messpunkte haben wir zum Begradigen des Horizontes benutzt. Die oberen roten Messpunkte könnten ebenfalls zum „Begradigen“ einer weiteren horizontalen Ebene benutzt werden, dies ist in unserem Beispiel allerdings nicht notwendig und deshalb bleiben diese unangetastet. Mit der „Vorschau“ Schaltfläche kann man sich das Ergebnis nun ansehen, klickt man auf die „Anwenden“ Schaltfläche, dann wird das Bild den Vorgaben der Messpunkte entsprechend angepasst. Auch hier bietet ViewPoint wieder die Möglichkeit, das Ergebnis in der Intensität zu verändern, so dass sich ein plausibler Bildeindruck ergibt. Anzumerken ist, dass die „Zuschneiden“-Funktion per Grundeinstellung gesetzt ist. Möchte man nun sehen, wie stark das Bild verändert wurde, so reicht ein Klick auf den Haken vor der „Zuschneiden“-Funktion. Dies ist besonders dann wichtig, wenn man fehlende Bildteile durch eine Bildretusche per Bildbearbeitungssoftware später wieder hinzufügen möchte. Das Bild ist nun fertig und kann gespeichert oder, wenn ViewPoint 2 als Plugin benutzt wird, an die Bildbearbeitungssoftware übergeben werden.
Eine weitere sinnvolle Funktion versteckt sich leider unter einem viel zu kleinen Icon, welches auf der rechten Seite oberhalb der Korrekturfunktionen zu finden ist. Gerade diese Funktion ist für Anwender von ViewPoint 2 als Plugin von großem Nutzen, da sie die Möglichkeit bietet Einstellungen zu speichern. Dies hat den Vorteil, dass die Einstellungen immer wieder zur Verfügung stehen, wenn in der weiteren Bearbeitung in einer Bildbearbeitungssoftware auffällt, dass etwas an den Korrekturen besser hätte gemacht werden können. Werden die Einstellungen in ViewPoint 2 nicht gespeichert, so muss man wohlmöglich alle manuellen Einstellungen erneut vornehmen und das kostet Zeit und die Gefahr ist groß, dass sich andere Fehler einschleichen. Wichtig zu wissen ist, dass die Orginaldatei nicht angetastet wird und alle Korrektureinstellungen, selbst wenn diese gespeichert werden, nicht in dem Bild landen sondern in einer gesonderten Datei.
Eine weitere gelungene Funktion verbirgt sich hinter der glegentlich auftauchenden „Natural“ Schaltfläche. Betätigt man diese, so ändert sich die Intensität der jeweiligen Korrektur auf 75, was immer noch einer Korrektur entspricht, aber von unserem Gehirn nicht als unwirklich erkannt wird. Besonders bei stürzenden Linien wirkt eine vollständige Korrektur unnatürlich, was daran liegt, dass selbst das menschliche Auge stürzende Linien wahrnimmt.