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Mit Imaging Edge Webcam Sony-Fotokameras zu Webcams machen

2020-08-30 Nachdem Nikon, Canon, Panasonic und Olympus kostenlose Programme veröffentlicht haben, mit denen sich aus hochwertigen Kameras Webcams machen lassen, wollte auch Sony nicht zurückstehen und veröffentlichte im August 2020 die Software Imaging Edge Webcam. In diesem Fototipp zeigen wir, wie das genau funktioniert, was zu beachten ist und welche Kameras mit der kostenlosen Software kompatibel sind.  (Harm-Diercks Gronewold)

Imaging Edge Webcam lautet der Name der Sony-Software, die aus einer Fotokamera eine Webcam macht. Die Software ist kostenlos auf der Sony-Website erhältlich (siehe weiterführende Links). Bevor Sie sie Imaging Edge Webcam von der Sony-Website herunterladen können, müssen Sie zunächst auswählen, welche Kamera Sie besitzen. Sollte sich Ihre Kamera nicht unter den 35 angezeigten Kameramodellen befinden, dann ist Ihre Kamera nicht kompatibel mit der Software. Wir haben die Software für die Sony Alpha 7 III heruntergeladen. Der Download ist mit knapp sechs Megabyte ziemlich schlank und nur für Windows-10-64-Bit-Systeme verfügbar.

Nach der Installation der Software muss die Kamera noch ein wenig konfiguriert werden. Die Kamera muss dann so von Ihnen eingestellt werden, dass die Steuerungsoption über ein Smartphone deaktiviert ist. Zudem muss bei der USB-Verbindungs-Option die Einstellung "PC-Fernbedienung" aktiviert sein. Danach schließen Sie die Kamera mit einem passenden USB-Kabel an den Rechner an und schon sind Sie startbereit.

Die Software Imaging Edge Webcam besitzt keine eigene Oberfläche. Sie ist praktisch nur ein Treiber, der dem Betriebssystem eine per USB-Kabel angeschossene Sony-Kamera direkt als Webcam darstellt. Das klappt auch sehr gut. Die übertragene Auflösung ist 1.024 x 576 Bildpunkte im 16:9-Seitenverhältnis. Darüber hinaus ist ihr Vorschaubild spiegelverkehrt, das ist sehr intuitiv beim Einrichten des Bildausschnitts und der eigenen Positionskontrolle. Das übertragene Bild, was zu den anderen Teilnehmern der Konferenz geschickt wird, ist hingegen spiegelrichtig.

Beim Betrieb ist es fast egal, welche Einstellungen Sie an der Kamera vornehmen. Im Fall der Alpha 7 III können die AF-Betriebsarten wie Augenerkennung, Verfolgungs- und Einzel-AF sowie kontinuierlicher Fokus benutzt werden. Die manuelle Fokussierung ist nur über einen Umweg möglich, da die Übertragung des Videostreams abbricht, sobald der Fokusring betätigt wird. Hier muss man zunächst den Fokus auf dem Monitor oder Sucher an der Kamera kontrollieren. Ist das erledigt, reicht ein kleiner Tipp auf den Auslöser und schon startet die Videoübertragung wieder.

Weder der Bildstabilisator in der Kamera, noch der im Objektiv wird genutzt. Da eine Webcam in den meisten Fällen fest montiert ist, ist der Einsatz des Bildstabilisators auch eher irrelevant. Auf eine Belichtungskorrektur müssen Sie allerdings nicht verzichten und auch die Blende lässt sich einstellen, wenn die Kamera sich in einem entsprechenden Belichtungsprogramm ist. Der Weißabgleich ist automatisch, allerdings kann er auch auf den manuellen Modus umgestellt werden.

Bei der Übertragung des Tons lässt Sie die Software im Übrigen allein, denn die Kamera überträgt nur das Bildsignal. Um Ton zu übertragen, benötigen Sie ein extra Mikrofon (oder notfalls z. B. das ggf. in Ihrem Laptop-Computer bereits eingebaute Mikrofon).

Die übertragene Bildqualität ist sehr gut und im Fall der Alpha 7 III macht sich auch die optische Qualität des FE 24-105 mm F4 G OSS positiv bemerkbar. Für dieses Setup erzeugte das verwendete Dual-Monitor-System eine gute Beleuchtung. Das Bild selber ist extrem scharfgezeichnet, was bei der Übertragung in eine Konferenzsoftware von Vorteil sein kann (allzu oft sind übertragene Webcam-Bilder eher weich bis "matschig"). Die Nachschärfung ist sogar fast schon ein bisschen zu viel des Guten.

Die Stromversorgung der Kamera für den Webcam-Einsatz stellt einen meist vor größere Probleme. Im Fall der Alpha 7 III (und vielen anderen Sony-Kameras) ist das Ganze allerdings überhaupt kein Problem, da die Kamera über ihre USB-C-Schnittstelle mit Dauerstrom versorgt werden kann. Lediglich ein Akku muss in der Kamera eingelegt sein. Dieser wird beim Betrieb allerdings weder geladen noch entladen. Ob Ihre Kamera per USB mit Strom versorgt werden kann, können Sie aus der Bedienungsanleitung Ihrer Kamera entnehmen.

Wir haben die Sony Imaging Edge Webcam mit Skype, Microsoft Teams sowie Discord (Web und App) getestet und dabei gab es keine Probleme im Betrieb oder der Kompatibilität. Wenn Sie mehr Video-Auflösung aus der Kamera übertragen und auch die volle Kontrolle über alle Einstellungen der Kamera haben wollen, dann bleibt Ihnen nur noch der Weg über die HDMI-Schnittstelle der Kamera (Clean HDMI) und über eine externe Capture-Card für Ihren Rechner. Doch das ist ein Thema für einen anderen Fototipp.


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Autor

Harm-Diercks Gronewold

Harm-Diercks Gronewold, 52, ist gelernter Fotokaufmann und hat etliche Jahre im Fotofachhandel gearbeitet, bevor er 2005 in die digitalkamera.de-Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Produktdatenbanken, Bildbearbeitung, Fototipps sowie die Berichterstattung über Software und Zubehör. Er ist es auch, der meistens vor der Kamera in unseren Videos zu sehen ist und die Produkte vorführt.