Rubrik: Bildgestaltung
Menschen – ein weites Feld
2002-05-20 Fotos vom Menschen sind ein absolut unerschöpfliches Thema. Vom gestylten Porträt bis zur Reportage, vom zarthäutigen Baby bis zum Greis, vom Akt bis zur Abstraktion kann jeder Fotograf sich das als Thema aussuchen, was seiner Gefühlsstruktur entspricht. (Jürgen Rautenberg)
Türkische Mädchen am Fenster [Foto: Jürgen Rauteberg]
Was man als Betrachter so zu sehen bekommt, reicht vom fotografischen Blabla
über Abklatsch bis zum Augenschmaus; vom Kitsch bis zum Kunstwerk. Es ist daher
unmöglich, das Thema Menschenfotos in einem einzigen Tipp abzuhandeln. Die
folgenden Beispielfotos können Ihnen aber vielleicht die Entscheidung
erleichtern, welche Menschenmotive für Ihre ganz persönliche Fotografie
infrage kommen. Ein ganz geheimer Trick: Wer Menschen mag, kann sie auch
fotografieren. Auf alle angesprochenen Motivbereiche werden wir in einzelnen
Tipps näher eingehen.
Kinder werden in unseren Breiten gern und viel fotografiert. Für die zwei
kleinen Türkinnen ist es eine neue Erfahrung, überhaupt fotografiert zu
werden. Eltern sollten ihre Kamera stets griffbereit haben. Am schönsten sind
auf Bildern immer die eigenen Kinder. Manche wissen das und beginnen, zu
posieren. Dann braucht es Einfühlungsvermögen und Gespür für den richtigen
Moment.
Mädchenporträt, Ausleuchtung gleichmäßig [Foto: Jürgen Rauteberg]
Das Porträt ist mit einem gewissen Nimbus behaftet, der wohl daher kommt,
dass Porträts zumeist von Fachleuten hergestellt werden, die dann auch über
das nötige Equipment verfügen. Lassen Sie sich nicht ins Boxhorn jagen. Eine
relativ einfache Ausrüstung reicht aus, um gute Bilder zu machen. Nicht der
große Lampenpark macht gute Fotos, sondern die Kreativität, also die
Empfindungs- und Vorstellungsfähigkeit des Fotografen.
Drei Porträts zeigen Ihnen, was mit einfachen Mitteln möglich ist. Sie
brauchen: Kamera mit einem Objektiv mit ca. 70 bis 120 mm Brennweite, zwei
Blitzgeräte, einen Streuschirm, eine Styroporplatte oder ähnliches zum
Aufhellen, eine Einstell-Leuchte, um die Lichtwirkung beobachten zu können.
Zwischen Bild 2 und 3 liegt nur eine geringe Kopfdrehung und die
Reduzierung der Ausleuchtung auf eine Leuchte von links hinten – und schon zeigt
sich eine völlig andere Stimmung. Licht und Schatten prägen Form und Ausdruck
des nachdenklichen Herrn. Das muss man lernen; aber es ist lernbar.
Mädchenporträt, Ausleuchtung links hinten [Foto: Jürgen Rauteberg]
Sie können Ihre Bilder im Studio machen, Sie können Menschen aber auch
überall sonst fotografieren. Ohne Vorbereitung, ohne Geräteaufwand. Auf der
Straße, im Urlaub, bei der Arbeit. Hier trifft man das Leben; die Ahne mit dem
Endlichkeitsblick, den Juwelier in ungewohnter Umgebung, der natürlich anders
arbeitet, als wir es gewohnt sind. Hier können Sie das Blitzlicht sogar bei
Tageslicht einsetzen; es hebt die Aktion im Vordergrund hervor und die
ergänzenden Informationen und hält den Hintergrund zurück. Wenn es darum
geht, Fremde zu fotografieren, muss mancher seine Schüchternheit ablegen.
Fremde lassen sich meist gerne fotografieren, wenn man sie richtig anspricht.
Sagen Sie Ihnen, was und warum Sie gerne fotografieren möchten.
Es gibt zahllose Kurse in "Mädchenfotografie". Dort macht man
viele hübsche Fotos von hübschen jungen Mädchen mit hübschen glatten
Gesichtern. Was halten Sie davon, Menschen zu porträtieren, deren
Lebenserfahrung an ihren Gesichtern abzulesen ist? Menschen, mit denen man zu
ausdrucksstarken, aussagekräftigen Bildern kommt?
Männerporträt, Ausleuchtung links und rechts 90 Grad [Foto: Jürgen Rauteberg]
Indischer Juwelier [Foto: Jürgen Rauteberg]
Greisin [Foto: Jürgen Rauteberg]