Rubrik: Bildbearbeitung
LUT erzeugen und einsetzen mit Affinity Photo und Adobe Photoshop
2023-02-12 Im letzten Fototipp haben wir erklärt, was es mit Look up Tables, kurz LUT, in der Bildbearbeitung auf sich hat und welche Vorteile diese sehr universell einsetzbaren “Tabellen” mit sich bringen. In diesem Fototipp erklären wir, wie Sie LUTs in Affinity Photo 2 und Photoshop ganz leicht selbst erzeugen können. Außerdem erklären wir, wie Sie LUTs in den beiden Bildbearbeitungsprogrammen einsetzen. (Harm-Diercks Gronewold)
Um eine passende LUT zu erzeugen, müssen Einstellungsebenen eingesetzt werden, alle anderen Änderungen wie Retuschen finden nicht mit in die LUT. [Foto: MediaNord]
Wir haben Änderungen an der Gradation des Bildes vorgenommen. Dank Kanaltrennung lässt sich eine Einstellungsebene für jeden Kanal separat oder für alle Kanäle gleichzeitig durchführen. [Foto: MediaNord]
Haben Sie alle Änderungen vorgenommen, dann sind die Einstellungsebenen bei Affinity Photo 2 direkt an der Hintergrundebene untergebracht. Wir haben die Ebenen zur besseren Sichtbarkeit oberhalb der Hintergrundebene angeordnet. [Foto: MediaNord]
Egal mit welcher der Bildbearbeitungsprogramme Sie auch arbeiten, der Anfang ist bei beiden Programmen gleich. Als Basis dient am besten ein Rohdatenbild. Dieses bearbeiten Sie mit den entsprechenden Entwicklungsschritten, die Sie immer nutzen. Dabei sollten Sie darauf achten, dass das Bild farbneutral und korrekt belichtet ist. Ein LUT aus einem Bild mit Farbstich und/oder einer Über- oder Unterbelichtung zu erzeugen, ist nicht sinnvoll. Sie können auch andere Bildformate nutzen, aber das Rohdatenformat hat die meisten Vorteile.
Alternativ können Sie Ihr Bild auch in DxO PhotoLab, Capture One oder einem anderen Rohdatenkonverter entwickeln. Bitte bedenken Sie aber, dass Sie das Bild dann ohne JPG Kompression speichern. Eine hohe Farbtiefe schadet ebenfalls nicht.
Wenn Sie Ihr Bild farbneutral entwickelt haben, dann können Sie anfangen, das Bild nach Ihren Wünschen zu bearbeiten. Bitte beachten Sie dabei, dass Retuschen am Bild nicht mit ins LUT aufgenommen werden. Auch destruktive Bearbeitungen direkt auf der Pixelebene werden nicht ins LUT aufgenommen. Sie müssen also mit den nicht destruktiv arbeitenden Einstellungsebenen ihrer Software umgehen können.
Bei der Erstellung von LUTs kommen besonders die Gradationskurven zum Einsatz. Mit Ihnen lassen sich, wenn man das Prinzip von Gradationskurven verinnerlicht hat, nicht nur Farbstiche korrigieren (siehe weiterführende Links), sondern auch Farbtönungen erzeugen. Salopp gesagt sind Farbtönungen gewollte Farbstiche.
Durch die Gradationskurven ist es möglich, präzise Änderungen in den Rot-, Grün- und Blau-Kanälen vorzunehmen, um beispielsweise bestimmte Helligkeitsbereiche von Änderungen auszuschließen oder um sie stärker zu betonen. Zudem können Sie mit den Gradationskurven auch die Tonwerte im Ganzen ändern. Wir würden Ihnen dafür eher die einfachere Tonwertkorrektur-Einstellebene empfehlen. Natürlich können Sie auch die Funktionen für Farbkorrekturen, Umfärben sowie Kontrast/Helligkeit etc. verwenden.
Um das LUT zu exportieren, müssen Sie nur noch zum entsprechenden Menüeintrag unter "Datei" navigieren und einmal klicken. [Foto: MediaNord]
Der Export-Dialog ermöglicht es, der LUT einen eindeutigen Namen zu geben. Auch lässt sich das Dateiformat wählen. Der Schieberegler erlaubt die Wahl der Node-Anzahl. Mit dem Beispielfoto können Sie beurteilen, wie sich die LUT auf ein Foto auswirkt. [Foto: MediaNord]
Darüber hinaus können Sie auch LUTs miteinander kombinieren, um eine ganz neue LUT daraus zu erzeugen. Dazu müssen Sie nur die entsprechenden LUTs laden. Wie das geht, lesen Sie etwas weiter unten im Text.
Affinity Photo 2
Die ersten Schritte haben Sie bereits mit den Einstellebenen erledigt. Bitte beachten Sie abermals, dass Änderungen basierend auf Pixeln wie Verzerrungseffekte oder Retuschen nicht ins LUT übernommen werden.
Als nächstes navigieren Sie zu "Datei" und von dort zum Punkt "LUT exportieren". In dem dann auftauchenden Dialog sehen Sie anhand eines Beispielbilds, wie es mit dem von Ihnen erstellten LUT aussehen würde. Alternativ können Sie auch ein eigenes Bild nutzen, um eine noch bessere Vorstellung der LUT zu bekommen.
Um die LUT einzusetzen, müssen Sie nur die Einstellungsebene "LUT" wählen und... [Foto: MediaNord]
... die LUT wird bei Auswahl sofort im Bild sichtbar. Da die LUT als separate Ebene angelegt wird, können Sie sie wie eine normale Ebene mit verschiedenen Verrechnungsmethoden versehen und die Deckkraft ändern, mehr nicht. [Foto: MediaNord]
In dem Dialog können Sie einen Namen für das LUT vergeben und einen Dateityp auswählen. Wir empfehlen, beim .cube-Format zu bleiben, da es das am häufigsten verwendete LUT-Format ist. Mit dem Schieberegler können Sie die Anzahl der Nodes einstellen. Je mehr Nodes, desto präziser ist das LUT und umso größer wird es. Wir empfehlen nicht mehr als 65x65x65 Nodes zu wählen. Danach klicken Sie auf "Exportieren", wählen einen Speicherort und bestätigen das Ganze.
Eine LUT in Affinity Photo 2 verwenden
Um eine LUT einzusetzen, navigieren Sie einfach zu dem Icon der Einstellungsebenen und wählen LUT aus. In dem Dialogfeld klicken Sie auf "LUT laden" und navigieren zu dem von Ihnen gewählten Speicherort. Dann klicken Sie auf das gewünschte LUT und bestätigen mit "OK". Schon wird das LUT als Ebene auf das Bild angewendet. Sie können allerdings noch die Verrechnungsmethode und die Deckkraft wählen.
Photoshop
Die Erstellung einer LUT ist in Photoshop ähnlich simpel wie in Affinity Photo. Sie machen, wie beschrieben, Änderungen über Einstellungsebenen. Sie können sich wie bei Affinity Photo voll austoben und mit dem gesamten Einstellungsebenen-Arsenal der Software loslegen.
Das Erstellen von LUTs in Photoshop ist denkbar einfach. Sie müssen nur Einstellungsebenen anlegen und diese nach Ihren Wünschen anpassen. In diesem Fall haben wir einige Farben mit einer Gradationskurve verschoben. [Foto: MediaNord]
Zum Exportieren der LUT müssen Sie nur auf das Dateimenü navigieren und Exportieren und gleich danach Color Lookup Tabellen auswählen. [Foto: MediaNord]
Danach füllen Sie nur noch den Exportdialog aus, wählen die Anzahl der Nodes und das zu schreibende Dateiformat. Sie können auch mehrere LUT-Typen auf einmal schreiben. [Foto: MediaNord]
Sind die Anpassungen erledigt, können Sie die LUT exportieren. Dazu navigieren Sie zu "Datei", wählen den Menüpunkt "Export" aus und klicken dann auf "Color Lookup". Im Exportdialog können Sie die LUT dann benennen und sogar ein Copyright eintragen. Danach können Sie die Anzahl der Nodes entweder über einen Schieberegler, ein Eingabefeld oder eine Vorgabe wählen. Je mehr Nodes, desto präziser und größer die LUT. Nach der Formatwahl, wir empfehlen .cube, klicken Sie auf okay, wählen einen Speicherplatz und fertig ist die LUT.
Eine LUT in Photoshop verwenden
Um eine LUT in Photoshop auf ein Bild anzuwenden, wählen Sie einfach die Einstellungsebene "Color Lookup". Danach wählen Sie unter "3DLUT" den Eintrag "Load 3D LUT" aus. Dann müssen Sie nur noch die LUT in Ihrem Verzeichnis finden und auswählen. Wie bei Affinity Photo werden die Auswirkungen der LUT sofort sichtbar. Auch in Photoshop ist die LUT eine Einstellungsebene. Sprich: Sie können sie mit verschiedenen Verrechnungsmethoden einsetzen und die Deckkraft nach Wunsch anpassen.
Alternative Methoden zur LUT-Erzeugung
3D LUT Creator ist eine Standalone-Software, die es ermöglicht, LUTs zu erzeugen. Dabei bietet die Software deutlich mehr Optionen, um ein präzises LUT zu erstellen, zudem sind die Werkzeuge, die bereitgestellt werden, optisch sehr ansprechend und visualisieren die Bearbeitungs-Vorgänge. Die Software stammt allerdings noch aus einer Zeit, in der Bildbearbeitungsprogramme gerade einmal LUTs lesen konnten, aber nicht erstellen.
Zudem gibt es auch einen Online LUT Creator (OLC). Dieser ist nach einer Registrierung kostenlos und macht praktisch das gleiche, was wir in unserem Fototipp beschrieben haben, mit der Ausnahme, dass Sie die Einstellungsebenen nach der Erstellung auf ein eigenes Bild auf ein Farbraster kopieren und dieses als PNG exportieren. Das PNG wird dann auf der OLC Website hochgeladen und in eine LUT konvertiert. Das Tool stammt aus dem Jahr 2019, funktioniert aber immer noch. Zudem sind von der Community erstellte LUTs herunterladbar.
Die Benutzung eines LUTs in Photoshop ist ebenfalls denkbar einfach. LUTs werden nämlich wie Einstellungsebenen verwendet und sind darum auch unter dem entsprechenden Icon in der Ebenenpalette zu finden. [Foto: MediaNord]
Die Auswahl der Color Lookup Einstellungsebene alleine nutzt aber noch nichts, denn die Auswahl der LUT müssen Sie separat in den Detaileinstellungen der Einstellungsebene durchführen. [Foto: MediaNord]
Ist die entsprechende LUT noch nicht im designierten LUT Ordner von PS hinterlegt, können Sie sie von jedem Ort auf ihrem Rechner per Datei-Browser laden. [Foto: MediaNord]
Wurde die LUT gewählt, dauert es je nach Komplexität der LUT einige Sekunden, bis das Bild mit der LUT präsentiert wird. [Foto: MediaNord]